Insel der Versuchung
üppigen Masse zu vergraben, so wie er sich selbst am liebsten in ihrem weichen, schlanken Körper vergraben wollte.
Er fluchte leise. Den ganzen Tag lang hatte er hartnäckig das Brennen seines Körpers ignoriert. Caro weckte in ihm die primitivsten Instinkte. Bei ihr fühlte er sich gefährlich und männlich, sowohl Räuber als auch Beschützer, wild und zärtlich zur selben Zeit. Es fiel ihm schwer, nicht nach ihr zu greifen, als sie sich ungeduldig die störrischen Strähnen aus den Augen wischte. Doch dafür war jetzt nicht der rechte Zeitpunkt.
Eine Stunde später kletterte Caro zum letzten Mal wieder in den Gig und fasste die Zügel. An ihren gebeugten Schultern konnte Max erkennen, dass sie müde war. Und sie widersprach nicht, als er ihr die Zügel abnahm.
„Gestatte bitte“, sagte Max. „Du hast dich heute völlig verausgabt, und ich habe nichts getan, um dir zu helfen. Nach Hause?“
„Ja. Aber da habe ich noch einen letzten Patienten, den ich aufsuchen muss.“
Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, ehe sie Caros Besitz weiter südlich erreichten, als es schon zu dämmern begann. Ihr zweistöckiges Haus war im spanischen Stil errichtet, aber die Ställe hätten aus England stammen können. Der gepflasterte Hof besaß eine lange Reihe geräumiger Pferdeboxen, eine große Scheune, ein Kutschenhaus und Unterkünfte für die Stallburschen und Pferdeknechte.
Als sie auf dem Hof stehen blieben, erschien augenblicklich ein Stalljunge. Offenbar hatte er sein Abendessen unterbrochen, denn er kaute noch. Die Zügel des Gigs fassend, blickte der Bursche Caro an und wartete auf seine Befehle.
„Wenn du die Kutsche abgespannt hast, Humberto, sattle bitte Mr. Leightons Pferd. Danach kannst du weiteressen.“
„Si, Señorita.“
In dem Augenblick, als Caro zu sprechen begann, streckten mehrere Pferde ihre Köpfe über die offen stehenden Halbtüren ihrer Boxen. Zusammen mit Max schritt sie die Reihe ab, begrüßte jedes Tier liebevoll, streichelte Mäuler und Blessen, bis sie an dem letzten Stall ankam, in dem eine alte kastanienbraune Stute stand.
Die Stute wieherte leise, als Cara die Hand hob, um sie zwischen den dunklen Augen zu kraulen. „Das ist meine ganz besondere Patientin“, erklärte sie leise. „Diese süße Dame gehörte meiner Mutter.“
Caro holte aus einer Kiste an der Wand eine Bürste und ein Tuch, bevor sie den Stall betrat. Max folgte ihr und schloss die Tür hinter ihnen.
„Wie Dr. Allenby wird auch sie langsam alt“, erläuterte Caro, als sie das mit Grau durchsetzte rotbraune Fell zu bürsten begann. „Das Kauen fällt ihr schwer, und ihre Sehkraft schwindet, aber ab und zu reite ich sie, weil es ihr hilft, wenn sie sich gebraucht fühlt. Und sie hat eine alte Verletzung in ihrer Schulter, die ich regelmäßig massiere.“ „Glückliches Pferd“, bemerkte Max.
Gegen die Stallwand gelehnt, schaute er zu, wie Caro die Stute striegelte und die linke Schulter des Tieres behandelte.
Neben ihm kletterte eine dreibeinige Katze auf das Sims der Halbtür, schnupperte an Max, ehe sie trotz ihrer Behinderung behände auf der anderen Seite wieder herunter ins Stroh sprang. Leise miauend rieb sie ihren Kopf an Caros Röcken, bis diese ihre Arbeit unterbrach, sie auf hob und ihr die verlangten Zärtlichkeiten erwies.
„Der Arme hier hat seinen Hinterlauf in einem Kampf mit einem Hund verloren, aber er ist immer noch ein ausgezeichneter Mäusejäger“, erklärte Caro. „Ich denke, er hat mich vermisst.“
Dem schien der Kater mit einem lauten Schnurren zuzustimmen, und er räkelte sich zufrieden in ihren Armen - bis die Stute sich umdrehte und mit dem Maul gegen Caros Hals stieß und ebenfalls Aufmerksamkeit verlangte.
Die Tiere sehnten sich nach Caros Liebkosungen. Das konnte Max nachfühlen, denn er empfand ähnlich.
In diesem Moment erschien der Pferdebursche an der Stalltür. „Ich bin fertig, Señorita. Gibt es noch etwas, das ich für Sie tun kann?“
„Danke, Humberto. Das ist alles.“
Grinsend verschwand der Junge.
Sie setzte den Kater ins Stroh und begann wieder, die verletzte Schulter der Stute zu massieren. Das alte Pferd schloss die Augen und schnaubte in offensichtlicher Seligkeit.
Eine Weile herrschte Schweigen. In den länger werdenden Schatten beobachtete Max, wie Caro das Pferd abrieb, ihre Finger sanft auf die verspannten Muskeln drückte, knetete, die Steifheit und den Schmerz vertrieb. Unwillkürlich erinnerte er sich an das Gefühl ihrer Hände auf
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