Insel der Versuchung
im Süden erleuchten. Und sie sah Bewegung auf den Straßen, als die Berber so jäh aus dem Schlaf gerissen wurden.
Verra, der am Schluss der Gruppe ritt, wendete sein Pferd, um die Tore zu verteidigen, während die Frauen entkamen. Inzwischen hatte Isabella ihr Pferd wieder in der Gewalt und trieb es zu einer schnelleren Gangart an, dicht gefolgt von Caro.
Eine Gruppe Reiter erwartete sie draußen vor der Festung, im Schatten der Mauer.
Thome, der ein Ersatzpferd am Zügel führte, begrüßte sie als Erster. „Willkommen, Lady Isabella. Es ist mir stets ein großes Vergnügen, Sie zu sehen.“
An seinem Tonfall konnte Caro erkennen, wie sehr er die gefährliche Situation genoss. Aber dann wandte er sich schnell zu Max, um seine Anweisungen zu hören.
„Wir werden mit Lady Isabella vorausreiten“, erklärte Max, „während ihr auf Ryder wartet.“
„Gut.“ Thorne klang jetzt ganz ernst. „Aber sorg dafür, dass Ihre Ladyschaft in Sicherheit ist.“
Max blickte Caro an. Er war dafür verantwortlich, Isabella von hier aus zu begleiten, da er mit seiner Erfahrung sie am besten beschützen konnte, sollte es zu einem Kampf kommen. Aber er würde viel lieber Caro bei sich haben.
„Das wird er“, war alles, was Caro sagte, doch ihre unausgesprochene Bitte hörte er so deutlich, als hätte sie sie laut gesagt: Ich vertraue dir Isabellas Leben an. Bei deiner Ehre, sorge für ihre Sicherheit.
Ihr stummes Flehen bestärkte Max in seinem Entschluss, Erfolg zu haben. Mit einem knappen Nicken trieb er sein Pferd dichter zu Isabellas.
Genau in dem Augenblick stürzte eine schwarz gekleidete Gestalt aus dem Tor. Als der Mann direkt auf das reiterlose Pferd zuhielt, erkannte Max, dass es Ryder war.
Er war entdeckt worden.
Mehrere Berber stürmten mit erhobenen Säbeln hinter ihm aus den Toren, um ihn aufzuhalten. Sie trugen weder Stiefel noch Turbane, doch selbst in ihrer Nachtkleidung schienen sie bereit, bis zum Tod zu kämpfen.
Im schwachen Licht des Morgens glaubte Max, Saful in der ersten Reihe zu sehen. Offensichtlich hatte sich der Krieger nicht lange von dem Ablenkungsmanöver täuschen lassen.
Als die Berber auf die Gruppe zuliefen, reagierte Max instinktiv. Isabella sicher hinter sich haltend, schwang er gekonnt seinen Säbel und wehrte den Angriff entschlossen ab.
Das vertraute Geräusch aufeinander treffender Klingen sandte ihm das Blut heiß durch die Adern. Plötzlich begriff er, dass seine Sorge unbegründet gewesen war: Wenn es Zeit war zu kämpfen, kamen ihm jahrelange Übung und Erfahrung als Kavallerieoffizier zustatten, und seine Instinkte gewannen die Oberhand.
Caro war weniger geübt im Einzelkampf. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie ihr Pferd zwischen Ryder und die Angreifer gedrängt hatte, um ihm Zeit zu geben, aufzusitzen, während sie ihren Säbel gegen die erzürnten Berber schwang.
Furcht erfasste ihn, und Max begann, sein Pferd zu wenden, um Caro zu Hilfe zu kommen, doch dann hörte er ihren Ruf: „Max, um Himmels willen, reite los!“
„Zu mir!“ schrie er seinen Männern zu.
Von seinem Befehl neu beflügelt, bildeten die Wächter um ihn und Isabella einen schützenden Ring. Als eine Einheit trieben sie ihre Pferde an und ritten zu den Bergen.
Max galoppierte Seite an Seite mit Isabella. Nach wenigen Schritten blickte er über seine Schulter hinter sich. Erleichtert sah er, dass Caro und Verra in geringem Abstand folgten. Das Schlusslicht der Gruppe bildeten Thorne und Ryder, die sich tief über die Hälse ihrer Pferde beugten.
Auf dem Weg durch das Tal legten sie an Tempo zu, die Hufschläge dröhnten Max in den Ohren. Wie oft hatte er das hier schon im Kampf durchgemacht? Sein Herz schlug im Rhythmus der donnernden Hufe, die Gewehrsalven wie ein künstliches Gewitter ...
Die immissverständlichen Geräusche von Gewehrschüssen dichter hinter sich hörend, drehte sich Max im Sattel um und sah ein Dutzend Berber auf Pferden folgen. Offensichtlich hatten sie noch an anderer Stelle in der Festung Pferde untergebracht, und es sah so aus, als sei Saful der Anführer des wütenden Trupps. Im Westen hellte sich zu allem Überfluss auch noch der Himmel auf, wodurch sie zu leichten Zielen für die Gewehre der Berber werden würden.
Thome und Ryder mussten die Gefahr auch erkannt haben, denn plötzlich bogen sie nach links ab, ritten westwärts, um die Verfolger abzuschütteln.
Einen Augenblick später ertönte ein Schuss, so dass Ryders
Pferd stürzte und sein Reiter
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