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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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John Adams«, sagte Richard, dessen Interesse erwacht war. »Er meint doch sicher Samuel Adams?«
    »Wenn die Steadfast Society die reichsten Kaufleute Bostons hängen will, dann ja, dann müsste es Samuel sein«, sagte Mr Thistlethwaite. »Aber John ist der produktivere Schriftsteller und Redner.«
    In einer Stadt am Meer stellte die Beschaffung zweier Stricke mit zwei sauber geknüpften Schlingen keine Schwierigkeit dar. Zwei solche Stricke tauchten wie durch Zauberei auf, und die stoppeligen, mannsgroßen Puppen wurden am Hals zum Schild des Amerikanischen Kaffeehauses hochgezogen. Dort drehten sie sich rauchend um die eigene Achse. Der Rachedurst der Menge war befriedigt, und die Mitglieder der Steadfast Society verschwanden hinter den einladend toryblauen Türen des White Lion Inn.
    »Pack!«, sagte Mr Thistlethwaite und stieg die Treppe hinunter, einen gut gefüllten Becher mit Rum vor Augen.

    »Du gehst jetzt, Jem!«, befahl der Wirt und schob ihn hinaus. Dann verriegelte er die Tür, um abzuwarten, bis sich draußen alles beruhigt hatte.
    Richard war seinem Vater nicht nach unten gefolgt, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Schließlich stand sein Name jetzt neben dem von Dick im Handelsregister der Stadt. Richard Morgan, Gastwirt mit Schankkonzession, war nach Entrichtung einer Gebühr als »freier Mann« eingetragen worden, als wahlberechtigter Bürger einer Stadt, die sich selbst verwaltete, der zweitgrößten Stadt von England, Wales, Schottland und Irland. Nur 7000 der 50 000 Seelen, die hier auf engstem Raum lebten, waren wahlberechtigte freie Männer.
    »Wirkt die Impfung schon?«, fragte Richard seine Frau und beugte sich über das Kinderbettchen. William Henry war still geworden und in einen unruhigen Schlummer verfallen.
    »Ja, Liebling.« Pegs sanfte braune Augen füllten sich plötzlich mit Tränen, und ihre Lippen zitterten. »Jetzt ist es Zeit zu beten, dass die Pocken nicht in voller Stärke bei ihm ausbrechen, Richard. Obwohl er nicht so fiebert wie Mary damals.« Sie schob Richard sanft zur Tür. »Mach einen langen Spaziergang. Geh spazieren und bete. Bitte, Richard, geh! Wenn du hier bleibst, schimpft Vater nur.«
    Eine seltsame Starre hatte sich über die Broad Street gelegt, das Ergebnis der Panik, die sich in wenigen Minuten über die ganze Stadt auszubreiten schien, wann immer Unruhen drohten. Vor dem Amerikanischen Kaffeehaus blieb Richard einen Augenblick stehen, um die an der Stange baumelnden Puppen von John Hancock und John oder Samuel Adams zu betrachten. Aus dem Speisesaal des White Lion drang in Schüben lautes Gelächter und Geschrei. Dort zechten die Mitglieder der Steadfast Society. Richard verzog verächtlich die Mundwinkel. Die Morgans waren standhafte Whigs. Sie hatten mit ihren Stimmen bei der Wahl im vergangenen Jahr zum Erfolg von Edmund Burke und Henry Cruger beigetragen - was für ein Zirkus das gewesen war! Und wie beleidigt Lord Clare gewesen war, als er kaum eine Stimme bekommen hatte!

    Richard beschleunigte seine Schritte. Er ging die Corn Street entlang, vorbei an John Weeks legendärem Bush Inn, dem Hauptquartier der Whigs. Dann bog er nach Norden ab, in die Small Street. Auf der Höhe der steinernen Brücke kam er auf die Straße am Hafen. Von hier bot sich ein spektakulärer Blick nach Süden. Schiff lag an Schiff, wie eine breite Straße voller Schiffe, ein Meer von Masten, Rahen, Stagen und Wanten über breiten, eichenen Bäuchen. Vom Froom, dem Fluss, in dem die Schiffe ankerten, war nichts zu sehen. Zwanzig Wochen lagen die Schiffe hier zwischen Ankunft und Abfahrt. Niemand hatte es eilig in Bristol, nicht einmal ein Handelskapitän. Die Fracht wurde quälend langsam gelöscht, die neue Ladung im selben Schneckentempo an Bord gebracht.
    Die Ebbe hatte den Tiefststand erreicht, und das Wasser lief mit verblüffender Geschwindigkeit wieder auf. Der Wasserspiegel im Froom wie auch im Avon stieg in etwa sechseinhalb Stunden um dreißig Fuß. Bei Ebbe lagen die Schiffe im Schlamm auf der Seite. So mancher Kiel hatte sich vom vielen Auf-der-Seite-Liegen im Schlamm von Bristol schon verzogen. Zuweilen sprachen Rat und Kaufleute der Stadt davon, den Dreißig-Fuß-Tidenhub durch bauliche Maßnahmen zu mildern, die gleichzeitig großen Schiffen freie Fahrt den Avon hinauf bis zu den Hafenanlagen hinter dem Anleger von Bristol ermöglichen sollten. Baupläne wurden angefertigt, doch dann schreckten die Behörden aus Kostengründen davor zurück, und es wurde wieder

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