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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Augenblick in Dunkelheit versank.
    »Wenn du nach Amerika kommen und dort nur ein einziges Lied spielen würdest, hättest du, noch vor dem Ende deines Auftritts, bereits einen Plattenvertrag.«
    »Das ist nichts für mich. Ich gehöre hierher.«
    »Ja, das stimmt.« Sie lehnte sich zurück und lächelte ihn an. In der Tat konnte sie sich ihn nirgendwo anders vorstellen. »Genau hierher.«
    Es war die Magie, die Musik und der Mondschein, die die Worte über seine Lippen schlüpfen ließen, ehe er auch nur darüber nachdachte. »Ebenso wie du! Es gibt keinen Grund
für dich zurückzugehen.« Er schob sie ein Stückchen von sich und sah ihr ins Gesicht. »Du bist glücklich hier in Ardmore.«
    »Ja, richtig! Aber …«
    »Das sollte doch genügen, um nicht wieder abzuziehen. Was ist falsch daran, einfach glücklich zu sein?«
    Ob seines beinahe barschen Tons wurde ihr Lächeln unsicher. »Natürlich nichts, aber ich muss arbeiten – für meinen Lebensunterhalt.«
    »Du könntest auch hier einen Job finden, der dich zufrieden macht.«
    Das hatte sie bereits, dachte sie bei sich. Im Schreiben hatte sie die Arbeit ihres Lebens gefunden. Aber alte Gewohnheiten starben nun mal langsam. »Im Augenblick scheint es in Ardmore keinen besonderen Bedarf an Psychologieprofessorinnen zu geben.«
    »Der Posten hat dir doch sowieso keinen Spaß gemacht.«
    Allmählich wurde sie nervös. Sie begann zu frösteln und sehnte sich nach einer Jacke. »Aber trotzdem ist es nun mal mein Beruf – das, was ich gelernt habe.«
    »Dann musst du dich eben umschulen lassen. Ich möchte dich hier bei mir haben.« Noch während ihr Herz einen wilden Satz machte, fuhr er unbeirrt fort: »Weil ich eine Frau brauche.«
    Sie war sich nicht sicher, ob das Pochen, das sie hörte, ihr Herz war, das wieder an seinen normalen Platz rutschte, oder ganz einfach der Schock. »Wie bitte?«
    »Weil ich eine Frau brauche – du solltest mich heiraten, und über alles andere machen wir uns hinterher Gedanken.«

17
    »Du – brauchst – eine – Frau«, wiederholte sie mit bemüht ruhiger Stimme.
    »Ja, genau.« Das entsprach nicht den Worten, die er hatte wählen wollen, doch nun war es zu spät. »Wir brauchen einander und passen gut zusammen, Jude. Es macht einfach keinen Sinn für dich, in ein Leben zurückzukehren, das dich unglücklich macht, wenn du hier eines haben kannst, das dich mit Zufriedenheit erfüllt.«
    »Ich verstehe.« Nein, sie verstand nicht, dachte sie. Es war, als würde sie versuchen, auf den Grund eines dunklen, schlammigen Teichs zu sehen. Aber sie gab sich die größte Mühe. »Dann meinst du also, ich soll hier bleiben und dich heiraten, weil du eine Frau brauchst und ich … ein neues Leben?«
    »Ja. Nein.« Etwas an ihrer Formulierung, an dem Ton, in dem sie sprach, störte ihn. Aber er war zu verwirrt, um den wunden Punkt zu erkennen. »Ich könnte dich problemlos ernähren, bis du eine Arbeit gefunden hast, die dir gefällt, oder wenn du stattdessen lieber zu Hause bleiben würdest, wäre das ebenfalls okay. Der Pub wirft genug ab für uns beide. Ich bin kein armer Mann, und obgleich ich dir vielleicht nicht den Standard bieten kann, den du gewohnt bist, kämen wir durchaus zurecht.«
    »Wir kämen durchaus zurecht? Auch wenn du mir nicht… die Annehmlichkeiten bieten könntest, die ich bisher gewohnt gewesen bin? Du würdest mich ernähren, während ich herumtrödele und versuche herauszufinden, zu welcher Arbeit ich vielleicht tauge?«
    »Hör zu!« Weshalb nur brachte er nicht etwas feierlichere Worte über seine Lippen? »Ich will nur sagen, dass es hier ein Leben für dich gibt. Und zwar an meiner Seite.«

    »Ach ja?« Sie wandte sich ab und kämpfte verzweifelt gegen etwas Dunkles, brodelnd Heißes an, das aus ihr herauszubrechen drohte. Sie wusste nicht, was es war, und wollte es auch nicht unbedingt wissen; doch sie spürte, es war durch und durch gefährlich. Die Iren, dachte sie, galten als Poeten – es hieß, von ihren Zungen flössen leicht Betörungen.
    Und hier stand sie vor einem Iren, der ihr, wie vor Jahren William, erklärte, sie solle ihn heiraten, weil es gut für sie wäre.
    Auch William hatte eine Frau gebraucht, erinnerte sie sich. Um seine Position zu zementieren, um seine Gäste zu bewirten, als repräsentative Begleiterin bei offiziellen Empfängen. Und natürlich hatte sie einen Mann gebraucht, der ihr sagte, was sie wann und wie tun sollte. Er hatte eine Frau bekommen und sie ein neues

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