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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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zuvor.
    Was allerdings das Addieren und Subtrahieren nicht weniger unangenehm für ihn machte.
    Er hatte über die Anschaffung eines Computers nachgedacht, doch dann müsste er lernen, wie man ein solches gottverdammtes Ding bediente. Allein der Gedanke daran schreckte ihn derart, dass er lieber Abstand davon nahm. Als er mit Darcy darüber gesprochen und ihr erklärt hatte, sie könnte ja vielleicht den Umgang mit der modernen Technik bewältigen, hatte sie so heftig gelacht, dass ihr die Tränen über die rosigen Wangen gekullert waren.
    Shawn hatte er lieber gar nicht erst gefragt, denn der käme nicht einmal auf die Idee, eine kaputte Birne auszuwechseln, auch wenn er mit einem Buch im Dunkeln säße.
    Und jemand anderem überließe er die, wenn ihm auch verhasste, Arbeit nicht – denn schließlich hatten die Gallaghers ihre Bücher seit Eröffnung des Pubs bisher noch stets allein geführt. Also müsste er entweder weiter mit Bleistift und Rechenmaschine herumhantieren oder aber allen Mut zusammennehmen und sich der Elektronik stellen.
    Bestimmt kannte Jude sich mit Computern aus. Er hätte nichts dagegen, brächte sie ihm etwas bei. Und allzu gerne, dachte er mit einem leichten Lächeln, zeigte er sich dafür erkenntlich, indem er ihr auf einem gänzlich anderen Gebiet zu Diensten stand.
    Aidan wollte ihre Hände spüren. Er hatte sich bereits gefragt,
was für einen Geschmack, was für eine Textur ihr herrlich voller Mund böte. Es war eine ganze Weile her, seit eine Frau sein Blut derart in Wallung gebracht hatte, und er genoss die freudige Erwartung, genoss die wunderbaren Fantasien, in denen er sich momentan erging.
    Sie erinnerte ihn an eine junge, unsichere Stute. Eine, die scheute, sobald man sich ihr näherte, während sie gleichzeitig hoffte, dass man sie sanft und zärtlich streichelte. Ihre Zögerlichkeit, Intelligenz sowie kultivierte Stimme boten einen reizvollen Kontrast.
    Hoffentlich kam sie auch heute Abend.
    Außerdem sollte sie wieder ihre eleganten Kleider tragen und das Haar in einem ordentlichen Pferdeschwanz, damit er sich vorstellen könnte, wie angenehm es wäre, es ihr zu zerzausen.
     
    Wenn Jude eine Ahnung davon gehabt hätte, in welche Richtung sich Aidans Gedanken bewegten, hätte sie ganz sicher nicht den Mut gefunden, das Cottage zu verlassen. Selbst ohne diese zusätzliche Komplikation hatte sie sich ein Dutzend Male überlegt, ob sie gehen sollte oder nicht.
    Es wäre unhöflich, auf eine derart freundliche Einladung hin nicht zu erscheinen.
    Oder sähe es aus, als erwarte sie, dass er sich ihr widme?
    Sie würde einfach einen angenehmen Abend verbringen in netter Gesellschaft, bei fröhlicher Musik.
    Aber sie war nicht der Typ Frau, der seine Abende in Kneipen zubrachte!
    Wütend über ihren fürchterlichen Wankelmut beschloss sie am Ende, rein aus Prinzip, sich für eine Stunde aufzuraffen.
    Jude zog einen grauen Hosenanzug und als Farbtupfer eine Weste mit schmalen, burgunderroten Streifen an. Schließlich war Samstagabend, dachte sie, und entschied sich für ein
Paar silberner Ohrringe, die frech von ihren Ohren herunterbaumelten. Es gäbe Musik, erinnerte sie sich, und spielte mit dem Gedanken, sich obendrein noch mit ein paar klirrenden silbernen Armreifen zu schmücken.
    Sie hegte eine heimliche Leidenschaft für jede Form von Schmuck.
    Als sie die Armreifen anlegte, dachte sie an den Ring, den der Mann auf dem Friedhof getragen hatte. Den blitzenden Saphir in der erlesen gravierten, schweren Silberfassung, der hier auf dem Lande so vollkommen fehl am Platz wirkte.
    Sehr eigenartig war sein lautloses Auftauchen und ebenso sein Verschwinden gewesen, dass sie beinahe das Gefühl hatte, alles nur geträumt zu haben. Aber sie erinnerte sich ganz deutlich an sein Gesicht und seine Stimme, an die plötzlich anschwellenden Düfte, den sich erhebenden Wind und den Schwindel, von dem sie überfallen worden war.
    Sicher hatte sie einfach zu hohen Blutzucker gehabt. All der reingestopfte Kuchen hatte wohl ihren Zuckerspiegel abrupt ansteigen und dann wieder sinken lassen – die Ursache ihres Schwindels.
    Achselzuckend beugte sie sich dichter vor den Spiegel, um ihre Mascara zu kontrollieren. Wahrscheinlich würde sie den Mann noch einmal sehen, entweder schon heute Abend im Gallagher’s oder aber, wenn sie das nächste Mal Blumen zu Maude brächte.
    Mit klingelnden Armreifen brach sie auf. Dieses Mal erinnerte sie sich an die Wagenschlüssel, ehe sie hinter dem Steuer saß,

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