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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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kehrt und schwang sich wieder auf sein Pferd. Als es mit den Flügeln schlug und gen Himmel entschwand, kehrte sie in das kleine Haus zurück und ließ die Diamanten liegen, als wären sie nichts weiter als Blumen.
    Also wurden sie zu Blumen und bedeckten den Boden mit ihrem feinen, süßen Duft.

6
    Jude erwachte vom regelmäßigen Klopfen des Regens an den Scheiben mit der vagen Erinnerung an Träume voller Farbe und Bewegung. Am liebsten hätte sie sich tiefer unter der Bettdecke verkrochen und die Augen in der Hoffnung auf eine Wiederholung dieses Traumes noch mal zugemacht. Doch das erschien ihr falsch. Faulheit kam nicht in Frage.
    Besser zeigte sie sich produktiv und entwickelte baldmöglichst eine tägliche Routine. Einen regnerischen Sonntagmorgen zum Beispiel verbrächte sie am sinnvollsten mit Hausarbeit. Schließlich hatte sie hier in Waterford anders als zu Hause in Chicago keine Zugehfrau, die diese Dinge für sie erledigte.
    Insgeheim hatte sie sich sogar auf das Staubwischen und Fegen, auf die kleinen Arbeiten gefreut, die das Cottage in irgendeiner Weise zu ihrem eigenen machen würden. Besonders intelligent war es nicht – aber es machte ihr tatsächlich Spaß, die Putzartikel zu durchforsten und die benötigten Lappen und Tücher aus den ordentlichen Stapeln hervorzuziehen.
    Sie verbrachte einen angenehmen Teil des Morgens damit, Staub zu wischen und all die kleinen Nippsachen neu zu arrangieren, die die alte Maude überall im Haus verteilt hatte. Auf sämtlichen Tischen und in sämtlichen Regalen fanden sich zart bemalte Feen, elegante Zauberer, faszinierende Gegenstände aus funkelndem Kristall. Die meisten Bücher handelten von irischer Geschichte und Folklore, aber es tauchte auch eine ganze Reihe zerfledderter Taschenbücher auf.
    Ganz offensichtlich hatte die alte Maude eine Schwäche für Liebesromane gehabt, entdeckte Jude und fand die Vorstellung richtig rührend.
    Statt eines Staubsaugers entdeckte Jude eine altmodische
Kehrmaschine, deren Quietschen auf Teppichen und Holzböden sie mit fröhlichem Summen begleitete.
    Sie schrubbte auch die Küche und empfand eine überraschende Befriedigung beim Anblick des glitzernden Chroms und Porzellans. Mit zunehmendem Selbstvertrauen schwenkte sie ihr Staubtuch als Nächstes durch ihr provisorisches Büro. Bald würde sie die Schachteln in dem winzigen Einbauschrank durchsehen. Vielleicht schon heute Abend. Und dann würde sie alles, was ihr wertvoll oder erinnerungsträchtig genug erschien, um aufgehoben zu werden, an ihre Großmutter schicken.
    Anschließend zog sie das Bett ab und sammelte die übrige Schmutzwäsche ein. Es war ihr etwas peinlich, dass sie nie zuvor in ihrem Leben selbst gewaschen hatte: Aber das würde sie jetzt gleich üben. Ihr kam der Gedanke, dass sie vor dem Saubermachen die Waschmaschine hätte in Gang setzen sollen. Nun, beim nächsten Mal dächte sie sicherlich daran.
    In der winzigen, voll gestopften Kammer neben der Küche fand sie endlich den Wäschekorb und warf die Sachen mit einem Schwung hinein.
    Außerdem stellte sie fest, dass es tatsächlich keinen Trockner gab. Wenn sie sich nicht irrte, hieß das, dass sie ihre Wäsche draußen auf eine Leine hängen musste. Und obgleich es ihr Spaß gemacht hatte, Mollie O’Toole bei dieser Arbeit zuzuschauen, wäre es sicher etwas problematischer, versuchte sie sich selbst darin.
    Aber auch das würde sie lernen! Sie würde es eben lernen müssen, versicherte sie sich, ehe sie sich räusperte und sich vor die Waschmaschine hockte.
    Wie ihr die Rostflecken auf der weißen Oberfläche verrieten, war die Maschine alles andere als neu. Doch zumindest schien sie einfach zu bedienen zu sein. Vor die Wahl zwischen Kalt- und Heißwäsche gestellt, entschied sie sich für heiß; denn wenn etwas sauber werden sollte, brauchte man
sicher jede Menge möglichst heißes Wasser. Sie las die Rückseite des Waschmittelpakets, befolgte die dort erteilten Anweisungen bis aufs i-Tüpfelchen, und beim Rauschen des in die Maschine einfließenden Wassers strahlte sie vor Stolz bis über beide Ohren.
    Zur Feier ihres Sieges über die altmodische Technik setzte sie den Wasserkessel auf und genehmigte sich eine Hand voll Kekse aus der bunten Blechdose.
    Das Cottage war sauber und adrett. Ihr Cottage war sauber und adrett, verbesserte sie sich. Alles stand an seinem Platz, die Waschmaschine lief… jetzt gab es keine Ablenkung mehr von dem, was sie gestern Abend beim Heimkommen erblickt

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