Insel der Versuchung
Überzeugung. „Wir sind schon in schlimmeren Situationen gewesen. Und jeder von uns ist bereit, für die Sache zu sterben. Caro kannte die Gefahr. Thorne und Ryder ebenso.“
„Sie sind sich bewusst, dass Ryder inzwischen schon tot sein könnte.“
„Wenn, dann müssen wir dafür sorgen, dass er sein Leben nicht umsonst geopfert hat. Unsere Mission steht an erster Stelle - aber wie Hawk es schon versprochen hat, wir werden sie nie im Stich lassen. Sir Gawain würde unsere Köpfe fordern, wenn wir ihre Freiheit gegen Isabellas eintauschten.“
Max nickte grimmig. „Doch wenn Caro gefangen genommen ist, wird es für uns hundert Mal schwieriger, sie zu befreien, denn jetzt kennt Saful unsere Taktik. Schlimmer noch, er ist unter Umständen auf Rache aus, da wir ihm einen so kostbaren Besitz direkt unter der Nase weggestohlen haben. Am Ende lässt er seinen Zorn an Caro aus.“
„Aber Sie kennen Caros Wünsche in dieser Angelegenheit“, war alles, was Verra antwortete.
„Ja, Hölle und Verdammnis“, sagte Max gepresst. „Leider.“ „Sie sollten sich etwas Ruhe gönnen, mein Freund“, fügte Verra hinzu, ehe er sich zum Gehen wandte. „Sie werden all Ihre Kraft in den nächsten Tagen brauchen. Und wenn Sie ein paar hilfreiche Gebete kennen, jetzt wäre eine gute Gelegenheit, sie zu sprechen.“
Das leise Lachen, das Max unwillkürlich entfuhr, klang bitter. Bei so vielen Gelegenheiten hatten seine Gebete nichts, gar nichts geholfen. Und doch war nun alles, was ihm zu tun übrig blieb, verzweifelt darum zu beten, dass Caro und ihre Freunde alles gut überstehen würden.
Sie erreichten die Küste am Mittag des dritten Tages und schlugen ihr Lager ein paar Meilen entfernt von dem Hafenstädtchen Bougie auf, im Schutz eines Haines mit wilden Olivenbäumen. Doch die Stimmung unter den Wächtern blieb gespannt und unsicher, ohne ihre gewöhnlich herzliche Kameradschaft, die die langen eintönigen Stunden des Wartens erleichtert hätte.
Besonders Max spürte die Belastung. Selbst mit seiner Erfahrung im Warten auf den Beginn einer Schlacht fiel es ihm schwer, Geduld aufzubringen oder quälende Gedanken zu verdrängen. Und sein Albtraum kehrte mit Macht zurück ... Caro, die umkehrte, um ihn zu retten, und dann rannen vor seinen Augen ihr Blut und damit ihr Leben aus ihrem Körper.
War seine schlimmste Angst wahr geworden? Caro konnte tot sein. Und er hatte noch nicht einmal versucht, ihr zu helfen.
Er fürchtete sich davor, über diese Möglichkeit nachzudenken. Im Lauf der Jahre hatte er zahllose Kameraden und Freunde an den Tod verloren. Doch was er für Caro empfand, war mehr als brüderliche oder väterliche Zuneigung, die er seinen Männern entgegengebracht hatte, ja tiefer als seine Verbundenheit mit Philip. Caro war seine Geliebte, sein Trost, sein Schutzengel. Mit ihrer Leidenschaft hatten sie ein Band zwischen sich geknüpft, das intimer war als alles, was Max je mit einem anderen Menschen verbunden hatte.
Was, wenn er sie wirklich verloren hatte? Der bloße Gedanke daran ließ ihn mit dem Schicksal hadern und weckte in ihm den Wunsch, gewalttätig zu werden. Wenn sie umgekommen war, dann, so schwor sich Max, würde er Safuls Festung mit bloßen Händen Stein um Stein einreißen.
Doch kein Racheschwur konnte die schreckliche Angst in ihm beschwichtigen, während er auf Nachrichten wartete und ihn düstere Vorahnungen innerlich zerfraßen. Er hatte gedacht, dass er nach dem Ende des Krieges nie wieder mit Unsicherheit, Furcht, Trauer oder Verlust würde zurechtkommen müssen. Aber bis er nicht unumstößlich wusste, dass Caro in Sicherheit war, würde ihn der Albtraum verfolgen, sie zu verlieren.
Und selbst dann würde er unter Umständen keinen Augenblick des Friedens mehr finden.
Zwei Tage später hatten sie immer noch nichts von den vermissten Mitgliedern ihrer Gruppe gehört oder gesehen.
Um seine Rastlosigkeit loszuwerden, sattelte Max sein Pferd. Er hätte gerne eine weite Strecke zurückgelegt, so lange geritten, bis er zu erschöpft war, um noch irgendetwas zu empfinden, aber er verspürte nicht den Wunsch, den Verdacht der ortsansässigen Bevölkerung zu erregen, so dass er sich damit begnügte, mehrmals das Lager in Sichtweite zu umrunden.
Er fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier, gezwungen, sich innerhalb einer begrenzten Fläche zu bewegen. Bei seiner Rückkehr sah er Lady Isabella in ihr Zelt gehen und musste daran denken, dass sie ähnlich empfunden haben musste während ihrer
Weitere Kostenlose Bücher