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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bald beide Apparate stilllegen.«
    »Verdammte Scheiße! Ich sage dem alten Tom schon lange, er soll einen Teil des Gewinns in neue Apparate stecken, aber er findet immer eine Ausrede.« Thorne drehte sich um und brüllte nach seinen Gehilfen, die eilends an ihre Plätze huschten. Der Vorarbeiter war früher zurückgekehrt als erwartet.
    Richard sagte Dick nichts von seiner Entdeckung, als er am Abend ins Cooper’s Arms zurückkehrte. Dazu war noch Zeit, wenn er mehr wusste. Zum Beispiel, wer hinter dem Steuerbetrug steckte. Thorne natürlich. Vielleicht auch Cave. Und Ceely Trevillian? Aber warum sollte ein Müßiggänger aus gutem Hause sich in Gefilden tummeln, in denen ein so feiner Herr wirklich nichts zu suchen hatte? Ceelys Revier war das White Ladys, der White Lion, das Bush und die Park Street. Nicht Caves Brennerei.
    Wann wurde der illegale Rum aus dem Haus geschafft? Bestimmt nachts, vielleicht Sonntagnacht. Dann waren die Straßen menschenleer. Nicht einmal Matrosen und Presspatrouillen waren um diese Zeit unterwegs.
    Richard hatte keine Mühe, sich am nächsten Sonntag nachts aus dem Cooper’s Arms zu schleichen. Er schlief allein, Dick und Mag schnarchten laut, und William Henry wachte nie auf, nicht einmal bei Gewitter. Es war Vollmond, der Himmel wolkenlos - was für ein Glück! Eine einsame Glocke schlug Mitternacht, als Richard in der Redcliff Street ankam. Er duckte sich in den Schatten eines Kranes, der zum Betrieb des benachbarten Röhrenherstellers gehörte, und stellte sich auf eine lange Wartezeit ein.
    Zwei Uhr nachts. Viel Zeit haben sie nicht mehr, dachte er, in zwei Stunden beginnt die Dämmerung. Dann kamen sie. Sie waren
zu dritt: Thorne, Cave und Ceely Trevillian, der sich freilich völlig verwandelt hatte. Aus dem affektierten Stutzer war ein schlanker, schwarz gekleideter, tatkräftiger Mann mit kurzen Haaren geworden.
    Cave kam auf seinem alten Wallach, Thorne und Ceely fuhren mit einem von zwei kräftigen Pferden gezogenen Schlitten vor. Zu dritt machten sie sich daran, vier Dutzend offenbar leere 240-Liter-Fässer vom Schlitten abzuladen. Cave schloss eine nicht mehr benutzte Tür zum hinteren Teil des Destillierraumes auf, und die Fässer verschwanden dort. Als Thorne wieder auftauchte, rollte er ein volles Fass vor sich her. Cave eilte zum Schlitten und ließ an dessen hinterem Ende eine Laderampe herab. Mit vereinten Kräften rollten Thorne und Trevillian die schweren Fässer auf den Schlitten. Droben richteten sie sie mit einer Geschicklichkeit auf, die lange Übung verriet.
    Innerhalb einer Stunde war die ganze Arbeit erledigt. Drinnen in der Brennerei standen jetzt wieder leere Fässer an den illegalen Ablaufröhren. Wie oft taten sie das? Nicht jeden Sonntag, sonst wären sie schon längst aufgefallen. Aber wenn Richards Schätzung stimmte, wiederholte sich dieser Vorgang zumindest alle drei Wochen.
    Thomas Cave bestieg sein Pferd und entfernte sich über die Redcliff Street, die beiden anderen setzten sich auf den Schlitten und fuhren geräuschlos nach Osten zum Temple-Hafenbecken. Richard folgte dem Schlitten. Am Fluss wurden die Fässer auf einen flachen Lastkahn geschafft, dessen Kapitän Richard nicht kannte. Als die Männer fertig waren, spannten sie eines der Pferde aus und banden es mit einem Zugseil an den Kahn. Der Fremde kletterte auf den breiten Rücken des Pferdes und trat es hart in die Flanken. Das Pferd trottete den holprigen Treidelpfad in Richtung Bath entlang. Die schwimmende Fracht samt Ceely, der an Bord gegangen war, zog es hinter sich her. Sobald William Thorne sah, dass alles nach Plan verlief, fuhr er mit dem Schlitten davon.
    Jetzt weiß ich alles, dachte Richard. Der Rum wird an einen Ort in der Nähe von Bath gebracht, wo ihn Ceely und der Fremde entweder verkaufen oder nach Salisbury oder Exeter weiterbefördern.
Und dann wird ein dicker steuerfreier Gewinn durch vier geteilt. Aber ich wette darauf, dass Ceely Trevillian am meisten kassiert.
    Was sollte er tun? Richard dachte auf dem Heimweg lange nach, dann beschloss er, seinem Vater alles zu erzählen.
    Dick und Mag waren schon auf den Beinen, als Richard ins Cooper’s Arms zurückkehrte, William Henry schlief noch. Richards Eltern tauschten verstohlene Blicke. Sie hatten beim Aufstehen gesehen, dass Richards Bett leer war. Wie gab man einem frisch Verwitweten zu verstehen, dass man für einen gelegentlichen nächtlichen Ausflug Verständnis hatte?
    »Lass uns allein, Mutter«, sagte Richard

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