Insel der Versuchung
spürte, wie sich sein Verlangen regte, als sich der Wagen ruckend in Bewegung setzte und sein Bein gegen ihren Schenkel gedrückt wurde. Eine durch und durch ungewöhnliche Verführerin.
Am späten Nachmittag fuhren sie in den Ausläufern der Berge durch Buschland, das Caro „Maquis“ nannte. Max erkannte verschiedene Sträucher und Bergpflanzen wieder - niedrig wachsende Rosmarinbüsche und Besenginster, höhere Lorbeersträucher, Myrte und immergrüner Wacholder. Ihnen entströmte ein süßer, frischer Duft, der die goldene Luft erfüllte.
Die Wirkung auf seine Sinne erinnerte ihn an Caro. Süß, ein wenig Ungezähmt und schier überwältigend.
„Die Insel passt zu dir“, sagte er. „Du bist hier in deinem natürlichen Element.“
Caro zog bloß eine Augenbraue hoch und lächelte. „Ich schlage vor, du sparst dir deinen Charme für leichtgläubigere Frauen auf, Max.“
„Ich kenne keine anderen Frauen hier außer dir.“
„Kyrene hat viele zu bieten. Ich habe dir schon gesagt, dass ich dir einige vorstellen werde.“
„Ich habe nichts dagegen, Kyrenes Schönheiten kennen zu lernen. Stell nur sicher, dass du mir keine unschuldigen jungen Debütantinnen aufhalst, die einen Ehemann suchen. Ich verspüre kein Verlangen zu heiraten.“ Er warf ihr einen anerkennenden Blick zu. „Das ist eine deiner Eigenschaften, die ich am anziehendsten finde, meine liebliche Caro. Du willst dir keinen Ehemann angeln.“
„Nein. Aber ich bin neugierig, warum du solch einen Widerwillen gegen die Ehe hegst.“
Er antwortete ehrlich. „Wegen der Komplikationen, die eine Ehefrau oder eine Familie bedeuten würden.“
„ Komplikationen?“
„Ich will es nicht riskieren, noch einmal jemanden zu verlieren, der mir wichtig ist. Zum ersten Mal in neun Jahren habe ich keine engen Verbindungen zu irgendjemandem, und so soll es auch bleiben.“
Er sah, dass ihre Augen sich vor Mitgefühl verdunkelten. Ich bin zu ernst geworden, dachte er, und grinste sie breit an. „Enthaltsamkeit aber ist kein Zustand, den ich schätze.“
Ein erwiderndes Lächeln kräuselte ihre Lippen. „Ich kann dir jederzeit einen Trank brauen, der deine Wollust zügelt.“
„Ein Trank wäre völlig wirkungslos. Ich will dich, Miss Caro Evers.“
„Nun, du kannst mich nicht haben. Du wirst dich mit einer anderen begnügen müssen.“
„Sag mir“, hakte Max nach, „warum du dich so dagegen sperrst, dass wir unsere Affäre wieder aufnehmen.“
Ihr Lächeln verblasste. „Zum einen habe ich zu viel anderes, was mich derzeit beschäftigt, da ich mich um Dr. Allenbys Patienten kümmere.“
„Aber du brauchst doch auch einmal eine Pause.“
„Vielleicht. Und ich halte es nicht für klug, eine Affäre mit einem Mann zu beginnen, mit dem ich zusammenarbeite.“
„Wir arbeiten aber noch gar nicht zusammen. Und wenn ich wirklich deiner Organisation beitrete, dann doch nur für diese eine Mission.“
Sie zögerte, als wollte sie eigentlich mehr sagen, antwortete dann jedoch nur: „Es ist besser, wenn wir Freunde bleiben,
Max.“
„Nun gut, dann sind wir für jetzt erst einmal Freunde“, gab er nach.
Caro warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ich versichere dir, du wirst viel zufriedener mit einer erfahrenen Schönheit sein, die sich nur zu gerne deiner fleischlichen Bedürfnisse annimmt. Mrs. Julia Trant ist eine wunderschöne Witwe. Sie wäre zweifellos erfreut, eine diskrete Liaison mit dir zu beginnen. Und wenn dir der Sinn nach Exotischem steht - Señora Bianca Herrera des Ramos hat im Augenblick keinen Liebhaber.“
Max betrachtete sie mit spöttischer Belustigung, machte sich aber nicht die Mühe, ihr zu widersprechen. Selbst nach einem langen Arbeitstag war Caro in seinen Augen wesentlich attraktiver als alle erfahrenen, schönen Frauen, die sich je seiner „fleischlichen Bedürfnisse“ angenommen hatten.
Sicher, sie machte im Moment keinen gepflegten Eindruck. Ihr schlichtes Kleid zierten verschiedene Flecken, und dunkle Strähnen waren aus ihrem strengen Haarknoten gerutscht. Dennoch konnte er sich an das Gefühl dieser seidigen Locken erinnern, wie sie ihm durch die Finger glitten, wie sie ihr über die nackten Schultern fielen, während ihre erregten Brustspitzen unter den nassen Haaren hervorlugten ...
Augenblicklich musste er gegen das in ihm aufwallende Verlangen ankämpfen. Nicht zum ersten Mal heute sehnte er sich danach, ihr herrliches Haar aus der Gefangenschaft der Nadeln zu befreien, seine Hände in der
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