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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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herab
angesehen hatte, einen Spaß daraus, die Nachmittagsvorstellungen zu besuchen
und ihn weidlich zu hänseln .«
    »Wenn Champlin das ohne
Wimpernzucken hingenommen hat, dann hätte er auch alles mögliche andere
hingenommen«, meinte ich kalt. »Damit kommt er als Verdächtiger für mich kaum
mehr in Frage .«
    »Und Parker ?« fragte er wild erregt. »Damons ältester Freund — ein charmanter Mensch, der
ebenfalls unserer kleinen Gruppe angehört? Wie steht’s mit ihm, Boyd? Der gute,
alte Junge, der so sehr damit beschäftigt war, Damons Tochter zu verführen, daß
er für seinen alten Freund kaum mehr Zeit hatte. Na, wie steht’s mit ihm ?«
    Ich hob die Schultern. »Das hat
ihn längst nicht so verwundbar gemacht wie Sie die vollständige Akte Ihrer
erotischen Lasterhaftigkeit, Ambrose«, brummte ich.
    »Von wegen! Es hat ihn
verwundbarer gemacht als wir alle zusammen«, brüllte Ambrose. »Gilbert liebte
seine Tochter mehr als sich selbst. Als er den Sachverhalt erfuhr, wäre er
beinahe übergeschnappt, und wenn Felix um die Zeit nicht gerade verreist
gewesen wäre, dann wäre Damon schnurstracks in sein Büro gerannt und hätte ihn
mit bloßen Händen erwürgt. Aber als Felix zurückkehrte, hatte sich Damon schon
wieder etwas beruhigt — so weit jedenfalls, daß er sich eine Art der Bestrafung
für Felix ausdenken konnte, die ihn härter traf als der Tod. Wissen Sie, was er
tat? Felix hat eine Schwester, eine Lehrerin in New Jersey, und — «
    »Die Geschichte kenn’ ich
auch«, unterbrach ich.
    »Wissen Sie, wo die Schwester
jetzt ist, Boyd ?« fragte er rauh .
    »Nein.«
    »In einer Nervenheilanstalt.
Haß ist das Motiv, nach dem Sie suchen, Danny, aber Sie lassen sich zu
voreiligen Schlüssen verleiten. Nur einen Menschen gibt es unter uns, der von
solchem Haß gegen Damon Gilbert beseelt war, daß er es fertiggebracht hätte,
ihn zu ertränken, und das ist — «
    Ambrose Normans Stimme erstarb
plötzlich in einem gedämpften Gestammel. Er starrte wie gebannt über meine
Schulter.
    »Sprich weiter, Ambrose«,
forderte ihn eine kultivierte Baritonstimme mit höflichem Interesse auf. »Ich
bin gefesselt. Und das ist — ?«
    »Wie lange stehst du schon da ?« murmelte Ambrose kleinlaut.
    »Lange genug, um deine
verleumderischen Lügen über Leila Gilbert und mich mit angehört zu haben«,
erwiderte die Stimme eisig. »Das könnte ich dir noch verzeihen, aber daß du den
Namen meiner Schwester in deine schmutzigen Geschichten hineinziehst, um deinen
Kopf zu retten, ist unverzeihlich. Ich fürchte, das wirst du bereuen, Ambrose !«
    Ich drehte mich um und
erblickte zwei Männer, die in der offenen Tür zum Wohnzimmer standen.
Derjenige, der gesprochen hatte, war offensichtlich Felix Parker. Er
schlenderte jetzt mit großen, gemächlichen Schritten auf die Bar zu.
    Er war ein hochgewachsener
Mann, der sich mit der Leichtigkeit und Sicherheit eines durchtrainierten
Sportlers bewegte. Meiner Schätzung nach war er nahe Fünfzig, doch die letzten
zwanzig Jahre schienen an seiner Erscheinung fast spurlos vorübergegangen zu
sein. Sein Haar war dicht, schon ergraut, in einer leichten Welle aus der Stirn
gestrichen. Die Haut war tief bronzen gebräunt, so daß das Blau seiner Augen
noch intensiver wirkte und — ach, zum Teufel! Es war das Gesicht eines
ausgesprochen männlichen Helden, und ich war überzeugt, daß jedes weibliche Wesen
zwischen achtzehn und achtzig bei seinem Anblick schwach wurde.
    Ambrose Norman stand reglos
hinter der Bar. Seine Hände umklammerten noch immer den Rand, und Schweiß lief
in kleinen Bächen über sein Gesicht, um vom Kinn in den sauberen Mixbecher zu
tropfen. Er ließ kein Auge von dem Mann, der sich uns näherte.
    Der Mann mit dem Heldengesicht
beugte behutsam seinen Arm, als er vor der Theke angelangt war, und im
Bruchteil einer Sekunde später landete seine geballte Faust sauber und
abgezirkelt auf dem Doppelkinn.
    Ambrose Normans Augen wurden
plötzlich zu schmutziggrünen Glasmurmeln, blicklos und leer. Einen Augenblick
danach fielen seine Hände schlaff vom Rand der Theke, und er rutschte langsam
zu Boden. Als er zusammensackte, hörte man ein gedämpftes Aufklatschen.
    Der Mann mit dem Heldengesicht
wandte sich mir zu und streckte die rechte Hand aus. Ein entwaffnendes Lächeln
erhellte plötzlich sein ganzes Gesicht.
    »Guten Tag«, sagte er mit
seiner gepflegten Stimme. »Ich bin Felix Parker .«
     
     
     

6
     
    Der andere Mann, der an der

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