Insel der Versuchung
Hilflosigkeit, seine Ohnmacht, das tragische Ende abzuwenden. Der trockene Staub würgte ihn und erschwerte das Atmen.
Er kniff die Augen zu, suchte nach der Kraft weiterzumachen.
Als er wieder zurückblickte, musste er der Wahrheit ins Gesicht sehen. Dies war kein Albtraum. Der gewaltige Geröllhaufen versperrte den Pass, trennte Caro und ihre Freunde von den anderen Wächtern.
Er war dankbar für die Taubheit, die ihn erfasste. Er beobachtete, wie Hawk von dem Vorsprung auf den Boden der Schlucht stieg, sah die Miene des Earls grimmig werden, als Santos Verra ihm berichtete, was geschehen war.
Dann aber nickte Hawk und schwang sich in den Sattel seines Pferdes, wendete es zum Nordende der Felsenschlucht, offensichtlich in der Absicht, dem ursprünglichen Plan zu folgen und Isabella so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.
Max schüttelte seine Lethargie ab und trieb sein Pferd an, bis er Hawk eingeholt hatte.
„Wo, zum Teufel, wollen Sie hin?“ fragte er heiser. „Wir können sie nicht einfach im Stich lassen!“
Hawks Blick verriet Mitgefühl, blieb aber fest. „Unsere erste Pflicht gilt der Mission. Und vielleicht gelingt es ihnen ja noch zu entkommen.“
„Wie?“ wollte Max wissen.
„Zum Beispiel über den südlichen Weg aus dem Tal.“
„Selbst wenn, werden die Berber ihnen folgen und sie jagen.“
„Vielleicht auch nicht.“
„Und wenn sie es schaffen, wie sollen sie überleben? Sie brauchen Wasser, Nahrung und frische Pferde.“
„Falls irgendjemand einen Weg finden kann, dann diese drei.“ Hawks durchdringender Blick bohrte sich in Max’. „Unterschätzen Sie nicht unsere Findigkeit, mein Freund, oder unsere Willenskraft.“
Die Muskeln in Max’ Wangen arbeiteten, aber er zwang sich, seine Wut zu zügeln. „Also warten wir in der Oase auf sie?“ „Nein. Wenn das Geröll und die Steine erst einmal weggeräumt sind, ist die Oase der erste Ort, an dem Saful uns suchen wird. Wir werden zur Küste reiten wie geplant. Dort warten wir drei Tage lang. Wenn sie bis dahin nicht eingetroffen sind, müssen wir davon ausgehen, dass sie gefangen genommen wurden.“ „Und dann?“ fragte Max drohend.
„Wir schicken Lady Isabella zurück nach Kyrene, während wir uns einen neuen Plan ausdenken.“
„Das reicht nicht!“
Hawk presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Es wird reichen müssen. Unsere erste Pflicht gilt Lady Isabella.“
Santos Verra schaltete sich ein und gab ruhig zu bedenken: „Caro, Thorne und Ryder würden das wollen.“
Max verkniff sich eine scharfe Erwiderung, wusste, dass er die Wahrheit dieser Worte nicht leugnen konnte.
„Wir werden sie nicht im Stich lassen“, versprach Hawk. „Das schwöre ich. Gerade jetzt müssen wir von hier weg für den Fall, dass die Berber versuchen, über die Steinhalde zu klettern, die wir vor ihnen auf getürmt haben, und mit den Gewehren auf uns schießen, die wir ihnen gegeben haben.“
Max musste sich damit zufrieden geben, auch wenn jeder Instinkt in ihm sich dagegen auflehnte.
Hawk übernahm wieder die Führung, als sie von dem Pass und durch das tückische Gelände vorsichtig in das Lager ritten, wo der Rest der Gruppe auf sie wartete.
Sie tauschten ihre erschöpften Pferde gegen frische aus und wandten sich dann nach Norden. Am Nachmittag ließen sie die Berge hinter sich und durchquerten die flache Wüstengegend in rücksichtslosem Tempo.
Um die Oase Akbou machten sie absichtlich einen Bogen, da sie keine Spur hinterlassen wollten, der man leicht folgen konnte. Bei Anbruch der Nacht schlugen sie ein Lager auf, allerdings mehr, damit die Pferde sich ausruhen konnten, denn als Rast für sich selbst. Während des gemeinsamen Essens blieb es still, alle waren schweigsam und auf der Hut.
Zu besorgt, um schlafen zu können, ging Max ein Stück vom Lager entfernt unruhig in der Wüste auf und ab, starrte auf die mondbeschienene Öde um sich herum, während seine Finger sich immer wieder um Philips Messer schlossen. Doch er konnte es nicht über sich bringen, es zu werfen, denn es erinnerte ihn zu sehr an Caro.
Es war vielleicht zehn Minuten später, als Verras leise Stimme in seine durcheinander wirbelnden Gedanken brach. „Sie müssen ihnen vertrauen, mein Freund.“
Wut und Verzweiflung tobten in Max, versuchten, seiner eisernen Beherrschung zu entkommen. „Tun Sie das?“
Selbst in dem schwachen Licht noch sah er Unsicherheit in Verras dunklen Zügen aufflackern. Aber aus seiner Antwort klang
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