Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
ein Schweißerlehrling namens Clyde Franklin gewesen war.
„Also, die Chancen sind ziemlich gering, dass sich irgendjemand hier an die Familie erinnern kann“, sagte Wanda und fuhr die Straße mit den drei- und viergeschossigen Apartmenthäusern entlang. Alle Gebäude waren schon ein bisschen angestaubt und verwittert. Sie hatten schmale Fenster und kleine Balkone mit Eisengittern. Aber sie wirkten nicht alt genug, damit schon Herb oder seine Frau und das Baby darin hätten wohnen können.
„Ein Schritt vor und zwei zurück“, seufzte Tracy.
„Ich glaube, es hat keinen Sinn, sich hier umzuhören“, erklärte Wanda. „Selbst wenn sein Haus noch immer hier gewesen wäre, hätte diese Spur wenig Aussicht auf Erfolg gehabt.“
Sie fuhren noch einmal acht Kilometer weiter und warteten dann in einer kurzen Schlange, um ihren Parkschein zu bezahlen. Anschließend fuhren sie auf den Parkplatz des Sun County Greyhound Track. Wanda folgte den Signalen eines Mannes in einer leuchtenden Sicherheitsweste und hielt am Ende einer Reihe an. Der Parkplatz war riesig, aber nur halb voll.
„Bist du dir sicher, dass Olivia mit hineinkommen darf?“, fragte Janya.
„Solange sie nicht trinkt oder spielt. Du hast doch weder das eine noch das andere vor, oder, Kindchen?“, fragte Wanda.
„Darf ich denn eine Cola trinken?“
„Das darfst du ganz sicher.“
„Das wäre super.“
Tracy war mit C J beim Kentucky Derby und beim Preakness Stakes gewesen. Sie war in Monte Carlo in Monaco und im Bellagio in Las Vegas gewesen. Doch sie war noch nie auf dem Sun County Greyhound Track gewesen. Und jetzt wusste sie auch, warum.
Die Anlage war kleiner, als sie erwartet hätte. Ein dreigeschossiges Haus stand neben einer Fläche, die vermutlich die Rennstrecke war. Knapp dahinter befand sich etwas, das aussah wie eine Haupttribüne. Als sie aus dem Wagen stieg und in die flirrend heiße Luft hinaustrat, fiel ihr auf, wie der Asphalt auf dem Parkplatz sich wölbte. Gräser wuchsen aus den Rissen. Das Gebäude ihnen gegenüber war in einem hellen Karibikblau gestrichen. Doch selbst aus der Entfernung konnte Tracy erkennen, dass die Farbe abblätterte.
„Wanda, bist du dir sicher, dass hier noch Rennen stattfinden?“, fragte Tracy.
„Der letzte Hurrikan hat hier eine Menge Verwüstung angerichtet, okay? Aber die Bahn ist noch immer in Betrieb. Es ist die letzte Rennwoche vor der Sommerpause, die bis zum November geht. Aber sie bieten Konferenzschaltungen zu anderen Rennbahnen, sodass man weiterhin kommen und wetten kann.“
„Du musst uns erklären, warum das hier Spaß machen soll.“
„Wieso sollte es keinen Spaß machen?“
„Weil man einer Horde Hunde dabei zuguckt, wie sie im Kreis rennen, während die Außentemperaturen an der Vierzig-Grad-Celsius-Marke kratzen?“
„Gerüchte besagen, dass sie die ganze Anlage abreißen und etwas Schickeres bauen wollen. Vielleicht sogar ein Kasino mit einarmigen Banditen und Poker. Sie müssen nur noch die Wähler in Sun County überzeugen. Das würde dir vermutlich deutlich besser gefallen, oder? Aber im Augenblick ist das hier alles, was wir haben. Willst du jammern?“
„Nein, ich wollte es nur wissen.“
„Dann ist ja gut.“
Als sie den Parkplatz überquerten, erklärte Wanda, nach welchen Regeln die Rennen funktionierten. Sie impfte ihnen die besten Strategien fürs Wetten ein und erläuterte Begriffe wie „Zweierwette“ und „Dreierwette“. Angesichts der Art, wie Wanda die Regeln beherrschte und darlegte, musste Tracy unwillkürlich an einen College-Professor denken, der seinen Kurs für die Prüfungen fit machte. Sie bezahlten einen Dollar Eintritt und fanden einen Tisch auf der Terrasse aus pockennarbigem Beton, von der aus man die Rennstrecke überblicken konnte. Tracy warf einen Blick in ihr Programm, das auf seine Art genauso unübersichtlich war wie die Hälfte der Papiere, die sie unterschreiben musste, um ihre Ehe zu beenden, und gab auf.
Janya tat es ihr gleich. Sie lächelten einander an, als sie ihre Programmhefte auf den Tisch legten. Alice und Wanda dagegen saßen grübelnd über ihren Heftchen, als beinhalteten sie die Antworten auf sämtliche Rätsel des Universums.
Sie bestellten sich etwas zu trinken und Popcorn für Olivia. Aus den Lautsprechern drang neben laut knisterndem altmodischen Rock auch eine krächzende Stimme, die die Besucher herzlich willkommen hieß.
„Für einen Donnerstagabend ist nicht viel los“, sagte Wanda.
„Wie oft
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