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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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immer was passiert sein? Ich will einfach, dass du mit mir schläfst.« Ihre Hände zitterten, als sie an den Knöpfen seines Hemds herumnestelte. »Du sollst mich anfassen.«
    Jetzt baute er sich hoch über ihr auf und umfasste ihr Gesicht. Was auch immer sein Körper schrie, sein Herz und sein Verstand gaben ihm andere Befehle. Und er war ein Mann, der lieber seinem Herzen folgte als nur seinem Leib.
    »Wenn ich dich berühren würde, dann nur an der Oberfläche  – solange du nicht sagst, was dich derart fertig macht.«
    »Nichts macht mich fertig«, zischte sie erbost, brach dann jedoch in Tränen aus.
    »Oh, psst, mein Schatz!« Es war weniger schwierig eine Frau zu trösten, als ihr zu widerstehen. Sanft zog er sie an seine Brust. »Wer hat dir wehgetan, a ghra? «
    »Niemand. Ich benehme mich bloß leider völlig lächerlich. Verzeihung!«
    »Natürlich hat dir jemand wehgetan. Und du benimmst dich überhaupt nicht lächerlich. Sag mir, was dich derart traurig macht, mavourneen. «
    Zitternd atmete sie aus, ehe sie ihr tränenüberströmtes Gesicht in seinem Hemd vergrub. Seine breite Brust war stärkend wie ein Fels und tröstlich wie ein Kissen. »Mein Mann und seine Frau fliegen auf die West Indies und bekommen obendrein ein Baby.«
    »Was?« Er riss seinen Kopf hoch. »Du hast einen Mann?«
    »Hatte.« Sie schniefte und wünschte ihren Kopf zurück an seine Brust. »Er wollte mich auf Dauer nicht behalten.«
    Aidan holte tief Luft, doch immer noch schwirrte sein Kopf, als hätte er eine ganze Flasche Jameson’s entweder geleert
oder über den Schädel bekommen. »Du warst verheiratet?«
    »Technisch gesehen, ja.« Müde winkte sie ab. »Hast du vielleicht ein Taschentuch?«
    Wie betäubt zog er ein Taschentuch hervor. »Ich glaube, am besten fängst du mit deinem Bericht ganz von vorne an – aber vorher packen wir dich in trockene Kleider und versorgen dich, bevor du dich verkühlst, mit einer Tasse heißem Tee.«
    »Das ist wirklich nicht nötig. Ich sollte …«
    »Du solltest machen, was ich sage. Wir gehen jetzt nach oben.«
    »Ich bin vollkommen zerzaust.« Sie schnäuzte sich lautstark. »Ich will nicht, dass man mich so sieht.«
    »Draußen ist niemand, der nicht selbst schon einmal ein paar Tränen vergossen hätte. Einige davon sogar hier im Pub. Wir gehen jetzt raus und durch die Küche rauf in meine Wohnung.«
    Ehe sie ihm widersprechen konnte, nahm er sie am Arm und zog sie durch die Küche, wo Darcy einen überraschten Blick auf sie warf.
    »Himmel, Jude, was ist passiert?«, fragte sie erschrocken, schloss jedoch den Mund, als Aidan eilig den Kopf schüttelte und Jude auf die schmale Treppe zuschob.
    Oben angekommen, öffnete er eine Tür und betrat sein kleines, voll gestopftes Wohnzimmer. »Da drüben ist meine Schlafkammer. Nimm, was dir am besten passt, ich mache uns solange eine Tasse Tee.«
    Sie wollte sich bei ihm bedanken, wollte sich entschuldigen, doch er marschierte bereits hinüber in die Küche. Aidan verströmte eine derartige Anspannung, dass sie noch deprimierter wurde als zuvor.
    Also betrat sie, wie von ihm befohlen, seine Schlafkammer. Anders als das Wohnzimmer, war sie nur spärlich möbliert
und sorgsam aufgeräumt. Sie wünschte, sie hätte die Zeit und auch das Recht, sich gründlich darin umzusehen. So jedoch trat sie rasch vor den Schrank und warf unterwegs nur einen kurzen Blick auf das schmale Bett mit der marineblauen Decke, die große Kommode, die alt und herrlich benutzt wirkte, sowie den verblichenen Teppich auf dem vom Alter dunklen Holzbohlen.
    Im Schrank fand sie ein zu ihrer Stimmung passendes, trübsinnig graues Hemd, und während sie es anzog, besah sie sich die Wände. Dort hatte er seine romantische Seite ausgelebt, stellte sie voller Wehmut fest. Poster und Drucke von der weiten Welt.
    Straßenszenen aus Paris, London, New York und Florenz, sturmumtoste Meere und üppig grüne Inseln. Dunkle, hohe Berge, beschauliche Täler, geheimnisvolle Wüsten, und natürlich die wilden, schwarzen Klippen und sanften, grünen Hügel seiner Heimat. Die Poster hingen dicht an dicht, wie eine fantastische, extravagante Tapete.
    An wie vielen dieser Orte war er schon gewesen, überlegte sie. Hatte er sie alle schon gesehen oder gab es noch Ziele, nach denen er sich sehnte?
    Sie stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus – es war ihr vollkommen egal, dass er das ganze Ausmaß ihres Selbstmitleids verriet –, nahm ihren nassen Pullover in die Hand und kehrte ins

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