Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
bereitet. Ich kam her, und da war er und hat sich die Seele aus dem Leib gerannt. Ich habe immer gedacht, dass er weiß, dass ich zusehe, und dass er es nur für mich tut.“ Wanda schnappte sich ihre Handtasche. „Kommst du jetzt mit oder nicht?“
Selbstverständlich würde sie nicht mitkommen. Tracy konnte sich nicht vorstellen, wie Wanda überhaupt auf diese Idee kam.
Doch auf die gleiche Weise, wie ihre Hände scheinbar automatisch nach dem Maisbrot gegriffen hatten – sechs Stückchen! –, setzte sie sich nun in Bewegung. Sie drehte sich noch einmal um und winkte Janya zu.
„Wir sind gleich zurück.“
Janya sah nicht sehr glücklich aus. „Bitte, haltet euch von Ärger fern. Ich hatte noch nicht mal meine erste Fahrstunde.“
Wanda richtete in einer Ecke der Küche mit einer alten Decke und einem Kissen ein Plätzchen für Chase her. Sie war sich fast sicher, dass Hunde keine Kissen brauchten – schließlich war sie mit Jagdhunden aufgewachsen, die in einem Zwinger geschlafen hatten, in dem es nichts außer Dreck und Stroh gab, um es ihnen „gemütlich“ zu machen. Trotzdem könnte das Kissen auch nicht schaden. Und wirklich rollte der Hund sich auf der Decke zusammen und legte seinen Kopf auf das Kissen, als hätte er immer so geschlafen.
„Also, jetzt erzähl mir noch mal, was dein Ehemann dazu sagen wird?“, wollte Tracy wissen.
„Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“
„Ich wünschte, ich könnte Mäuschen sein.“ Sie blickte Wanda an. „Du hättest diesen Hund genommen und wärst mit ihm abgehauen, oder? Wenn ich nicht da gewesen wäre?“
„Wenn du nicht da gewesen wärst, um dem Besitzer Honig ums Maul zu schmieren, meinst du? Ich habe in meinem ganzen Leben noch niemanden gesehen, der aus dem Stand ein so strahlendes Lächeln aufgesetzt hat. Ich dachte, ich würde erblinden.“
„Es hat doch geklappt. Zusammen mit dem Geld – wie viel auch immer es gewesen sein mochte –, das du dem Besitzer in die Hand gedrückt hast.“
„Das stimmt“, gab Wanda widerwillig zu. „Aber du weißt schon, dass er uns nur glauben machen wollte, der Handel sei wegen deiner charmanten Persönlichkeit und meiner Spende zustande gekommen, oder? Wir haben ihm einfach nur viele Scherereien erspart, das ist alles. Was ihn betraf, war dieser Hund bereits abgehakt. Eine Verletzung zu viel an seinen Beinen. Chase hätte sich glücklich schätzen können, wenn er durch die Hand eines Tierarztes gestorben wäre. Ich habe gehört, dass manche Besitzer die alten Tiere mit nach hinten nehmen und …“
Tracy hob abwehrend die Hand. „Das reicht, ja?“
„Er ist ein verdammt gut aussehender Hund, nicht wahr?“ Wanda blickte liebevoll auf Chase the Suspect herab, der für alle Zukunft nur noch Chase genannt werden würde. Der Besitzer, ein unsympathischer Mann mit einer kalten Zigarre im Mundwinkel, hatte ihr erklärt, dass Chase ein „Blauer Schecke“ sei. Das bedeutete, dass sein Fell leicht blau-grau war, mit braunen und dunkelgrauen Streifen versetzt. Der Besitzer hatte versprochen, Wanda die Papiere für den Hund zu schicken, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie die Unterlagen niemals zu Gesicht bekommen würde. Und wenn schon? Sie hatte sowieso nicht vor, mit Chase zu verreisen.
„Soll ich mich morgen bei der Arbeit mal nach einem Tierarzt umhören?“, schlug Tracy vor.
„Ich werde gleich morgen früh in der Tierklinik hinter der Brücke anrufen. Jemand im Dancing Shrimp hat gemeint, dass sie gut wären.“
Der Tierarzt auf der Rennbahn hatte Chases Bein verbunden und ihm ein Schmerzmittel gegeben. Jetzt schien der Hund sich den Umständen entsprechend wohlzufühlen. Er schlief tief und fest. Als wäre er zu Hause. Als wüsste er, dass er in Sicherheit war. Doch was wusste ein Hund schon?
„Hast du jemals einen Hund gehabt?“, fragte Tracy.
Wanda löste den Blick von ihrem schlafenden Tier. „Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Und ich hatte einen Pudel, als meine Kinder noch klein waren. Als der Hund starb, habe ich beschlossen, diese Trauer nie wieder zu erleben.“
„Die toughe alte Wanda, wie?“
„Wie sieht es bei dir aus?“
„Hunde haaren und sabbern. Sie kläffen. Keine Hunde in meiner Familie.“
„Hunde im Allgemeinen bedeuten eine Menge Verantwortung und Arbeit. Aber ein Hund wird dich dafür immer lieben – egal, was du ihm antust. Ich wette, dass Chase seinen Besitzer oder Trainer auch liebt, wer auch immer dieser Depp gewesen sein mag. Er weiß nicht,
Weitere Kostenlose Bücher