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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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werden, nur ab und zu einen Verkaufsstand, den ein Kapitän am Strand aufbaut. Leider gibt es an solchen Ständen keine Teetassen aus Porzellan oder silberne Gabeln. Dort gibt es immer nur dasselbe: Wasserkessel, Herde, Kattun, billiges Papier, Tinte.«
    »Diese Dinge sind natürlich wichtiger als ein Teeservice«, sagte Richard. »Manchmal gibt es ja auch Kleider.«
    »Die den Frauen aber nie gefallen«, entgegnete Stephen.
    »Weil immer nur Männer die Auswahl treffen«, sagte Kitty lächelnd. »Die Männer glauben, dass Frauen lieber Kleider kaufen
als Porzellan oder Vorhänge für die Fenster, und dann suchen sie auch noch die falschen aus.«
    »Vorhänge wären dir lieber?«, fragte Stephen. Er wunderte sich immer noch, dass es Kitty nichts auszumachen schien, dass sie Richard nicht heiraten konnte. »Die beiden Mrs Morgans«, hatte sie ganz unbekümmert gesagt.
    »Auf jeden Fall.« Kitty legte ihren Löffel auf den Tisch und sah sich im Wohnzimmer um, dessen Einrichtung große Fortschritte gemacht hatte. Die Innenwände waren fertig und die meisten Flächen bereits blank poliert. Die Bücher standen in Regalen säuberlich aufgereiht, in einem zum Blumentopf umfunktionierten Krug blühte eine Pflanze. »Zu Hause fühle ich mich am wohlsten. Teppiche und Vorhänge zu haben, das wäre wunderbar. Und Blumenvasen und Bilder an den Wänden. Wenn ich seidene Fäden hätte, könnte ich auch Wandbehänge und Sitzkissen für die Stühle sticken.«
    »Eines Tages wirst du das alles haben«, versprach Richard. »Wir können nur hoffen, dass eines Tages ein Schiff kommt, das Lampen und das Öl dazu verkauft, Stickereiseide, Teegeschirr und Vasen. In den staatlichen Warenlagern gibt es wirklich immer nur dasselbe: billige Kleider, Schuhe, Holzschüsseln, Zinnlöffel und -becher, Schöpflöffel und Talgkerzen.«
    Nach dem Essen unterhielten sich die Männer über Dinge, die sie in den Zeitungen gelesen hatten, dann wechselten sie zu wichtigeren Themen und sprachen über Weizen, noch zu rodende Flächen, die Arbeit in den Sägegruben und die Veränderungen, die Kommandant King ins Werk setzte.
    »Es wird trotz all seiner schönen Reden nicht weniger bestraft«, sagte Richard. » Achthundert Peitschenhiebe, um Himmels willen! Es wäre humaner, den betreffenden Menschen zu hängen. Bei Major Ross waren es nie mehr als fünfhundert Hiebe, und davon wurde das meiste erlassen. Außerdem fällt mir auf, dass die Ärzte nicht mehr so oft eingreifen dürfen wie früher.«
    »Sei gerecht, Richard. Schuld daran ist nur das Neusüdwales-Korps. Das sind Bestien, die von Bestien befehligt werden. Ich wünschte mir nur, sie würden sich nicht immer die armen Iren als Opfer aussuchen.«

    »Na ja, die Iren kommen alle vom Land und die meisten sprechen nur Irisch, kein Englisch. Sie behaupten es zwar, aber das stimmt nicht. Wie sollen sie gehorchen, wenn sie die Befehle nicht verstehen? Ich kenne aber einen Iren, mit dem das Sägen ein Vergnügen ist. Er ist mein bester Partner seit Billy Wigfall und stets gut gelaunt und höflich. Zwar versteht er kein Wort von dem, was ich sage, und ich verstehe ihn nicht. Aber mit der Säge zwischen uns verstehen wir uns glänzend.«
    Kitty klatschte in die Hände. »Richard, rede nicht immer über deine Sägegruben! Stephen hat große Neuigkeiten.«
    »Ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Stephen, du hast das Wort!«
    »King bestellte mich heute Morgen zu sich und sagte, ich solle zum amtlichen Lotsen für Norfolk Island ernannt werden. Er und Major Ross haben sich wohl über die vielen Unfälle vor der Küste unterhalten. Jollen und Beiboote sind immer wieder auf dem Riff gestrandet, weil sie Warnsignale ignoriert und eine Landung versucht haben. Ab sofort entscheide also nur noch ich, wann und wo ein Boot anlegt. Mein Wort ist Gesetz und es gilt auch für Schiffe auf der Reede. Wäre ich Lotse gewesen, als die Sirius hier ankerte, wäre sie nicht an dem Riff hängen geblieben.«
    »Das ist wirklich wunderbar, Stephen!«, rief Kitty.
    »Aber es ist noch nicht alles, oder?«, fragte Richard.
    »Da ist noch etwas, zugegeben.« Stephens Gesicht wirkte wie von innen erleuchtet. »Sobald Kommandant King die Zustimmung des Gouverneurs erhält, bekomme ich mein Leutnantspatent. Irgendwann werde ich auf einem Schiff Dienst tun müssen, aber zunächst bleibe ich hier. Kein Grund zur Panik also. Ich arbeite also als Lotse, aber bald werdet ihr mich Leutnant Donovan nennen müssen. Wenn ich nicht als Lotse

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