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Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Kopf, als er sein Stirnrunzeln bemerkte. Um Himmels willen, weshalb baute er da eine Rivalität auf zu einem nicht mal existierenden Mann? Es war in der Tat ein Elend, dass sich mindestens jeder dritte seiner Gedanken auf Jude Frances Murray bezog.
    Sicher handelte es sich um nichts anderes als sexuelle Frustration. Bereits seit allzu langer Zeit schon waren seine Hände nicht mehr über den Körper einer Frau gewandert. Und immer, wenn er daran dachte, fiel ihm unweigerlich Jude ein. Was dank ihrer Begegnung heute Morgen noch verständlicher war.
    Er hatte ein genaues Bild. Von ihrer weichen, weißen Haut. Von dem sanften, rosigen Schimmer, der sich, sobald sie erfreut oder verlegen war, auf ihre Wangen legte. Von ihren langen, wohlgeformten Beinen und dem winzigen, anziehenden Muttermal unmittelbar über ihrer linken Brust. Von ihren schmalen Schultern, Schultern, die danach zu rufen schienen, dass ein Mann ihre Konturen mit seinen Lippen nachzog.
    Von der Art, wie sie zunächst vor ihm zurückschreckte, ehe sie in seinen Armen dahinschmolz. War seine Reaktion da ein Wunder? Bestenfalls ein zehn Jahre alter Leichnam wäre gegen so viel Liebreiz immun.
    Ein Teil von ihm – der Teil, auf den er nicht unbedingt stolz zu sein brauchte – wünschte sich, er könnte sie einfach dazu bewegen, mit ihm ins Bett zu gehen, und dann wäre es vorbei. Ein völlig harmloses Vergnügen – sowohl für sie wie auch für ihn befreiend! Ein anderer Teil von ihm jedoch empfand, wenn auch mit leichtem Unbehagen, neben der Begeisterung für ihr attraktives Äußeres eine ebenso große Bewunderung für ihren Verstand und ihr geschliffenes Benehmen.

    Ruhig und schüchtern, ordentlich und höflich, rief sie ganz einfach das Verlangen in ihm wach, an der Fassade von Erziehung und Zurückhaltung so lange zu kratzen, bis alles, was dahinter schlummerte, offen vor ihm liegen würde.
    Ein neuer Gast betrat den Pub. Aidan blickte beiläufig hinüber, wandte sich eilig wieder ab und drehte den Kopf mit vor Verblüffung geweiteten Augen erneut in Richtung Tür.
    Entschlossen stapfte Jude herein. Sie war bis auf die Haut durchnässt, und ihre Haare hingen ihr in nassen, wirren Strähnen ins Gesicht. Ihre Augen waren dunkler als gewöhnlich, und obgleich er sich sagte, es läge sicher nur am Licht, blitzten sie nicht nur gefährlich, sondern sprühten heiße Funken, als sie am Tresen anlangte.
    »Ich hätte gern etwas zu trinken.«
    »Du bist bis auf die Haut durchnässt!«
    »Es regnet und ich bin zu Fuß gekommen.« Ihre Stimme verriet denselben Zorn wie ihre Augen, und sie schob sich wütend die schweren Strähnen aus der Stirn. Das Haarband hatte sie irgendwo unterwegs verloren. »Und dabei wird man normalerweise nun mal nass. Kriege ich jetzt was zu trinken oder nicht?«
    »Sicher, ich habe Wein, wenn du willst. Warum nimmst du dein Glas nicht mit rüber zum Kamin und wärmst dich dort ein bisschen auf? Ich besorge dir ein Handtuch, damit du dir die Haare trocknen kannst.«
    »Ich will keinen Kamin und auch kein Handtuch – sondern einen Whiskey.« Herausfordernd legte sie eine ihrer Fäuste auf die Theke und sagte: »Hierher!«
    Ihre Augen wirkten immer noch wie die von einer Meeresgöttin, wenn auch von einer Göttin, die aus irgendeinem Grund auf fürchterliche Rache sann.
    Langsam nickte er, holte ein Glas und gab zwei Finger voll Jameson’s hinein. Jude riss es ihm aus der Hand, setzte es an ihre Lippen, kippte seinen Inhalt wie Wasser hinunter, und
plötzlich explodierte ein Feuerball in ihrer Brust. Doch ihre tränennassen Augen verloren nichts von ihrer Glut.
    Als vernunftbegabter Mensch sah Aidan sie möglichst unbeteiligt an. »Du kannst gerne hoch in meine Wohnung gehen und dir ein trockenes Hemd von mir anziehen.«
    »Ich brauche kein trockenes Hemd.« Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte sie gerade ein Dutzend glühend heißer Nadeln hinuntergewürgt, aber gleichzeitig erwärmte ihr Inneres ein angenehmes Feuerchen. Also stellte sie das Glas auf den Tresen und bestellte: »Noch einmal dasselbe!«
    Als erfahrener Gastwirt lehnte er lässig an der Bar. Einigen Menschen konnte man problemlos eine ganze Flasche hinstellen, ohne dass etwas geschah. Andere komplimentierte man besser aus dem Pub, bevor sie zu tief ins Glas schauten. Und wieder andere ließ er lieber ihre Sorgen bei sich abladen, als dass er ihnen immer wieder nachschenkte.
    Sofort wusste er, was er bei Jude zu erwarten hatte. Wenn sie bereits von anderthalb

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