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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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es tat, du Memme!«, sagte Thorne verbittert.
    »Ceely ist schuld«, beharrte Thomas Cave. »Ich lasse dich nicht im Stich, das verspreche ich dir. Ich helfe dir, wo ich kann.« Keuchend vor Anstrengung hievte er sich in den Sattel. Thorne machte keine Anstalten, ihm zu helfen.
    »Ich nehme dich beim Wort, Tom. Aber noch viel wichtiger ist, dass wir Richard Morgan umlegen.«
    »Nein!«, schrie Cave. »Was immer du tust, das nicht! Die Steuerbehörde weiß Bescheid, du Narr! Bring ihren Informanten um, und wir hängen alle!«

    »Damit kannst du mich nicht schrecken. Wenn es zum Prozess kommt, hänge ich sowieso.« Thorne schrie jetzt auch. »Dann sorge eben dafür, dass es gar nicht zum Prozess kommt, Tom! Wenn ich hängen muss, dann nehme ich dich und Ceely mit. Dann sind wir alle drei dran! Hörst du mich? Alle drei!«
     
    Mr Benjamin Fisher bestellte Richard am frühen Morgen des folgenden Tages, dem 23. Juni, in das Steueramt.
    »Ich rate Ihnen, nicht an Ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, Mr Morgan«, sagte er. Auf seinen Wangen brannten zwei rote Flecken. »Die Dummköpfe, die ich losgeschickt habe, haben die Razzia in Caves Brennerei am helllichten Tag veranstaltet. Niemand wurde verhaftet, nur der Schnaps wurde beschlagnahmt.«
    Richard starrte ihn mit offenem Mund an. »Um Gottes willen!«
    »Ganz meine Meinung, Sir. Ich teile Ihre Gefühle, aber es ist nichts mehr zu ändern. Die Steuerbehörde kann nur den Konzessionsinhaber belangen, weil in seinen Räumen illegaler Rum gefunden wurde.«
    »Den alten Tom Cave? Aber er ist gar nicht der Hauptschuldige!«
    »Thomas Cave ist nicht Inhaber der Konzession. Das ist William Thorne.«
    Wieder starrte Richard ihn an. »Und Ceely Trevillian?«
    Mr Fisher drückte mit einem Ausdruck größten Bedauerns die Hände aneinander und beugte sich vor. »Wir können nur gegen William Thorne vorgehen, Mr Morgan, ansonsten sind uns die Hände gebunden.« Er setzte seine Brille auf und schnitt eine Grimasse. »Mr Trevillian verfügt über hervorragende Beziehungen und gilt hier in der Stadt als liebenswürdiger und harmloser Einfaltspinsel. Ich werde ihn verhören, aber ich muss Sie warnen: Käme der Fall vor Gericht, stünde Ihre Aussage gegen seine. Es tut mir sehr Leid, aber wenn keine weiteren Beweise auftauchen, kann Mr Trevillian nicht angeklagt werden.« Er seufzte tief. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir genug in der Hand haben, um William Thorne zu hängen. Für sieben Jahre Deportation dürfte es dagegen auf jeden Fall reichen.«

    »Warum haben Ihre Leute nicht gewartet, bis sie die drei auf frischer Tat ertappen konnten?«
    »Aus Feigheit, Sir. Es ist immer dasselbe.« Mr Fisher nahm die Brille ab und putzte sie heftig. »Drunten wartet schon Mr Cave, obwohl es noch früh am Morgen ist. Ich nehme an, wir werden uns mit ihm auf die Zahlung einer saftigen Strafe einigen. Dann haben wir wenigstens Geld. Ich bin nicht blind und weiß ganz genau, dass William Thorne ein Strohmann ist. Von ihm wird die Steuerbehörde nichts bekommen, vielleicht aber vom Eigentümer. Das betrifft auch Sie, ich meine Ihre Belohnung.«
    Richard ging. In der Eingangshalle begegnete er Thomas Cave, er war aber klug genug zu schweigen. Zur Brennerei zu gehen war sinnlos, also kehrte er in das Cooper’s Arms zurück.
    »Jetzt bin ich arbeitslos, und mindestens zwei der drei Täter werden ihrer gerechten Strafe entgehen«, sagte er zu Dick. »Wenn ich das nur vorher gewusst hätte.«
    »Ich habe den Eindruck, Tom Cave will Thorne freikaufen«, sagte Dick. Seine Miene hellte sich auf. »Dann sind dir wenigstens die 500 Pfund sicher, Richard.«
    Das stimmte zwar, aber für Richard war es nur ein geringer Trost. Er wollte Ceely Trevillian auf der Anklagebank sehen, er wusste selbst nicht genau, warum. Vielleicht weil Ceely ihn bei ihrer ersten Begegnung mit solcher Gier angestarrt hatte. Für diesen Fatzke bin ich weniger wert als der Dreck auf der Straße, dachte Richard. Ich hasse ihn. Ja, ich hasse ihn. Zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich Hass. Was bisher nur ein Wort war, ist jetzt Wirklichkeit geworden.
    Peg fehlte ihm in dieser schweren Zeit. Ihr Tod hatte ihn schwer getroffen, doch machten die Entfremdung der letzten Jahre, Pegs ständige Vorhaltungen, das Trinken und ihre Perioden geistiger Abwesenheit die Trauer erträglich. Im Lauf der Zeit freilich, während er in Bristol eine neue Arbeit suchte, verblasste dieses Bild und an seine Stelle trat die Peg, die er vor

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