Insel des Sturms
Minute zu mir.« Sie sprach mit gesenkter Stimme und behielt, als Darcy endlich Platz nahm, den hinter der Theke arbeitenden Aidan argwöhnisch im Auge. »Ich habe gerade Jude getroffen, als sie mit ihrem neuen Hündchen die Straße runterkam.«
»Hündchen?«
»Pst. Sprich leise, sonst merkt er, dass wir über die Sache reden.«
»Wer soll bitte was hören?«, fragte Darcy ebenfalls im Flüsterton.
»Aidan würde hören, dass wir von ihm reden: Er hat einen – zugegebenermaßen total niedlichen – Welpen der Hündin von den Clooneys geholt und Jude geschenkt.«
»Er…« Angesichts von Brennas Zischen senkte Darcy ihre Stimme abermals und beugte sich verschwörerisch über den Tisch. »Aidan hat ihr einen Welpen geschenkt? Davon hat er weder mir noch sonst irgendjemandem auch nur ein Wort verraten.«
Da diese Nachricht sie ehrlich überraschte, dachte Darcy eingehend darüber nach. »Hin und wieder hat er schon mal
irgendwelchen Mädchen eine kleine Nippsache geschenkt, aber normalerweise nur zu besonderen Anlässen.«
»Das denke ich auch.«
»Und Blumen«, fuhr Darcy langsam fort. »Er hat schon immer den Frauen, auf die er ein Auge geworfen hatte, Blumen mitgebracht – aber das hier ist eine andere Dimension.«
»Genau, eine andere Dimension.« Wie um ihre Worte zu bekräftigen, schlug Brenna auf den Tisch. »Nämlich etwas Lebendiges, etwas – wie soll ich sagen? – Dauerhaftes. Etwas, was man für gewöhnlich nur jemandem schenkt, der einem wirklich am Herzen liegt, kein normales Dankeschön für eine romantische Nacht.« Sie griff nach ihrem Glas und gönnte sich einen großen Schluck.
»Tja, sie hat ihm dieses Bild aus Dublin mitgebracht und er ist, wenn du mich fragst, vollkommen übertrieben begeistert von dem Ding. Vielleicht wollte er ihr einfach etwas zurückschenken und ist dabei rein zufällig über das Viecherl gestolpert.«
»Wenn er ihr ein Gegengeschenk für das – wie ich schon finde, wirklich schöne – Bild hätte machen wollen, hätte er ihr irgendeine Nippsache, ein Schmuckstück oder etwas in der Art präsentiert«, pflichtete Brenna ihr entschieden bei. »Aber ein Welpe ist wesentlich mehr.«
»Da hast du völlig Recht.« Darcy trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und blickte mit zusammengekniffenen Augen zu ihrem immer noch hinter dem Tresen beschäftigten Bruder hinüber. »Meinst du, er ist in sie verliebt?«
»Ich würde sogar eine Wette darauf eingehen, dass er sich zumindest in diese Richtung bewegt.« Brenna rutschte nervös auf der Bank herum. »Wir sollten es herausfinden, und wenn nicht wir, dann Shawn. Und aus ihm kriegen wir es mit Leichtigkeit heraus, denn er denkt nie darüber nach, was ihm über die Lippen rutscht.«
»Das ist natürlich richtig, aber er ist Aidan gegenüber immer
so entsetzlich loyal. Ich hätte sie durchaus gern als Schwägerin«, erklärte Darcy nachdenklich. »Und ich habe den Eindruck, dass sie zu Aidan passt. Nie zuvor habe ich es erlebt, dass er eine Frau ansieht wie Jude. Trotzdem, die Gallagher’schen Männer sind notorisch langsam, wenn es um die Ehe geht. Meine Mutter hat gesagt, sie hätte meinem Vater beinahe eine Kopfnuss geben müssen, ehe er sie endlich gebeten hat, ihn zu heiraten.«
»Sie will noch über drei Monate hier bleiben.«
»Also müssen wir dafür sorgen, dass er die Sache rechtzeitig geregelt kriegt. Sie beide sind Typen, die durchaus nicht ungerne heiraten – also sollte es nicht allzu schwierig sein. Lass uns aber erst mal gründlich über alles nachdenken.«
Aidan hatte Recht. Finn war ein guter Gesellschafter. Er spazierte mit Jude über die Hügel, amüsierte sich, wenn sie stehen blieb, um irgendwelche Wildblumen zu bewundern oder die Butterblumen und Schlüsselblumen zu pflücken, die Ende Mai bis Anfang Juni in großer Zahl blüten. Der Sommer kam mit einem wunderbaren Wärmestrom ins Land, und Jude erschien die milde Luft wie reine Poesie.
Bei schlechterem Wetter, wenn der Regen in Schleiern auf die schimmernd grünen Wiesen fiel, machte sie nur kurze Gänge und genoss ansonsten die Behaglichkeit des kleinen Cottages.
An trockenen Tagen hingegen gönnte sie sich und dem neuen Genossen lange morgendliche Wanderungen, auf denen er mit wilden Sprüngen um die gutmütige Betty herumzuhopsen pflegte.
Und auf jedem seiner Gänge, ob bei Regen oder Sonne, dachte sie glücklich an den Mann, den sie auf der Herfahrt von Dublin mit seinem Hund gesehen hatte, und daran, dass sie davon
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