Insel des Sturms
Klotz!« Letzteres sagte Mollie an die Katze gewandt, die auf die Lehne ihres Sessels gesprungen kam, und schob sie, nachdem sie sie kurz hinter den Ohren gekrault hatte, wieder hinunter.
»Sie haben ein wunderbares Haus. Ich sehe es mir immer gerne an, wenn ich auf meinen Spaziergängen vorbeikomme.«
»Es ist aus allen möglichen Materialien zusammengewürfelt, aber ich finde, dass es zu uns passt.« Mollie schenkte Tee in zwei von ihren feinen Porzellantassen und stellte lächelnd die Kanne auf den Tisch. »Mein Mick hat immer wieder irgendwo ein Zimmer angebaut, und als Brenna groß genug war, um einen Hammer zu schwingen, haben sich die beiden gegen mich verschworen und aus dem Ganzen einfach gemacht, was sie wollten.«
»Mit so vielen Kindern brauchen Sie ja auch jede Menge Platz.« Jude nahm die Tasse und zwei goldbraun glasierte Plätzchen entgegen. »Brenna sagt, sie hätte noch vier Schwestern.«
»Fünf Töchter, die mir vorkommen wie zwanzig, wenn sie alle zusammen sind. Brenna ist die Älteste und genau wie ihr Vater. Meine Maureen wird im Herbst heiraten – sie streitet ständig mit ihrem jungen Mann und macht uns damit vollkommen wahnsinnig; Patty hat sich gerade mit Kevin Riley verlobt und wird uns, da bin ich ganz sicher, über kurz oder lang dasselbe Elend bescheren wie Maureen. Meine Mary Kate geht in Dublin auf die Universität und studiert ausgerechnet Informatik. Und die kleine Alice Mae, das Baby, verbringt
ihre ganze Zeit mit Tieren und versucht mich dazu zu überreden, jeden Vogel aus der Grafschaft Waterford, der einen Flügel gebrochen oder sonst ein Leiden hat, hier bei uns zu beherbergen.«
Mollie legte eine Pause ein. »Und wenn sie nicht in meiner Nähe sind, vermisse ich sie schrecklich. Genau wie Ihre Mutter Sie sicherlich vermisst – nun, da Sie so weit weg von zu Hause sind.«
Jude schluckte ein wenig. Sie war sich sicher, dass ihre Mutter an sie dachte, aber ob sie ihr tatsächlich fehlte? Bei dem dicht gedrängten Terminplan, nach dem ihre Mutter lebte, konnte sie sich das kaum vorstellen.
»Es…« Erschrocken brach Jude ab, als vom hinteren Ende des Hauses ein harscher, bösartiger Fluch an ihre Ohren drang.
»Zur Hölle mit dir gottverdammtem schlangenäugigen Bastard! Am liebsten würde ich deinen wertlosen Kadaver ins Meer werfen.«
»Brenna schlägt auch in anderen Beziehungen ganz nach ihrem Dad«, fuhr Mollie vollkommen gelassen fort und nippte würdevoll an ihrem Tee, als die Flüche und Drohungen ihrer Tochter durch lautes Hämmern und Krachen gekrönt wurden. »Sie ist ein gutes, intelligentes Mädchen, aber ein bisschen jähzornig. Nun, sie hat mir erzählt, Sie interessieren sich für Blumen.«
»Ah!« Jude räusperte sich, als erneutes Fluchen laut wurde. »Ja. Das heißt, ich habe keine Ahnung von der Gartenarbeit, aber ich möchte die Blumen am Cottage gern so schön erhalten, wie sie sind. Eigentlich wollte ich mir ein paar Bücher zu dem Thema besorgen.«
»Das ist nicht schlecht. Aus Büchern kann man eine Menge lernen, obwohl sich Brenna lieber mit dem Gesicht nach unten auf einen Ameisenhügel binden lassen würde, als über die Funktionsweise einer Sache nachzulesen. Sie nimmt
immer gleich alles auseinander. Tja, aber ich selber kenne mich ein bisschen mit Pflanzen aus. Vielleicht würden Sie ja gern mit in den Garten kommen und sich ansehen, wie ich ihn gestaltet habe. Und dann können Sie mir sagen, was Sie wissen möchten.«
Jude stellte ihre Tasse ab. »Das würde ich wirklich gern tun.«
»Fein. Lassen wir also Brenna allein, damit sie an die Decke gehen kann, ohne dass wir befürchten müssen, dass sie uns anschließend auf den Kopf fällt.« Sie erhob sich und zögerte. »Könnte ich vielleicht mal Ihre Hände sehen?«
»Meine Hände?« Verwundert streckte Jude die Arme aus, worauf Mollie ihre Finger fest umfasste.
»Die alte Maude hatte Hände wie Sie. Natürlich waren sie alt und arthritisch, aber in Grunde schmal und fein – sicher hatte sie auch solche, als sie jung war –, lang und gerade und schlank wie Ihre. Sie werden mit den Blumen Erfolg haben, Jude.« Mollie hielt ihre Hände noch einen Moment fest und sah ihr in die Augen. »Sie haben gute Hände für Gartenarbeit.«
»Ich möchte damit sehr gerne Erfolg haben«, erwiderte Jude und war selbst von dieser Antwort überrascht.
Der Blick aus Mollies Augen wurde warm. »Dann werden Sie es auch.«
Die nächste Stunde war die reinste Freude. Schüchternheit und
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