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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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musste er aber noch die Kiste genau untersuchen, bevor Kitty und Joey Long Brennholz daraus machten oder sie als Mulchbehälter für den Garten benutzten. Joeys winziges Häuschen lag direkt an der Grenze von Richards Parzelle zur Queensborough Road, neben dem Fußweg, der zum Haupthaus hinunterführte. Joey und MacGregor waren seine Wachen gegen Diebe. Nicht, dass er bisher mit Dieben gerechnet hätte. Aber wer konnte schon wissen, wie viele und vor allem was für Sträflinge der Gouverneur ihnen noch schicken würde?
    Auf einem kleinen Platz im Mondlicht blieb Richard stehen und machte sich mit einem Meißel und einem kleinen Hammer über die Kiste her. Er arbeitete leise. Und siehe da, sobald er den schweren Rahmen entfernt hatte, sah er, dass der Hohlraum zwischen innerer und äußerer Wand mit Baumwolllappen ausgestopft war. Nur wenige Minuten später war die Kiste zerlegt und Richard im Besitz von hundert Goldstücken. Richard zog die Hose aus, wickelte die Münzen hinein und legte das Holz der Kiste auf einen Haufen und die Hose obendrauf. Dann kehrte er mit dem Haufen zum Haus zurück. Kitty hatte gemeint, Glück sei bei ihm nicht im Spiel gewesen. Er selbst war sich nicht sicher, ob er nur Glück gehabt oder Gott ihn behütet hatte. Gab es da überhaupt einen Unterschied?
    Beim Bau des Hauses hatte er bereits an ein Versteck für Wertsachen gedacht. Auf der Rückseite, dem Abhang im Westen zugewandt, hatte er in den steinernen Unterbau einen Hohlraum eingebaut. Niemand wusste etwas davon, und niemand würde je davon erfahren. Richard behielt zwanzig Münzen zurück, die restlichen achtzig legte er in das Versteck. Er schlich leise wieder ins Haus und legte sich ins Bett. Kitty murmelte etwas im Schlaf, Mac-Tavishs
Schwanz klopfte gegen die Decke. Richard tätschelte den Hund, dann schmiegte er sich an Kitty. Er ließ eine Hand sanft über ihren Körper gleiten und schloss die Augen.
     
    Die Hutschachtel lag immer noch auf dem Stuhl, als Richard am nächsten Morgen zur Arbeit ging, und sah Kitty vorwurfsvoll an, während diese ihre Hausarbeit versah, Staub wischte, Wäsche wusch, Bücher abstaubte und ein kaltes Mittagessen vorbereitete. Für eine warme Mahlzeit war es zu heiß.
    Wie umsichtig Richard war! Die Überreste der Kiste waren beim anderen Brennholz neben der Tür säuberlich aufgestapelt. Richard hatte Kienspäne daraus gemacht, genau in der richtigen Größe für das Herdfeuer. Jetzt war es freilich noch zu heiß, um den Herd anzuzünden. Sie würde bis zum Nachmittag warten und erst dann Brot backen. Kitty kehrte noch einmal ins Haus zurück und betrachtete die Hutschachtel. Dann nahm sie sie mit einem Seufzer an sich und machte sich auf den Weg zur Queensborough Road. Joey fällte Tannen. Richard war fest entschlossen, so viel Land zu roden, dass er im kommenden Juni einige Hektar Weizen und Mais anbauen konnte. Joey konnte zwar nicht sägen, war aber ein guter Holzfäller. MacGregor meldete ihm bellend Kittys Ankunft.
    »Joey, willst du mich nach Sydney Town begleiten?«
    Der getreue Joey sah sie nur voller Verehrung an und nickte stumm. Er zog sein Hemd von einem Ast und schlüpfte hastig hinein, dann machten sie sich auf den Weg in Richtung Mount George. MacGregor und MacTavish hüpften um sie herum.
    »Ich muss noch etwas beim Vizegouverneur erledigen«, sagte Kitty. »Suche in der Zwischenzeit Mr Donovan, Joey, und bitte ihn, zum Abendessen zu uns zu kommen. Wir treffen uns hier wieder. Trödle bitte nicht!«
    Der Amtssitz des Inselkommandanten wurde vergrößert und vollständig umgebaut. Es wimmelte nur so von Bauarbeitern. Nat Lucas brüllte Befehle, und seine Arbeiter beeilten sich, sie zu erfüllen. Nur dumme Sträflinge faulenzten bei Arbeiten für den Kommandanten persönlich, und die wenigsten Sträflinge waren dumm. Die Arbeiten hatten allerdings einen provisorischen Charakter.
Kommandant King war immer noch unschlüssig, ob das Gebäude an seinem jetzigen Standort bleiben oder dorthin verlegt werden sollte, wo nach Richards Auskunft früher der Garten gewesen war. Kitty hatte das Haus noch nie von innen gesehen. Deshalb wusste sie auch nicht, ob sie als Sträfling nach dem Hintereingang suchen musste oder ob aller Besucherverkehr durch den Haupteingang zum Meer hin abgewickelt wurde.
    »Wen suchst du, Kitty?«, fragte Nat Lucas.
    »Lizzie Lock.«
    »Die ist im Küchenhaus. Da lang.« Er zeigte Kitty den Weg und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
    Sie ging am Haupthaus vorbei und zu

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