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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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mit Smaragdringen und Blumen, gemütlichen Sonntagvormittagen im Bett mit frisch gepresstem Orangensaft und dampfenden Croissants verwöhnte!
    Fluch ihrer regen Fantasie! Denn sie konnte das alles so deutlich vor sich sehen, als wäre sie dabei. Der für gewöhnlich bis oben hin zugeknöpfte William, wie er selig an seiner liebreizenden Madonna nuckelte, während sie neben ihm an einem weißen Sandstrand lag. Der für gewöhnlich derart reservierte William, wie er vollkommen Fremden von seinem bevorstehenden Vaterglück berichtete.
    Der notorisch geizige William, der ohne mit der Wimper zu zucken die Scheine für einen Smaragdring, einen bombastischen sogar, aus der Tasche zog.
    Dieses widerliche Schwein!
    Sie zerbrach den Bleistift, den sie in der Hand hielt, und warf die beiden Hälften an die Wand. Erst als sie derart vehement von ihrem Stuhl sprang, dass dieser krachend umkippte, durchschaute sie ihren Gemütszustand: In ihr herrschte nicht Verzweiflung, sondern Zorn. Heißer, lodernder Zorn.
    Keuchend und mit geballten Fäusten stand sie mitten in
dem kleinen Raum. Es gab nichts, worauf sie hätte einschlagen können, doch ihre Empörung war derart kochend und tosend, dass sie sich hektisch nach etwas umblickte, an dem sie ihre Gefühle auslassen konnte – ehe sie ihr die Brust sprengten.
    Sie musste an die Luft, musste sich bewegen, musste wieder atmen und dann so laut schreien, dass sämtliche Fenster des kleinen Cottages explodierten. Blind wirbelte sie herum, rannte durch die Tür, die Treppe hinunter, aus dem Haus.
    Sie rannte über die Hügel, bis sie kaum noch Luft bekam, bis ihre Seiten stachen und ihre Beine zitterten. Durch die freundlich helle Sonne fiel ein sanfter Regen, erfüllte die Luft mit einem seidig weichen Schimmer und benetzte das Gras mit funkelnd frischem Tau. Die Brise wurde stärker und klang wie das leise Schluchzen einer Frau. Leiser noch als dieses Schluchzen drangen, ähnlich einem Wispern, helle Flötenklänge an Judes Ohr.
    Als sie merkte, dass sie den Weg nach Ardmore eingeschlagen hatte, ging sie langsam, doch entschieden weiter. Jetzt hatte sie ein Ziel.

11
    An diesem regnerischen Abend schmiegten sich die Menschen gemütlich auf die Stühle und Bänke des Pubs, führten leise, vertrauliche Gespräche oder träumten vor sich hin. Der junge Connor Dempsey spielte eine wehmütige Weise auf der Quetschkommode, während sein Vater sein Smithwick’s trank und mit seinem guten Freund Jack Brennan die Lage der Welt im Allgemeinen und ihrer beider Leben im Besonderen erörterte.

    Da Jacks Herz allmählich heilte, schenkte er der Unterhaltung dieselbe Beachtung wie seinem Getränk.
    Trotzdem behielt Aidan ihn dezent im Auge. Jack und Connor Dempsey Senior waren sich in ihrer Sicht der Dinge regelmäßig uneins, und gelegentlich folgten sie dem Drang, ihre Fäuste zu benutzen, um ein Argument zu untermauern.
    Aidan verstand dieses Bedürfnis, aber der Gedanke, dass eine Debatte ausgerechnet hier in seinem Pub derart leidenschaftlich geführt werden könnte, behagte ihm nicht.
    Hin und wieder warf er einen Blick auf den an der Wand hängenden Fernseher, um zu sehen, wie das Fußballspiel verlief. Clare ging gegenüber Mayo bereits nach kurzer Zeit in Führung, worüber er sich freute – denn schließlich hatte er einen, wenn auch bescheidenen, Betrag auf das Team aus Clare gesetzt.
    Sicher würde es ein ruhiger Abend, und Aidan überlegte, ob er Brenna darum bitten könnte, ihn zu vertreten. Er wollte ergründen, ob Jude vielleicht noch einmal mit ihm eine Mahlzeit einnehmen würde, dieses Mal in einem Restaurant, mit Blumen und Kerzen auf dem Tisch und schimmernd goldfarbenem Wein aus Kristallgläsern.
    Ein solches Essen war sie ganz sicher eher gewöhnt als Rührei und Bratkartoffeln in ihrer eigenen Küche.
    Denn trotz aller Schüchternheit und Süße besaß sie Welterfahrenheit. Eine Städterin aus gutem Haus, die von den Männern, die sie bisher gekannt hatte, sicher regelmäßig ins Theater oder in elegante Restaurants eingeladen worden war. Zweifellos trugen diese Herren Krawatten und gut sitzende Anzüge und sprachen mit gewichtigen Stimmen über Cineastik und Literatur.
    Nun, er selbst war auch nicht gerade dumm. Er las regelmäßig Bücher und ging gerne ins Kino. Auf seinen weiten Reisen hatte er große Kunst und Architektur mit eigenen Augen gesehen. Im Grunde konnte er es, gesprächstechnisch,
problemlos mit jedem Dandy aus Chicago aufnehmen.
    Aidan schüttelte den

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