Insel des Sturms
geträumt hatte, es einmal ebenso zu halten.
Wie der Hund aus ihrem Traum schlief Finn vor dem Ofen, als sie sich an ihrem ersten selbst gebackenen Vollkornbrot versuchte. Und winselte leise, wenn er morgens um drei erwachte und sie nicht in der Nähe war.
Als er ihre Blumen mampfte, führten sie ein ernsthaftes Gespräch; und er schaffte es ganze zwei Wochen, keinen ihrer Schuhe anzunagen.
Außer dem einzigen Mal, das zu vergessen sie einvernehmlich beschlossen hatte…
Sie ließ ihn hoppeln und rennen, bis er nicht mehr konnte, und wenn das Wetter es erlaubte, stellte sie nach dem Mittagessen den Tisch in den Garten und arbeitete, während er unter ihrem Stuhl ein ausgedehntes Nickerchen hielt, in der Sonne und der herrlich frischen Luft vergnügt an ihrem Buch.
Ihr Buch. Es war ein so großes Geheimnis, dass sie sich selbst deutlich eingestehen musste, wie sehr sie es verkaufen wollte – wie sehr sie sich danach sehnte, es mit einem hübschen Umschlag und ihrem Namen darauf im Regal einer Buchhandlung zu sehen.
Diese beinahe schmerzlich schöne Hoffnung verdrängte sie und stürzte sich stattdessen in die Arbeit, die sie, wie sie voller Freude merkte, wirklich liebte und dadurch komplettierte, dass sie abends häufig noch ein oder zwei Stunden lang Skizzen möglicher Illustrationen der gesammelten Geschichten anfertigte.
Ihre Kunstwerke waren, wie sie dachte, bestenfalls primitiv, schlimmstenfalls ganz einfach schlecht. Den ihr von ihren Eltern auferlegten Zeichenunterricht hatte sie noch nie als allzu fruchtbar angesehen; aber das Entwerfen machte Spaß.
Sie sorgte dafür, dass ihre Skizzen immer sorgfältig versteckt waren, wenn jemand zu Besuch kam. Was manchmal bedeutete, dass sie sie eilig unters Sofa bugsierte.
Als sie eines Abends in der Küche die neueste, das hieß beste, einer Reihe mittelprächtiger Skizzen ihres Cottages betrachtete, hörte sie ein kurzes Klopfen und sofort danach das Knallen der Tür.
Erschrocken sprang sie auf, was Finn dazu bewog, vor Schreck und Überraschung laut zu kläffen, und schob die Skizzen eilig in den Hefter.
Kaum hatte sie ihn zugeklappt und in einer Schublade versteckt, als bereits Darcy und Brenna hereinsegelten.
»Du bist ein wirklich kühner Krieger!« Brenna setzte sich auf den Boden und begann den inzwischen routinemäßigen Begrüßungsringkampf mit dem kleinen Springinsfeld.
»Hast du vielleicht was Kaltes für eine müde Freundin?« Darcy glitt matt auf einen Stuhl.
»Ich habe ein paar Soft Drinks.«
»Bist du gerade am Arbeiten?«, fragte Darcy, als Jude den Kühlschrank öffnete.
»Nein, nicht wirklich. Den Großteil dessen, was ich heute hatte tun wollen, habe ich bereits erledigt.«
»Gut, denn Brenna und ich planen ein Attentat.«
»Ach ja?« Amüsiert stellte Jude die Getränke auf den Tisch. »Ihr könnt ja wohl unmöglich schon wieder einen Einkaufsbummel vorhaben?«
»Jederzeit, sofort, aber nein, das ist es nicht. Inzwischen bist du seit drei Monaten hier.«
»Mehr oder weniger«, stimmte Jude zu und versuchte nicht daran zu denken, dass ihre Zeit in Irland tatsächlich bereits zur Hälfte vorbei war.
»Und Brenna und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass es höchste Zeit wird für ein echtes Ceili. «
Interessiert setzte sich Jude zu Darcy an den Tisch. Sie hatte immer gern zugehört, wenn ihre Großmutter von den Ceilis aus ihrer Jugendzeit schwärmte. Essen und Musik und fröhliches Tanzen im ganzen Haus! Leute, die sich im Wohnzimmer,
in der Küche und sogar im Hof drängten. »Ihr veranstaltet ein Ceili? «
»Nein.« Darcy grinste bis über beide Ohren. »Aber du.«
»Ich?« Entsetzt rang Jude nach Luft. »Unmöglich! Ich habe keine Ahnung, wie man so was macht.«
»Es ist nicht viel dabei«, versicherte Brenna ihr. »Die alte Maude hat, bevor sie krank wurde, alljährlich Ende Mai, Anfang Juni ein Ceili veranstaltet. Die Gallaghers sorgen für die Musik, und es gibt sicher noch jede Menge anderer Leute, die liebend gerne spielen. Und Essen und Trinken bringt sich jeder selbst mit.«
»Alles, was du zu tun hast, ist die Tür zu öffnen und dich zu amüsieren«, bestätigte auch Darcy. »Wir werden dir helfen, alles vorzubereiten, und außerdem sorgen wir dafür, dass alle davon erfahren. Wir dachten an Samstag in einer Woche, weil dann Sonnenwende ist. Mittsommernacht ist ein klasse Termin für ein Ceili. «
»Samstag in einer Woche?«, krächzte Jude. »Aber das ist ja schon so bald. Da habe ich eindeutig viel zu
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