Insel des Sturms
murmelte sie, als Aidan ihr den Welpen in die Hand drückte. Als sie die Nase in seinem watteweichen Fell vergrub, fuhr er ihr begeistert mit der Zunge übers Gesicht.
»Tja, nun, ich muss wohl nicht erst fragen, ob ihr zwei einander mögt. Ganz eindeutig ist es die berühmte Liebe auf den ersten Blick, an die unsere Jude, wie sie behauptete, nur zur Hälfte glaubt.«
»Wer könnte denn so einem Kerlchen widerstehen?« Sie hob den Welpen in die Luft, wo er quiekend zappelte.
»Die Hündin der Clooneys hat vor ein paar Wochen Junge bekommen, und ich dachte, der hier hätte den ausgeprägtesten Charakter. Jetzt ist er entwöhnt und bereit für ein neues Zuhause.«
Jude ging in die Hocke und stellte das kleine Geschöpf auf den Boden, sodass er über ihre Beine klettern und sich auf den Rücken werfen konnte, damit sie ihm den Bauch kraulte. »Er scheint recht menschenfreundlich zu sein. Wie willst du ihn nennen?«
»Das überlasse ich ganz dir.«
»Mir?« Sie hob den Kopf und lachte, als der Welpe Aufmerksamkeit heischend an ihren Fingern knabberte. »Du bist ganz schön gierig. Ich soll ihm einen Namen geben?«
»Genau, denn schließlich habe ich ihn extra für dich geholt. Er kann dir hier auf deinem Feenhügel Gesellschaft leisten.«
Ihr Hände verharrten mitten im Kraulen des wuscheligen Kerlchens. »Du hast ihn für mich geholt?«
»Weil du doch die Hündin der O’Tooles magst – also dachte ich, dass du vielleicht gern einen eigenen Vierbeiner hättest, sozusagen von der Pike auf.«
Da sie ihn immer noch mit großen Augen anstarrte, erklärte Aidan vorsichtig: »Wenn du jedoch keine Lust hast, nehme ich ihn.«
»Du hast dieses Tier für mich geholt?«
Aidan trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. »Na ja, wahrscheinlich hätte ich dich vorher fragen sollen, ob du überhaupt Interesse hast. Ich wollte dich überraschen und …«
Als sie abrupt auf die Erde plumpste, den Welpen in die Arme nahm und in Tränen ausbrach, verstummte er entsetzt.
Im Allgemeinen hatte er nichts gegen ein paar Tränen, aber sie weinte ohne jede Vorwarnung, und er hatte keine Ahnung von dem Grund ihres Schluchzens. Je stärker sich der Kleine in ihren Armen wand und ihr das Gesicht leckte, um so fester hielt sie ihn umklammert und umso lauter schluchzte sie.
»Also bitte, Liebling, nimm es dir doch bitte nicht derart zu Herzen. Bitte, a ghra, es gibt nicht den geringsten Grund für so eine Flut von Tränen.« Er ging vor ihr in die Hocke, reichte ihr ein Taschentuch und tätschelte ihr begütigend den Arm. »Pst, bitte, das alles ist ganz alleine meine Schuld.«
»Du hast mir einen Welpen mitgebracht.« Ihr jämmerliches Schniefen veranlasste den neuen Hauptdarsteller, mitfühlend aufzuheulen.
»Entschuldige. Es tut mir Leid. Ich hätte erst gründlich darüber nachdenken sollen. Aber er wird sich im Pub sehr wohl fühlen. Das ist gar kein Problem.«
»Er gehört mir!« Als Aidan die Arme nach dem Hund ausstreckte, warf sie sich auf das kleine Tier. »Du hast ihn mir geschenkt, also gehört er ja wohl mir.«
»Ja.« Seine Stimme hatte einen unsicheren Klang. Himmel, die Frau war ihm ein Rätsel. »Dann willst du ihn also behalten?«
»Ich wollte doch schon immer einen kleinen Hund.« Schluchzend wiegte sie ihn hin und her.
Aidan fuhr sich mit den Händen durch die Haare, setzte sich ermattet nieder und gab endgültig auf. »Ach ja? Aber warum hast du dann nie einen gehabt?«
Endlich hob sie ihr Gesicht und ihre Augen waren immer noch tränennass. »Meine Mutter hat zwei Katzen«, brachte sie mühsam heraus, ehe sie einen Schluckauf bekam.
»Ich verstehe.« Ebenso wie er computergesteuerte Buchhaltung verstand. »Tja, Katzen sind durchaus nette Tiere. Wir haben auch eine …«
»Nein, nein, nein! Die Katzen meiner Mutter sind die reinsten Tyrannen. Sie sind wunderschöne, arrogante, empfindliche und hinterhältige Wesen. Reinrassige Siamesen und wirklich wunderschön – aber sie haben mich nie gemocht. Ich hätte schon immer lieber einen dummen Hund gehabt, der sämtliche Möbelstücke annagt, meine Schuhe auffrisst und – und mich einfach mag.«
»Ich glaube, du kannst dich darauf verlassen, dass der kleine Kerl hier all diese Wünsche liebend gern erfüllt.« Erleichtert fuhr Aidan mit den Fingerspitzen über ihre von den dicken Tränen und den Hundeküssen nasse Wange. »Dann wirst du mich also nicht verfluchen, wenn er eine Pfütze auf deinem Küchenboden hinterlässt oder einen der hübschen
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