Insel des Sturms
Takt seiner Bewegung hob und senkte und ihn immer weiter peitschte, bis er ihr Gesicht, die Augen und die inzwischen wirren Haare wie durch einen Nebelschleier sah.
Dann verschwanden sogar diese verschwommenen Konturen,
als das Tier in ihm die Oberhand gewann und sie und ihn endgültig verschlang.
Erschöpft, vollkommen wund und lächelnd lag sie auf dem Bauch ihres wie betäubten, sprachlosen Geliebten.
Ihre gegenteiligen Reaktionen beruhten auf derselben Ursache.
Er hatte sie auf dem Boden des Pubs genommen. War sich selbst ausgeliefert gewesen – ohne auch nur einen Rest von Kontrolle. Keinerlei Feinheit, keinerlei Geduld. Statt sie vorsichtig zu lieben hatte er sich wild und elementar mit ihr gepaart.
Sein eigenes Verhalten schockierte ihn zutiefst.
Judes Gedanken gingen in eine ganz ähnliche Richtung, nur dass sie von seinem und ihrem eigenen Verhalten nicht schockiert, sondern begeistert war.
Als er ihren langen, wehmütigen Seufzer hörte, fuhr er entsetzt zusammen und kam zu dem Schluss, alles in seiner Macht Stehende tun zu müssen, um sie für den Vorfall zu entschädigen.
»Ich bringe dich nach oben.«
»Hmmm.« Das hoffte sie doch sehr, denn dort, in seinem Bett, könnten sie noch einmal von vorne anfangen.
»Vielleicht würdest du gern ein heißes Bad nehmen und noch eine Tasse Tee trinken, bevor ich dich nach Hause bringe.«
»Hmmm.« Sie seufzte erneut und sah ihn fragend an. »Ein gemütliches Bad?« Der Gedanke war verlockend.
»Ich dachte, dann würdest du dich vielleicht ein bisschen besser fühlen.«
»Aber ich kann mich gar nicht besser fühlen, als ich es bereits tue.«
Er schob sie ein Stück zur Seite, und da sie schlaff wie eine Nudel da lag, war es ziemlich einfach, sie zu sich herumzudrehen,
sodass sie in seine Arme gelangte. Als sie lächelnd ihren Kopf an seine Schulter sinken ließ, sah er sie verwundert an.
»Was, in aller Welt, ist plötzlich über dich gekommen, Jude Frances Murray? Weshalb trägst du auf einmal Unterwäsche, die mich garantiert in den Wahnsinn treiben muss, und lässt dich dann noch von mir auf dem Boden nehmen, als wären wir zwei wilde Tiere?«
»Ich habe noch mehr.«
»Wie bitte?«
»Mehr Unterwäsche. Tütenweise habe ich das Zeug gekauft.«
Jetzt war er derjenige, der den Kopf matt an ihre Schulter sinken ließ. »Gütiger Himmel! Dann könnt ihr in spätestens einer Woche meine Totenwache halten.«
»Mit den schwarzen Sachen habe ich angefangen, weil Darcy meinte, dass sie narrensicher sind.«
Aidan rang erstickt nach Luft.
Zufrieden mit dieser Reaktion schmiegte sie sich noch ein wenig dichter an seinen warmen Leib. »Du warst wie Wachs in meinen Händen. Das fand ich wirklich schön.«
»Allmählich wirst du völlig schamlos.«
»Genau, also bitte ich dich auch, mich die Treppe raufzutragen. Ich liebe es, wenn du das tust, weil es mir das Gefühl gibt, ganz Frau und furchtbar zart und schwach zu sein. Anschließend nimmst du mich mit ins Bett.«
»Wenn du darauf bestehst.« Bei einem Rundblick bemerkte er die überall verstreuten Kleider. Er käme noch einmal zurück und würde sie aufsammeln. Später, dachte er.
Als er wirklich viel später wieder herunterkam, um die Sachen einzusammeln, betastete er vorsichtig die winzigen, seidig weichen Stoff-Fetzen. Die gute Jude Frances steckte wirklich voller Überraschungen. Und zwar nicht nur für ihn, sondern, wie er dachte, ganz sicher auch für sich selbst.
Das schüchterne Pflänzchen erblühte zu einer wunderschönen, stolzen Rose.
Und jetzt schlief sie gemütlich in seinem schmalen Bett. Sie wirkte dort richtig zu Hause, wollte es ihm scheinen, als er nach oben zurückkehrte, sich auf die Bettkante setzte und sie reglos anblickte. Ebenso wie sie in seinem Pub zu Hause gewirkt hatte, als sie heute Abend dort bediente, in ihrem Garten oder während eines Spaziergangs mit der Hündin der O’Tooles.
Tatsächlich war sie ein Teil von seinem Leben geworden. Und weshalb sollte sie es nicht auf Dauer bleiben? Weshalb sollte sie nach Chicago zurückkehren, wenn sie hier in Irland glücklich war? Wenn er mit ihr glücklich war?
Es wurde höchste Zeit zu heiraten, oder etwa nicht? Fällig, eine Familie zu gründen. Bis zu seiner Begegnung mit Jude Frances hatte er noch keine Frau gefunden, angesichts derer ihn diese Aussicht gelockt hätte.
Er hatte lange genug gewartet, oder etwa nicht? Und dann war sie an einem regnerischen Abend einfach in seinen Pub spaziert. So etwas nannte man
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