Insel des Sturms
hier – nahm ihr jede Luft. »Ich singe nur, wenn ich nervös bin.«
»Ist das wahr?« Ohne ihr Gesicht aus den Augen zu lassen, bewegte er sich – in die falsche Richtung –, bis sein Leib, als wäre er flüssig, gegen ihren heißen Körper schmolz.
Jetzt wusste sie, was sie mit ihren Händen zu tun hatte. Eilig versuchte sie, ihn ein Stück von sich zu schieben. »Was machen Sie da?«
»Ich möchte Sie gerne singen hören, also mache ich Sie ein wenig nervös.«
Sie brachte ein, wenn auch zittriges, Lachen zu Stande; doch als sie versuchte, sich von ihm zu lösen, presste sie sich dadurch nur noch fester gegen ihn. »Aidan …«
»Nur ein wenig nervös«, murmelte er, neigte seinen Kopf und nagte sanft an ihrem Kiefer. »Sie zittern ja.« Wieder nagte er federleicht und zärtlich an ihrer weichen Haut. »Keine Sorge, ich will Sie erregen und nicht zu Tode erschrecken.«
Beides gelang ihm gleichzeitig. Ihr Herz schlug wie ein Hammer gegen ihre Rippen, das Blut rauschte ihr in den Ohren, ihre Hände lagen wie gefesselt an seiner harten Brust, und sie fühlte sich, während er sich langsam einen Weg an ihrem Kiefer hinaufnagte, wunderbar schwach und ungeheuer weiblich.
»Aidan, Sie… das ist… ich denke nicht …«
»So ist’s Recht. Eine hervorragende Idee! Am besten stellen wir beide einen Augenblick lang das Denken einfach ein.«
Er nahm ihre volle, ungeheuer weiche Unterlippe zwischen die Zähne, und sie stöhnte leise auf. Das Grün ihrer Augen wurde noch rauchiger, noch dunkler als zuvor, und entfachte zwischen seinen Lenden reine, unverfälschte Lust.
»Himmel, Sie sind wirklich süß!« Er hob eine seiner Hände vom Rand des Herdes, strich federleicht über ihr rechtes Schlüsselbein, und während er sie hielt, presste er seinen Mund auf ihre Lippen. Erst vorsichtig und testend, dann genießend und schließlich trunken vor Freude über ihren köstlichen Geschmack.
Ihre starre Haltung schmolz, und gleichzeitig rang sie, als er an ihrer Unterlippe sog, schockiert nach Luft.
Er ging weiter als geplant, und während sie vor Leidenschaft erbebte, erinnerte sie ihn an einen Vulkan kurz vor dem Ausbruch, an einen Sturm, kurz bevor er sich erhob. Ihre Hände waren immer noch an seiner Brust gefangen, aber ihre Finger umklammerten wie die einer Ertrinkenden sein Hemd.
Sie hörte, dass er etwas sagte, vernahm sein leises Wispern, spürte seine ach so heißen, ach so festen Lippen, seinen ach so harten, ach so starken Leib. Und seine Hände, die sich leicht wie Mottenflügel auf ihrem Gesicht bewegten. Sie konnte nichts anders tun, als ihm zu geben, was er wollte – während gleichzeitig ein schockierender, bisher völlig fremder Teil von ihr sie drängte, auch ihn anzunehmen.
Und als er sich von ihr löste, stand ihre Welt urplötzlich auf dem Kopf, blind stürzte sie in ein ihr bisher vollkommen unbekanntes Universum.
Er hielt ihr Gesicht in Händen und wartete darauf, dass sie die Augen öffnete, um ihn anzublicken. Er hatte nur ein wenig kosten wollen, den Moment genießen – sehen, wie sie reagierte. Doch das Ganze war vollkommen außer Kontrolle geraten, gestand er sich, nicht ohne Vergnügen, ein. »Wirst du dich mir hingeben?«
Ihr Blick verriet Verwirrung, doch gleichzeitig Verlangen, und um ein Haar wäre er vor ihr in die Knie gegangen – was ihm nun auch wieder nicht gefiel.
»Ich … was?«
»Komm mit rauf, und geh mit mir ins Bett.«
Eine Sekunde bevor sie wortlos nickte, kam sie wieder zur Vernunft. »Ich kann nicht. Nein. Das wäre vollkommen verantwortungslos.«
»Gibt es jemanden in Amerika?«
»Ob es jemanden …?« Weshalb nur konnte sie nicht denken? »Oh, nein. Dort gibt es niemanden.« Das plötzliche Glitzern in Aidans Augen war ihr eine Warnung. »Aber das
heißt noch lange nicht, dass ich einfach … ich schlafe nicht mit Männern, die ich kaum kenne.«
»Meinem Gefühl nach kennen wir einander ziemlich gut.«
»Das ist eine rein körperliche Reaktion.«
»Da hast du ganz sicher Recht.« Wieder küsste er sie härter und heißer als je ein Mann zuvor.
»Ich kriege keine Luft mehr.«
»Auch ich habe leichte Schwierigkeiten mit dem Atmen.« Es war gegen seinen natürlichen Instinkt, doch er trat einen Schritt zurück. »Tja, und was machen wir jetzt, Jude France? Analysieren wir das, was soeben geschehen ist, auf einer intellektuellen Ebene?«
Trotz ihrer typisch irischen Melodik klang seine Stimme überraschend barsch. Da sie am liebsten
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