Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
gerettet worden waren, und zog eine große Flasche mit einer zähflüssigen Substanz heraus. »Doktor Balmain destillierte das aus dem Saft eines Baumes, den Mr Bowes Smyth vor seiner Abreise nach China entdeckte, einer Art Terebinthe, wie er meinte, obwohl der Saft eine bläuliche Farbe hat. Balmain probierte den Saft an einer rostigen Säge aus, und angeblich funktioniert es einwandfrei.«
    »Dann spare ich mir das Antimonfett und den Walfischtran für die Waffen auf und gebe Edmunds diese Flasche für die Sägen.« Richard konnte sein Glück immer noch nicht fassen.
    Zwei Tage später hatte er in einem stabilen Zelt, dessen Wände hochgerollt werden konnten, eine Werkstatt eingerichtet. Major Ross hatte nicht übertrieben: Die Waffen der Siedler waren furchtbar verrostet.
    »Was für ein verschwiegener Kerl Sie sind, Richard«, sagte Stephen Donovan. Er war gekommen, um herauszufinden, was es mit dem neuesten Gerücht auf sich hatte.

    Richard freute sich, ihn zu sehen. »Ich wollte nicht über Dinge reden, die ich hinter mir gelassen habe, Mr Donovan«, erwiderte er. »Jetzt, da ich offizieller Büchsenmacher bin, gebe ich gern darüber Auskunft.«
    In der folgenden Stunde sagte Donovan nichts. Er sah nur wie gebannt Richard bei der Arbeit zu. Richards erster Auftrag waren zwei Pistolen des Majors. Was für ein Vergnügen, einen begnadeten Handwerker bei seiner hingebungsvoll ausgeübten Arbeit beobachten zu können! Den sicheren Bewegungen seiner Hände zu folgen! Mit der Spitze eines mit Lint umwickelten Stäbchens gab Richard einen Tropfen Walfischtran auf die Sprungfeder.
    »Die Spannung der Feder hat nachgelassen«, erklärte Richard. »Deshalb wurden nicht genügend Funken erzeugt. Davon abgesehen, hat der Major seine Pistolen gut gepflegt. Und was haben Sie seitdem getan?«
    »Ich war die meiste Zeit mit einem Beiboot unterwegs, um Austernschalen heranzuschaffen. Wir fahren jetzt aufs Meer hinaus, weil wir in Port Jackson keine mehr finden.«
    »Dann kehren Sie jetzt besser zu Ihrem Boot zurück, denn ich sehe gerade Major Ross kommen«, sagte Richard und legte die Pistole mit einem zufriedenen Seufzer hin.
    Donovan verstand den Wink und ging.
    »Fertig?«, fragte Ross barsch.
    »Jawohl, Sir. Sie müssen nur noch getestet werden.«
    »Dann kommen Sie mit zum Schießstand«, sagte der Major. Er nahm den Kasten aus Walnussholz entgegen. »Sobald die Musketen wieder funktionieren, finden jeden Samstag unter Ihrer Aufsicht Übungen im Schießstand statt. Port Jackson sollte befestigt werden, doch Seine Exzellenz hält Mauern und Geschützstellungen für überflüssig. Also muss ich meine Männer wenigstens so gut wie möglich auf Angriffe vorbereiten. Denn was ist, wenn die Franzosen kommen? Keins unserer Schiffe liegt an einer zur Verteidigung geeigneten Stelle, und wir bräuchten etwa drei Stunden, bis eine Kanone feuerbereit ist.«
    Der Schießstand war ein Holzhaus ohne Vorderwand. Im Innenraum war Sand aufgehäuft. Ein Pfosten mit einem daran befestigten
geschwärzten Holzklotz war das Ziel. Major Ross schoss, während Richard die zweite Pistole lud. Der Major feuerte auch diese ab und grunzte zufrieden. »Die funktionieren besser als damals, als ich sie gekauft habe. Morgen fangen Sie mit den Musketen an. Ach ja, ich habe übrigens einen Lehrling für Sie gefunden.«
    Ich hoffe nur, mein von Ross so selbstherrlich ernannter Lehrling bringt Talent für diese Arbeit mit, die mit großer Sorgfalt ausgeführt werden muss, dachte Richard. Major Ross ist ein ehrenwerter Mensch, und ich sollte deshalb zuerst an seinen eigenen Pistolen zeigen, was ich kann. Aber zwei schöne Pistolen herzurichten ist etwas ganz anderes, als zweihundert oder noch mehr Musketen zu zerlegen, zu reinigen und wieder zusammenzusetzen. Ein fähiger Helfer wäre ein Geschenk des Himmels, ein Tollpatsch dagegen nur ein Klotz am Bein.
    Der Soldat Daniel Stanfield war ein Geschenk des Himmels. Stanfield war jung, schmächtig, uneitel und hatte, wie er Richard erzählte, zuerst Unterricht bei seiner Mutter und dann in einer Armenschule gehabt. Er las gern, trank wenig und war wissbegierig, ohne den anderen mit dauernden Fragen auf die Nerven zu fallen. Er hörte genau zu, wenn man ihm etwas sagte, merkte sich alles, legte die Werkzeuge nach getaner Arbeit an ihren richtigen Platz zurück und hatte geschickte Hände.
    »Komische Situation«, bemerkte Stanfield einmal, als er zusah, wie Richard eine Muskete zerlegte.
    »Warum?«, fragte

Weitere Kostenlose Bücher