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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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ihn zum Reden ermutigt, und nicht nur, um hinter deine Geheimnisse zu kommen. Ich wollte auch mehr über ihn wissen. Ich habe den Eindruck, dass er sich früher einmal als Söldner verdingt hat.“
    „Stimmt. Ryder stammt von Kyrene, aber ehe er hierher zurückgekehrt ist, um für Sir Gawain zu arbeiten, stand er in den Diensten verschiedener ausländischer Regierungen.“
    Ihre Geister hatten sich bei der Nachricht von Alex Ryders Ankunft gehoben, denn er war einer der gefährlichsten von den Wächtern. In jeder Mission bestand die Möglichkeit, dass jemand mit Ryders Fertigkeiten gebraucht wurde.
    „Er scheint von dir sehr eingenommen zu sein“, bemerkte Max.
    „Ryder? Von mir?“
    „Gestern Abend hat er dein Loblied in höchsten Tönen gesungen. Ist er mein Rivale?“
    Bei der Vorstellung, dass Ryder ihr Geliebter wäre, wo er sich doch eher wie ein älterer Bruder aufführte, der sie immer und vor allem beschützen wollte, konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wie Thorne auch ist Ryder nicht mehr als ein
    sehr guter Freund.“
    „Und Santos Verra? Als ich sah, wie Verra gestern mit dir fortgefahren ist, war ich natürlich eifersüchtig.“
    Caro verdrehte die Augen. „Dazu besteht kein Grund. Verra ist glücklich verheiratet und Vater von vier kleinen Kindern.“ „Ich bin erleichtert, das zu hören.“
    „Sag mir“, begann sie, um das Thema zu wechseln, „warum haben dich Ryder und Verra aufgesucht?“
    „Sie wollten mich näher ansehen, ehe sie Sir Gawain Bericht erstatten. Ich hatte das Gefühl, Ryder denkt, ich wäre zu verzagt für eure Gruppe.“
    „Er stellt nicht deinen Mut in Frage, da bin ich mir sicher. Er macht sich höchstens Sorgen wegen deiner Überzeugungen. Ryder bezweifelt, dass irgendjemand, der nicht zu unserer Organisation gehört, wirklich bereit ist, sein Leben für Fremde zu geben.“
    „Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Und ich habe noch nicht einmal sonderlich Angst, den Feind zu töten.“
    Sie bemerkte den düsteren Unterton in seiner Stimme. „Was bereitet dir dann Sorge?“
    „Willst du darauf eine ehrliche Antwort? Dass das Blut meiner Freunde an meinen Händen klebt. Ich könnte es nicht mehr ertragen, wenn sich jemand für mich opfert.“
    Wie John Yates, begriff Caro. Im selben Moment fiel ihr ein, dass Max von einem Albtraum gesprochen hatte.
    „Du kannst dein Angebot immer noch zurückziehen“, erwiderte sie leise. „Wenn wir einen Rettungsversuch starten, musst du uns nicht begleiten.“
    „Nein, ich möchte euch helfen. Wie du glaube auch ich, dass Beschäftigung einem hilft, sich vom Brüten über Probleme abzulenken. Außerdem schulde ich dir viel dafür, dass du Yates gerettet hast, Engel. Und ich weiß, wie es ist, einen lieben Freund zu verlieren. Wenn es mir möglich ist, würde ich dir die Erfahrung gerne ersparen.“
    Seine Augen hatten sich verdüstert, stellte Caro fest, und es war wieder dieser Anflug von Trostlosigkeit darin zu sehen, den sie auf der Reise schon bemerkt hatte. Sie spürte, wie sich ihr Herz ihm zuneigte, das sie gegen ihn zu stählen versuchte.
    „Nun“, sagte sie in dem Bemühen, die Stimmung aufzuheitern, „du hast ja noch Zeit, dich zu entscheiden. Ich werde dich morgen Nachmittag zu Sir Gawain bringen. Hat Ryder dir
    das schon verraten?“
    „Ja. Ich könnte mir vorstellen, dass mich eine gründliche Befragung erwartet.“ Max’ Mund verzog sich. „Und es besteht immer die Möglichkeit, dass Sir Gawain mich gar nicht dabeihaben möchte.“
    „Ich denke, es ist keine Frage, ob du willkommen bist“, versicherte Caro ihm.
    Den Kopf schüttelnd, um die düsteren Gedanken zu vertreiben, lehnte Max sich zurück. Er war es nicht gewöhnt, von einer Frau kutschiert zu werden, aber Caros behandschuhte Hände hielten die Zügel sicher - genau wie die sanften Hände, die seine fiebrige Stirn in seinen Träumen so oft lindernd gestreichelt hatten. Die Erinnerung daran weckte in ihm den Wunsch, die Hand auszustrecken und seine Finger mit ihren zu verschränken, allein des Vergnügens wegen, sie anzufassen.
    Der Friede des Morgens war Balsam für seine Seele. Es war unmöglich, in diesem sonnendurchfluteten Tal voller Olivenhaine, Orangengärten und Weinberge an Krieg zu denken. In einiger Entfernung im Norden konnte er Kyrenes zwei bewaldete Berge ausmachen und im Süden eine niedrigere Kette felsiger Hügelkuppen. Die Täler im Inneren der Insel wurden bewirtschaftet, aber die höheren Regionen besaßen eine

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