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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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siebzehn Jahren geheiratet hatte. Er sehnte sich nach ihrer Wärme, nach den im Flüsterton geführten abendlichen Unterhaltungen, nach einer geschlechtlichen Beziehung, in der Liebe und Freundschaft mit Leidenschaft verschmolzen
waren. Richard hatte niemand mehr, mit dem er reden konnte. Sein Vater hielt zwar fest zu ihm, hielt ihn aber immer noch für zu weich und zu nachgiebig. Und seine Mutter war seine Mutter - Köchin und Küchenmädchen in einem. In wenigen Jahren würde ihm William Henry ein gleichwertiger Partner sein. Dann fehlte ihm selbst nur noch die geschlechtliche Befriedigung, aber sie, hatte Richard beschlossen, musste warten, bis William Henry erwachsen war. Er wollte seinem geliebten Sohn keine Stiefmutter vorsetzen.
     
    Im Morgengrauen des 3 0. Juni brach Richard auf, um durch hügeliges Land zum acht Meilen entfernten Keynsham zu marschieren, einem Weiler am Avon, der durch Unternehmer wie den Messingfabrikanten William Champion sehr viel größer und schmutziger geworden war. Champion besaß ein Patent auf ein geheimes Herstellungsverfahren, durch das aus Zinkspat und Erzabfällen Zink gewonnen werden konnte. Richard hatte gehört, dass Champion einen tüchtigen Mitarbeiter suchte, der etwas von Zink verstand. Warum sollte er nicht dort vorsprechen? Das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war eine Ablehnung.
    William Henry ging wie gewohnt um Viertel vor sieben zur Schule. Er murrte zwar, weil er zur Schule musste, obwohl der 30. Juni, der letzte Tag vor den Ferien, auf einen Montag fiel, doch auf einen aufmunternden Klaps Mags hin machte er sich doch auf den Weg. Am nächsten Tag würden für alle Schüler die zweimonatigen Sommerferien beginnen. Wer Eltern hatte, zog den blauen Mantel aus und verließ die Schule bis zum Schulbeginn Anfang September. Wer dagegen wie Johnny Monkton weder Eltern noch Zuhause hatte, blieb in Colston, allerdings unter einem gelockerten Regiment.
    Sein Vater hatte ihm erklärt, warum er ihm in den Ferien keine Gesellschaft leisten konnte, und William Henry hatte ihn verstanden. Er wusste, dass sein Vater nur für ihn arbeitete, und dieses Wissen ruhte schwer auf seinen jungen Schultern, auch wenn er es gar nicht merkte. Wenn er besonders eifrig lernte - und das tat er -, dann seinem Vater zuliebe. Richard legte mehr Wert auf eine gute Ausbildung, als einem Neunjährigen zu vermitteln war.

    Am Eingangstor von Colston blieb William Henry verwundert stehen. Es war mit Trauerflor geschmückt! Gleich dahinter stand Mr Hobson, ein junger Lehrer. Er legte eine Hand auf William Henrys Arm.
    »Geh wieder nach Hause, Junge«, sagte er und drehte William Henry um.
    »Nach Hause, Mr Hobson?«
    »Ja. Der Schulleiter ist gestern Nacht gestorben, deshalb fällt die Schule heute aus. Deine Eltern werden wegen der Beerdigung benachrichtigt. Jetzt geh.«
    »Kann ich Monkton den Jüngeren sprechen, Sir?«
    »Heute nicht. Auf Wiedersehen.« Mr Hobson schob William Henry weg.
    Bei der steinernen Brücke blieb der Junge unglücklich stehen. Zu dumm! Der Vater war in Keynsham, die Großeltern hatten im Cooper’s Arms zu tun. Was sollte er ohne Johnny den ganzen Tag lang anfangen?
    Zum ersten Mal in seinem Leben konnte William Henry tun, was er wollte, ohne dass jemand wusste, wo er war. Im Cooper’s Arms glaubte man, er sei in der Schule, doch dort hatte man ihn nach Hause geschickt. Sich hier die Beine in den Bauch zu stehen machte allerdings keinen Spaß. William Henry rannte über die Brücke, aber nicht nach Hause, sondern in Richtung Clifton.
    Der steile Kegel des Brandon Hill war sein erstes Ziel. Er kletterte bis zum höchsten Punkt und ließ den Blick über die Schornsteine der Kalkbrennöfen und das Marschland bis hinüber zu den Ruinen des Royalistenforts auf St. Michael’s Hill schweifen. Danach sprang er von Fels zu Fels bergab, bis er den Fußweg erreichte. Von dort rannte und hüpfte er weiter bis zum Jakobsbrunnen, der früher einmal die einzige Wasserversorgung Cliftons gewesen war. Um den Brunnen standen jetzt Häuser, aber keines davon interessierte den Jungen, also hüpfte er weiter, vorbei an der St.-Andrews-Kirche und dann in Purzelbäumen über den weichen Rasen des kleinen Parks. Dort beschloss er, zum Manilla-Haus zu gehen, dem letzten in einer Reihe von Herrenhäusern oben auf dem Berg.

    »Hallo, du junger Spund!«, sagte eine freundliche Stimme. Ein Mann stand vor dem Stall eines größeren Anwesens.
    »Hallo, Sir.«
    »Keine Schule heute?«
    »Der

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