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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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wieder einen Fuß über ihre Schwelle setzen darf. Meine Mutter war nur unwesentlich freundlicher. Sie hat am Tag vor meiner Abreise nach Florida mit mir zu Mittag gegessen. Natürlich musste ich bezahlen, und sie hat sich Hummersalat bestellt.“
    Wanda prustete los. Tracy funkelte sie an und schnaubte. Und im nächsten Moment lachten sie beide.
    „Wie können Sie über so etwas lachen?“, fragte Janya.
    „Weil …“ Tracy fuhr sich über die Augen. „Weil sie es nicht wert sind, dass man ihretwegen auch nur eine Träne vergießt. Ich war für sie nur so etwas wie ein Tauschobjekt. Von Anfang an. Mir war das nicht bewusst, bis mein ganzes Leben so sch…“ Sie warf Alice einen Blick zu und änderte ihre Meinung. „Ich habe mich damit abgefunden. Ich denke, ich habe verdient, was ich bekommen habe.“
    „Das klingt nach einer arrangierten Hochzeit“, bemerkte Janya. „Ihre Eltern haben Sie in die Arme dieses Mannes gelenkt. Genau wie meine Eltern mich in die Richtung gedrängt haben, die ich ihrer Meinung nach einschlagen sollte.“
    „Ihre Ehe war arrangiert? Nie im Leben! Wirklich?“
    Janya hob eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen. „Und Ihre? War sie nicht arrangiert? Wenn auch nur unterschwellig? Sie sollten einen reichen Mann heiraten, der Ihren Eltern gefiel. Haben sie für Ihre Hochzeit und die Feierlichkeiten bezahlt? Haben sie Ihnen wundervolle Geschenke gemacht, die Sie mit in die Ehe nehmen sollten – so wie indische Eltern es machen? Wir nennen es ‘Mitgift’, aber ist es denn so viel anders?“
    Tracy war verblüfft. So hatte sie ihr Leben noch nie betrachtet. Arrangierte Hochzeiten gab es doch nur auf der anderen Seite der Erde.
    Sie dachte noch immer darüber nach, was sie erwidern sollte, als sie im Nebenzimmer Schritte hörte. Sie bemerkte, dass Lee in der Tür stand und sie anstarrte. Und er schien alles andere als glücklich zu sein, sie zu sehen.
    „Was, um alles in der Welt, ist denn hier los?“, brachte er hervor.
    Alice wandte sich um. Tracy erhaschte einen Blick auf ihr Gesicht. Auf sie wirkte die alte Dame mit einem Mal unsicher, ja, ängstlich, obwohl Tracy sich fast sicher war, dass sie sich das nur eingebildet haben konnte.
    „Deine großzügige Schwiegermutter hat uns auf ein Stückchen Kuchen eingeladen, Lee“, sagte Tracy. „Und wir hatten viel Spaß. Alice weiß, wie sie ihre Gäste unterhält.“
    „Alice sollte niemanden unterhalten. Alice braucht Ruhe.“
    Janya ergriff das Wort, ehe Tracy etwas antworten konnte. „Vielleicht hatte sie ein bisschen zu viel davon und braucht Freundinnen, Mr Symington. Sie war glücklich, mit uns zusammen zu sein, und wir haben es genossen, ihre Gäste zu sein.“
    „Was wissen Sie denn schon?“ Er klang so wütend wie seine Worte. „Jemand wie Sie hat keine Ahnung, was Alice wirklich braucht. Sie kommen doch nicht einmal von hier.“
    Janya zuckte nicht zurück, was Tracy überraschte. Tatsächlich machte sie sogar einen Schritt auf Lee zu. „Das Land, aus dem ich ursprünglich stamme, hat mit dieser Sache nun wirklich überhaupt nichts zu tun. Manchmal spüren Außenstehende eher, was in einer Familie los ist, als die Familienmitglieder selbst.“
    „Was genau meinen Sie damit? Was glauben Sie denn, was hier los ist?“
    Tracy trat zwischen die beiden. „Hey, hör mal, Lee. Janya will damit nur sagen, dass du vielleicht zu sehr in die ganze Situation verstrickt bist. Wenn wir mit Alice zusammen sind, hat sie jede Menge Spaß. Du machst dir natürlich Sorgen um sie. Aber vielleicht ist sie nicht so schwach und verletzbar, wie du denkst.“
    Er antwortete nicht. Sie bemerkte, dass die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten, als würde er mühsam unterdrücken, was auch immer er eigentlich sagen wollte.
    „Ich dachte … du wärst weg. Ich wollte dich nicht beunruhigen.“ Alice klang müde, vielleicht sogar ein bisschen resigniert.
    „Also hast du gewartet, bis ich weg war.“
    Schweigen herrschte. Tracy dachte schon, er würde nicht weiterreden. Plötzlich seufzte Lee. „Es tut mir leid. Ich möchte mich bei Ihnen allen entschuldigen, vor allem bei Ihnen, Mrs Kapur.“ Er sah Tracy an, nicht Janya, als er das sagte. „Ich habe mich schlecht benommen. Ich finde nur, dass so viel Aufregung Alice nicht guttut. Die Auswirkungen zeigen sich immer erst später.“
    „Mir geht es gut, Lee“, sagte Alice würdevoll. „Und das hier sind meine Freundinnen.“
    Er nickte. „Wie gesagt, ich möchte mich entschuldigen. Ich

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