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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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zusammengefahren wäre, straffte sie die Schultern und sah ihn reglos an. »Ich werde mich gewiss nicht bei Ihnen dafür entschuldigen, dass ich nicht mit Ihnen ins Bett gehe. Und wenn ich lieber auf intellektueller Ebene funktioniere, dann ist das ja wohl meine Sache.«
    Er klappte den Mund zu, ehe er verächtlich schnauben konnte, schob seine Hände in die Hosentaschen und stapfte in der kleinen Küche auf und ab. »Müssen Sie immer so verdammt vernünftig sein?«
    »Absolut.«
    Plötzlich blieb er stehen, sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, warf dann zu ihrer Überraschung den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus. »Verdammt, Jude, wenn Sie mich angebrüllt oder mit irgendetwas nach mir geworfen hätten, hätten wir eine nette kleine Balgerei anfangen und am Ende ringend auf dem Küchenboden landen können. Was mich wesentlich zufriedener gemacht hätte als diese Form der Konfrontation.«
    Sie atmete leise auf. »Ich brülle nicht, werfe keine Sachen durch die Gegend und prügel mich auch nicht.«

    Er zog eine seiner Brauen hoch. »Nie?«
    »Nie.«
    Sein Grinsen war gleichermaßen humorvoll wie herausfordernd. »Ich wette, dass ich das ändern kann.« Wieder trat er auf sie zu, schüttelte, als sie einen Schritt zurück machte, gespielt betrübt den Kopf und zog sanft an einer Strähne ihres Haars. »Wollen wir wetten?«
    »Nein.« Sie versuchte es mit einem zögerlichen Lächeln. »Pokern tue ich auch nicht!«
    »Sie laufen mit dem Namen Murray durch die Gegend und wollen mir weismachen, Sie würden nicht pokern? Wenn das stimmt, dann sind Sie eine Schande für Ihre Verwandtschaft.«
    »Oder aber der Beweis für eine erfolgreiche Erziehung.«
    »Ich würde mein Geld eher auf die Schande setzen.« Er wippte auf den Fersen und sah sie reglos an. »Tja, ich mache mich mal besser auf den Rückweg. Durch einen Spaziergang im Regen kriege ich sicher wieder einen klaren Kopf.«
    Als er seine Jacke vom Haken nahm, atmete sie verhalten ein. »Und Sie sind nicht böse?«
    »Weshalb sollte ich böse sein?« Er wandte sich ihr wieder zu und sah sie durchdringend an. »Schließlich haben Sie das Recht, nein zu sagen, oder nicht?«
    »Ja, natürlich.« Sie räusperte sich. »Ja, aber ich nehme an, es gäbe eine ganze Reihe von Männern, die trotzdem böse wären.«
    »Eine Reihe von Männern, zu denen ich anscheinend nicht gehöre. Aber ich habe die Absicht, Sie zu bekommen, und wenn vielleicht nicht heute, dann eben ein andermal.«
    Als ihr die Kinnlade herunterfiel, marschierte er grinsend zur Tür. »Denken Sie daran, und denken Sie an mich, Jude Frances! Bald bekomme ich Sie wieder zu fassen.«
    Als sich die Tür hinter ihm schloss, blieb sie vollkommen reglos stehen. Und noch während sie an seine anmaßende
Prophezeiung dachte, an ihn und an all die herablassenden, mitleidigen, brillanten Antworten, die sie ihm hätte geben sollen, dachte sie vor allem daran, wie es gewesen war, an seiner breiten Brust zu liegen und vollkommen atemlos zu sein.

7
    Ich sammele Märchen , schrieb Jude in ihrem Tagebuch, und finde das Projekt wesentlich interessanter, als ich gedacht hätte. Die Kassetten, die meine Großmutter geschickt hat, bringen sie her zu mir. Während ich sie abhöre, ist es beinahe, als säße sie mir gegenüber. Oder, schöner noch, als wäre ich wieder ein Kind und sie wäre vorbeigekommen, um mir eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen.
    Ihre Darstellung von Lady Gwen leitet sie mit der Feststellung ein, diese Legende wäre mir sicher neu. Da muss sie sich irren, denn als Aidan mir die Geschichte erzählte, kannte ich etliche Teile schon.
    Logischerweise habe ich davon geträumt, weil ich mich unbewusst an den Inhalt erinnerte und weil der Aufenthalt in diesem Cottage die Erinnerung ganz plötzlich freigegeben hat.
     
    Jude hörte auf zu tippen, lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Ja, natürlich, das musste es sein. Nun, da sie es niedergeschrieben hatte, fühlte sie sich besser. Genau das sagte sie auch immer zu ihren Studenten. Schreibt, wenn ihr ein bestimmtes Problem habt, oder wenn ihr euch in einer Sache nicht entscheiden könnt, eure Gedanken im Gesprächsstil ohne Filter auf. Dann lehnt euch entspannt zurück, lest das Geschriebene
und ergründet die Antworten, die ihr auf diesem Weg finden könnt.
    Weshalb also hatte sie die Sache mit Aidan nicht in ihr Tagebuch geschrieben? Sie hatte nichts darüber notiert, wie er sie

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