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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Richard.
    Der Soldat zuckte zusammen und sah auf. »Sie gehen nach Norfolk Island?«
    »So ist es. Und ich habe den Befehl, alle meine Werkzeuge und sonstigen Dinge mitzunehmen, was mir sehr Leid tut. Major Ross versicherte mir, Sie könnten die Arbeit mit den hier verbleibenden Werkzeugen fortführen.«
    »Gewiss«, erwiderte Stanfield fröhlich. Er stand auf und
streckte Richard die Hand hin. »Richard, ich danke Ihnen für Ihre Großzügigkeit und Zeit.«
    Richard ergriff die Hand und schüttelte sie herzlich. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Daniel.«
     
    Die Männer waren zu Hause versammelt, wo Lizzie das Abendessen zubereitet hatte. Hätte sie nur ein paar mehr Zutaten gehabt, so hätte jeder gemerkt, was für eine gute Köchin sie war. Es gab Gemüsesuppe mit Erbsen und einen Kessel voll Reis, dazu für jeden einen Löffel Sauerkraut.
    Richard stellte die Werkzeugkiste hin und gesellte sich zu der um das Feuer sitzenden Gruppe. Es gab zwar kein Holz zum Sägen, dafür aber reichlich Brennholz.
    Wie sollte er es ihnen beibringen? Sollte er Lizzie unter vier Augen einweihen? Denn natürlich musste er es ihr zuerst sagen, auch wenn er Tränen und Proteste fürchtete. Lizzie würde glauben, er habe darum gebeten, sie nicht mitnehmen zu müssen.
    Er aß schweigend, froh darüber, dass keiner bemerkt hatte, dass er seine Werkzeugkiste mitgebracht hatte. Würden sie ohne ihn überleben? Bestimmt, dachte er. Acht Monate waren sie jetzt hier, und inzwischen lebte jeder unabhängig von der Gruppe sein eigenes Leben. Nur noch Kost und Logis hielten die Gemeinschaft zusammen. Die Männer, die in den Lagerhäusern arbeiteten - also die meisten -, hatten ein gutes Verhältnis untereinander und zu Leutnant Furser. Sorgen machte Richard sich allenfalls um Joey Long, der so leicht beeinflussbar war. Er würde die anderen bitten, sich um ihn zu kümmern. Was Lizzie anging, sie würde sogar den Untergang der Royal George überleben. Richard war nie ein dominanter Anführer gewesen. Sie würden seine Abwesenheit kaum merken, und einige waren vielleicht sogar froh, eigene Wege zu gehen.
    »Begleite mich ein paar Schritte, Lizzie«, sagte er nach dem Essen.
    Lizzie sah ihn überrascht an, kam jedoch mit vor die Tür. Sie merkte, dass ihn etwas bedrückte, war sich selbst jedoch keiner Schuld bewusst.
    Draußen dämmerte es, doch die offizielle Sperrstunde war das
ganze Jahr über acht Uhr, auch wenn es früher dunkel wurde. Richard führte seine Frau zu einer einsamen Stelle am Wasser. Sie setzten sich auf einen Felsen. Grillen lärmten im Gras und eine große Spinne kroch über die Steine, sonst störte nichts ihre stille Zweisamkeit.
    »Major Ross hat mich heute zu sich gerufen«, sagte Richard mit fester Stimme. Er blickte über die Bucht, an deren westlichem Ufer Myriaden von Lichtern flimmerten und leuchteten. »Ich soll morgen an Bord der Golden Grove gehen und nach Norfolk Island fahren.«
    Sein Tonfall verriet Lizzie, dass er allein gehen würde, doch sie musste die Frage stellen. »Soll ich mitkommen?«
    »Nein. Ich habe darum gebeten, aber die Bitte wurde abgelehnt. Anscheinend hat der Gouverneur die Frauen, die mitkommen, bereits ausgewählt.«
    Eine Träne fiel auf den von der Sonne noch warmen Felsen. Lizzies Lippen zitterten, doch sie rang tapfer um ihre Fassung. Sie durfte keine Szene machen. Richard wollte gehen. Sicher hatte er gefragt, ob sie mitkommen konnte, aber er hatte bestimmt auch von vornherein gewusst, dass die Antwort nein lauten würde.
    »Gut, Richard«, sagte sie deshalb mit einer Stimme, die nichts von ihrem Kummer verriet. »Wir gehen dorthin, wo man uns hinschickt, weil wir es uns nicht aussuchen können. Ich bleibe also hier und kümmere mich weiter um die Familie. Wenn ich mich anständig benehme, kann man mich nicht zwingen, ins Frauenlager zurückzukehren. Schließlich bin ich verheiratet, und nur eine Laune des Gouverneurs hat mich von meinem Mann getrennt. Außerdem habe ich mit Leutnant Furser eine für ihn vorteilhafte Vereinbarung über das Gemüse getroffen. Deshalb wird er mich nicht ins Frauenlager gehen lassen.« Lizzie stand rasch auf. »Lass uns zurückgehen und es den anderen erzählen.«
    Nur Joey Long weinte.
     
    Kurz nach Sonnenaufgang jedoch hatte Joey seinen Kummer vergessen und strahlte über das ganze Gesicht. Sergeant Thomas Smyth war nämlich gekommen und hatte ihm mitgeteilt, dass er
ebenfalls auf der Golden Grove nach Norfolk Island fahren werde. Er solle seine

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