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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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war Senhor Tomas Habitas ein verständnisvoller Lehrherr und ein hervorragender Büchsenmacher. Er verstand prachtvolle Duellpistolen und Jagdgewehre herzustellen, hatte sich aber auf die Herstellung der Militärmuskete spezialisiert, von Infanteristen und Seesoldaten liebevoll »Brown Bess« genannt, weil sie über ihre ganze Länge von 46 Zoll so braun wie eine Nuss war - das Holz des Schaftes ebenso wie der stählerne Lauf.
    Mit neunzehn, nach Abschluss der Lehre, zog Richard aus dem
Habitas-Haushalt aus, nicht aber aus der Habitas-Werkstatt. Er baute dort weiter die Brown Bess. Und er tat etwas, was er als Lehrling noch nicht hatte tun dürfen, er heiratete. Seine Frau war die Tochter des Bruders seiner Mutter, also eine Base ersten Grades. Die anglikanische Kirche hatte dagegen nichts einzuwenden, und so ehelichte er seine Braut in der St.- James-Kirche, an der sein Vetter James Pfarrer war. Obwohl arrangiert, war es eine Liebesheirat, und die Liebe des Paares wuchs im Lauf der Jahre noch. Nur um die Namen gab es einige Verwirrung, denn Richard Morgan, der Sohn des Richard Morgan und der Margaret Biggs, hatte seinerseits eine Margaret Biggs zur Frau genommen.
    Solange das Geschäft der Habitas-Büchsenmacherei blühte, hatte das keine Rolle gespielt, denn das junge Paar lebte in einer Zweizimmermietwohnung in der Temple Street am anderen Ufer des Avon, gleich um die Ecke der Habitas-Werkstatt und der Synagoge.
    Die Hochzeit hatte im Jahr 1767 stattgefunden, drei Jahre nachdem der Siebenjährige Krieg gegen Frankreich mit einem unpopulären Frieden zu Ende gegangen war. Trotz des Sieges hoch verschuldet, musste England durch zusätzliche Steuern für neue Einnahmen sorgen und die Ausgaben für Heer und Marine durch massive Einsparungen senken. Gewehre wurden nicht mehr benötigt. Senhor Habitas musste seine Handwerker und Lehrlinge nacheinander entlassen, bis der Betrieb nur noch aus ihm und Richard bestand. Zuletzt, kurz nach der Geburt der kleinen Mary im Jahr 1770, musste Habitas gegen seinen Willen auch Richard entlassen.
    »Arbeite doch für mich«, hatte Dick Morgan seinem Sohn angeboten. »Gewehre mögen kommen und gehen, aber der Rum ist absolut unvergänglich.«
    Also hatte Richard angefangen, bei seinem Vater im Cooper’s Arms zu arbeiten.
     
    Es stellte sich heraus, dass Peg, die liebenswerte, anschmiegsame Peg, nicht leicht empfing. Mary, ihr erstes Kind, kam fast drei Jahre nach der Hochzeit. Am guten Willen fehlte es nicht. Natürlich
hatten beide Eltern einen Sohn erhofft und waren zunächst enttäuscht, dass sie jetzt einen Mädchennamen suchen mussten. Richard fand Gefallen an Mary, einem in der Familie unüblichen Namen, dem, wie sein Vater erklärte, ein papistischer Makel anhaftete. Trotzdem. In dem Augenblick, in dem Richard seine neugeborene Tochter auf den Arm nahm und scheu auf sie niederblickte, entdeckte er in sich eine Liebe, die ihn selbst überraschte. Vielleicht weil er so geduldig war, hatte er Kinder immer gemocht und war gut mit ihnen zurechtgekommen, doch hatte ihn das nicht auf das vorbereitet, was er beim Anblick der kleinen Mary empfand. Sie war Blut von seinem Blut, Fleisch von seinem Fleisch.
    Und jetzt, da er ein Kind hatte, gefiel Richard sein neuer Beruf als Wirt viel besser als die Büchsenmacherei. Ein Wirtshaus war ein Familienbetrieb. Richard konnte ständig in der Nähe seiner Tochter sein, sie mit ihrer Mutter zusammen sehen und das Wunder erleben, wie Pegs schöne Brust als Kissen für den Kopf des Babys diente, während der kleine Mund Milch saugte. Milch hatte Peg überreichlich. Sie fürchtete den Tag, an dem Mary abgestillt und langsam an Dünnbier gewöhnt werden sollte. Wasser durften die Kinder in Bristol nicht trinken, genauso wenig wie die Kinder in London. Dünnbier wiederum enthielt zwar nicht viel Alkohol, aber etwas doch. Kinder, die es zu früh bekamen, wurden nach Meinung der Bauerntochter Peg später unweigerlich Trinker. Mag pflichtete ihr darin bei. Auch Dick Morgan, der sonst nicht viel auf die Meinung von Frauen gab, stimmte ihr von Herzen zu. Er war seit vierzig Jahren Gastwirt. Die kleine Mary wurde deshalb erst mit über zwei Jahren abgestillt.
    Die Morgans bewirtschafteten damals noch die Bell, Dicks erstes eigenes Wirtshaus. Es stand in der Bell Lane und war Teil eines verschlungenen Komplexes von Mietshäusern, Lagergebäuden und unterirdischen Geschäftsräumen im Besitz von Vetter James, dem Apotheker. Vetter James teilte die südliche

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