Insel des Sturms
leuchteten vor Glück. So, sagte sie sich, den Anfang hatte sie tatsächlich gewagt. Es machte sie ganz schwindlig, Himmel, sie fühlte sich beinahe betrunken.
Durch ein paar Tastendrücke platzierte sie Aidans Erzählung vom Feenprinzen Carrick und seiner Lady Gwen unter ihre Einleitung.
Sie las die Geschichte noch mal durch, fügte hinzu, wie er sich ausgedrückt, was sie gedacht, wie das Feuer die Küche erwärmt hatte und wie plötzlich der Sonnenstrahl auf die Tischplatte gefallen war.
Als sie damit fertig war, kehrte sie nochmals an den Anfang des Textes zurück, ergänzte ein paar Dinge und änderte
einige ihrer Sätze etwas ab. Schwungvoll eröffnete sie ein neues Dokument. Schließlich brauchte sie ein Vorwort, oder etwa nicht? Sie hatte es bereits im Kopf; ohne lange zu überlegen, tippten ihre Finger es in die hellen Tasten und dann speicherte sie es ab.
In ihrem Kopf ertönte heiterer Gesang. Der Text war echt gelungen: Ich schreibe ein Buch.
Aidan blieb am Gartentor stehen und sah sie reglos an. Sie bot einen wirklich liebreizenden Anblick, wie sie, umgeben von den bunten Blumen, auf die Tastatur der kleinen, cleveren Maschine einhämmerte, als hinge ihr Leben davon ab.
Auf dem Kopf trug sie einen verrückten Strohhut in der Farbe ihrer Augen, auf ihrer Nase saß eine Brille mit einem dünnen schwarzen Drahtgestell, und über ihrer linken Schulter tanzte ein leuchtend blauer Schmetterling, als wolle er lesen, was sie schrieb.
Wie zu einem Lied trommelte sie rhythmisch mit dem Fuß. Er fragte sich, ob sie die Melodie tatsächlich hörte, oder ob die Klänge einfach ihre Gedanken untermalten.
Angesichts ihres leisen Lächelns waren letztere anscheinend fröhlicher Natur. Hoffentlich ließe sie ihn das lesen. Lag es nun an ihrer Verliebtheit oder war sie wirklich so betörend schön, verströmte sie wirklich eine derart überwältigende Kraft?
Er wollte sie nicht stören, ehe sie mit ihrem Kapitel fertig wäre, und so lehnte er sich bequem gegen das Tor und klemmte sich sein Mitbringsel vorsichtig unter die Armbeuge.
Doch plötzlich brach sie ab, hob die Finger von den Tasten, presste eine Hand ans Herz, wendete überrascht den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Selbst aus der Entfernung konnte er erkennen, dass sich in ihren Augen eine Vielzahl von Gefühlen spiegelte. Überraschung und Freude, ihn zu sehen,
doch gleichzeitig die für sie typische Verlegenheit, die ihre positiven Gefühle allzu häufig überschattete.
»Guten Tag, Jude Frances! Tut mir Leid, unterbrichst du deine Arbeit meinetwegen?«
»Oh, nun …« Sie hatte ihn gespürt, hatte seine Schwingungen wahrgenommen, wie lächerlich auch so eine Behauptung klingen mochte. Aber doch, die Atmosphäre hatte sich verändert.
Sie riss sich zusammen. »Schon gut!« Sie speicherte den Text, schloss ihre Datei und nahm die Brille von der Nase. »War nur eine Randbemerkung.« Es ist entsetzlich wichtig, hätte sie am liebsten laut gerufen, und zwar die Welt… meine Welt! »Sicher findest du es seltsam, dass ich hier draußen sitze«, begann sie, während sie sich vom Platz erhob, ihre Erklärung.
»Warum? Es ist ein herrlicher Tag zum Draußensitzen.«
»Ja … ja, das stimmt.« Um die Batterie nicht unnötig zu schwächen, stellte sie den Laptop ab. »Ich habe vollkommen die Zeit vergessen.«
Da sie es in einem Ton sagte, in dem man normalerweise dem Priester seine schlimmsten Sünden beichtete, lachte Aidan begütigend. »Es scheint dir Spaß gemacht zu haben und obendrein hast du anscheinend wirklich was geschafft. Weshalb solltest du dir also Gedanken über die Zeit machen?«
»Gut – dann ist dies eben der perfekte Moment für eine Pause. Wahrscheinlich ist der Tee schon lange kalt, aber …«
Als sie bemerkte, was er in seinen Armen hielt, brach sie plötzlich ab und flog mit vor Begeisterung leuchtenden Augen auf ihn zu. »Oh, du hast einen Welpen. Himmel, ist der süß!«
Während des Spazierganges vom Dorf herauf zum Cottage war der Schlingel in Aidans Armen eingeschlafen; doch beim Klang der lauten Stimmen riss er erst das Mäulchen zu einem breiten Gähnen auf und öffnete dann vorsichtig die
Augen. Er hatte ein schwarz-weiß geflecktes Fell, riesige Schlappohren, große, tapsige Pfoten und einen dünnen, zwischen den Beinen zusammengerollten Schwanz.
Jetzt versuchte er kläffend vor Aufregung, sich Aidan zu entwinden.
»Oh, du bist wirklich niedlich, du bist wirklich wunderhübsch. So ein flauschiges Knäuel«,
Weitere Kostenlose Bücher