Insel des Sturms
wunderbare Frau.« Jude winkte spontan, als Brenna mit der für sie typischen Geschwindigkeit und dem gewohnten Elan aus der Einfahrt auf die Straße schoss. »Sicher habe ich jetzt schon mindestens die Hälfte dessen, was sie mir über Gartenarbeit erzählt hat, wieder vergessen – aber es war durchaus ein guter Anfang.«
»Es wird ihr Spaß machen, sich in Zukunft öfter mit Ihnen zu unterhalten. Patty hat auch das, was man einen grünen Daumen nennt, aber sie denkt in letzter Zeit nur noch an Kevin Riley und verbringt den Großteil ihrer freien Zeit damit, seufzend und mit verträumten Augen durch die Gegend zu taumeln.«
»Mollie ist furchtbar stolz auf Sie und Ihre Schwestern.«
»Das gehört zum Mutter-Sein dazu.«
»Ja, aber nicht jede Mutter strahlt derart vor Stolz«, widersprach Jude. »Sie sind es wahrscheinlich nicht anders gewohnt, sodass es Ihnen nicht besonders auffällt – aber es ist wunderbar, einen derartigen Stolz zu erleben.«
»Sicher achten Sie als Psychologin besonders auf solche Dinge. Lernt man das oder haben Sie diese Gabe bereits seit Ihrer Geburt?«
»Ich schätze, es ist etwas von beidem – aber wahrscheinlich hätte selbst ein Blinder gesehen, wie stolz Ihre Mutter darauf war, dass Sie den Kühlschrank reparieren konnten, obwohl sie insgeheim hoffte, es gelänge Ihnen nicht.«
Brenna drehte den Kopf und lachte fröhlich auf. »Dieses Mal hätte ich es tatsächlich beinah nicht geschafft – der alte Kasten ist verdammt störrisch. Aber die Sache ist die, mein Dad hat bereits einen brandneuen Kühlschrank bestellt, ein wunderbares Teil. Aber er kommt frühestens in ein oder zwei Wochen, und wenn wir die Überraschung nicht kaputtmachen wollen, muss dieses verdammte alte Drecksding eben noch ein Weilchen durchhalten.«
»Wie nett.« Jude versuchte sich vorzustellen, wie ihre Mutter wohl reagierte, würde sie von ihr und ihrem Vater mit einem neuen Kühlschrank überrascht.
Sie wäre verwundert, nahm Jude an, und mehr als nur eine Spur beleidigt. Bereits die Vorstellung zauberte ein amüsiertes Grinsen auf ihr zuvor nachdenkliches Gesicht. »Wenn ich meiner Mutter ein Haushaltsgerät schenken würde, hielte sie mich für übergeschnappt.«
»Tja, schließlich ist Ihre Mutter auch, wenn ich mich recht entsinne, ganztags berufstätig.«
»Das stimmt, und sie macht ihre Arbeit hervorragend. Aber schließlich ist Ihre Mutter ebenfalls berufstätig. Sie ist eine professionelle Mutter.«
Brenna blinzelte, ehe ihre Augen gleichermaßen erfreut wie amüsiert aufblitzten. »Oh, das wird ihr gefallen. Diesen Satz hebe ich mir auf für das nächste Mal, wenn sie mir wegen irgendetwas in den Hintern treten will. Aber jetzt gucken Sie mal, was da die Straße heraufgelaufen kommt, gut aussehend wie zwei Teufel und mindestens ebenso gefährlich!«
Während sich Judes wunderbare Entspanntheit verflüchtigte wie Rauch durch den Schornstein, trat Brenna vor der schmalen Einfahrt ihres Cottages auf die Bremse, lehnte sich aus dem Fenster und rief gut gelaunt in Aidans Richtung: »Was rennt denn da für ein wilder Landstreicher rum?«
»Meine Tage als Landstreicher sind ein für alle Mal vorbei«,
erklärte er zwinkernd, ehe er ihre im Fenster des Pick-ups liegende Hand nahm und die aufgeschürften Knöchel untersuchte. »Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?«
»Der verdammte, mistige Kühlschrank hat mich gebissen.«
Er schnalzte mit der Zunge und hob die lädierte Hand an seine Lippen, wobei er gleichzeitig jedoch Jude statt Brenna in die Augen blickte. »Und wohin sind die beiden reizenden Ladys unterwegs?«
»Ich bringe Jude nur von einem Besuch bei meiner Mutter zurück nach Hause, und dann muss ich zu Betsy Clooney, um ein bisschen an ihren Fenstern herumzuklopfen.«
»Wenn du oder dein Dad morgen Zeit habt – der Herd im Pub macht mal wieder Sperenzchen, und Shawn sitzt wie eine beleidigte Leberwurst in der Ecke… weigert sich, die Küche zu betreten.«
»Einer von uns kann sicher vorbeikommen.«
»Danke. Dann nehme ich dir jetzt mal deinen Fahrgast ab.«
»Geh behutsam mit ihr um«, empfahl Brenna ihm, als er bereits um den Wagen herumging. »Ich finde sie nämlich sehr nett.«
»Geht mir genauso.« Er öffnete die Beifahrertür und bot Jude seine Hand. »Aber ich mache sie nervös. Nicht wahr, Jude Frances?«
»Natürlich nicht.« Sie wollte aussteigen, ruinierte jedoch die lässige Eleganz ihrer Bewegung, indem sie von dem noch immer umgelegten
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