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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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um Floridas Ausbeutung zu verhindern. Und wir sind nicht dumm. Wir verwenden ihre Spenden lieber für das Land statt für Prozesse. Ihre Maklerin weiß, dass Wild Florida bereit ist, ernsthaft mit Ihnen zu verhandeln.“
    Tracy hatte bereits vom Anfangsangebot der Organisation gehört, auch wenn es noch ganz formlos war. Maribel hatte Tracy gesagt, dass Wild Florida über einen Bruchteil dessen sprach, was ein möglicher Bauträger zahlen würde, wenn die Wirtschaft sich wieder erholt hätte.
    „Wenn Sie ein ernst zu nehmendes Angebot haben, rufen Sie mich an“, sagte sie. „Aber hören wir mit den Spielchen auf. Legen Sie noch ein paar Millionen drauf, damit wir ungefähr in einer Liga spielen. Das hier ist erstklassiges Land, umgeben von Wasser. Und das in einer Zeit, in der jeder seinen eigenen Meeresblick haben möchte.“ Sie hatte diesen Satz in einer von C Js Broschüren gelesen. „Die Wirtschaft liegt im Moment am Boden, aber schon bald werden die Bauträger genau das suchen, was ich anbiete. Ich kann warten. Sie auch?“
    „Haben Sie Kinder?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht, dass es Sie etwas angehen würde.“
    „Es verändert die Perspektive. Na ja, das sollte es zumindest. Ich habe einen Sohn. Er wird eines Tages vielleicht selbst Kinder haben. Ich wünsche mir, dass sie in dem Wissen aufwachsen, dass Florida mehr zu bieten hat als Disney World, Golfplätze, schicke Jachthäfen und Dörfer für Pensionäre, gebaut in ehemaligen Feuchtbiotopen.“
    „Dann kommen Sie mir beim Preis entgegen.“ Sie schuldete ihm keine Erklärung, aber sie gab sie ihm trotzdem. „Dieses Land ist alles, was ich besitze. Ich werde es nicht einfach verschleudern. Ich habe vor, beim Verkauf genug herauszuschlagen, um bis ans Ende meiner Tage komfortabel leben zu können.“
    Er pfiff leise. „Das gibt dem Wort ‘komfortabel’ eine ganz neue Bedeutung.“
    „Ich glaube, wir sind dann hier fertig. Die Flut kommt. Sie bleiben schön in dem … wie haben Sie es genannt? Bereich mit nassem Sand? Wenn Sie zu lange bleiben, müssen Sie auf Ihrem Rückweg knietief durchs Wasser waten – es sei denn, Sie betreten widerrechtlich meinen Grund und Boden, um Ihren Morgenspaziergang zu beenden. Und ich werde Sie im Auge behalten.“
    „Nein, das werden Sie nicht. Sie sind nicht mal halb so tough, wie Sie vorgeben zu sein.“
    „Probieren Sie es aus.“ Die Sonne schaute bereits über den Horizont hinweg, und der Himmel war so rot wie ein kanadischer Sonnenanbeter. Einen Moment lang sah sie zu, wie die Sonne höher stieg. Schließlich verzichtete sie auf die Möglichkeit, nach Muscheln zu suchen, und machte sich auf den Weg zu ihrem Haus zurück. Sie verspürte kein Verlangen mehr danach, etwas von dem zu genießen, was Florida zu bieten hatte.
    Janya beobachtete den Sonnenaufgang von ihrem eigenen mit Büschen umgebenen Zufluchtsort aus. Sie hatte diesen Ort bei einem ihrer morgendlichen Spaziergänge entdeckt. Bestimmt kannten noch andere Menschen diese Stelle, doch wenn sie frühmorgens hierherkam, traf sie nie jemanden. Sie war sich nicht sicher, was ihr besser gefiel: die Sonne, die langsam am Himmel höher stieg und dieselbe Sonne war, die auch über Indien aufging, oder die Art, wie die Wellen ans Ufer plätscherten und die Spuren nächtlicher Aktivitäten fortspülten. Ein neuer Start – nannte man es hier nicht so? Eine Mahnung daran, dass man die Vergangenheit wegwischen konnte?
    Unterwegs hatte sie einen langen Stock aufgelesen, um die Meeresbewohner, die vom Weg abgekommen waren, und die Muscheln, die an den Strand gespült worden waren, zurückzuschieben. Sie stupste sie behutsam an, zurück ins Meerwasser, auch wenn Rishi ihr gesagt hatte, dass die Muscheln sowieso sterben würden. Vielleicht war es so, aber es bestand doch immer noch die Möglichkeit, dass eines der Tiere überlebte. Und genau dieses Geschöpf hoffte sie zu retten.
    Wo die Wellen in der Nacht an den Strand geschlagen waren, war der Sand spiegelglatt und so beige wie das geschmeidige Fell einer Löwin. Janya machte einen Schritt nach vorne und begann, mit der Spitze ihres Stocks auf die perfekte Oberfläche zu malen.
    Fünfzehn Minuten später war ihre Zeichnung fertig. Sie hatte, so detailgetreu es ging, das Bild von Lakshmi, der göttlichen Tochter des Meereskönigs, gemalt. Lakshmi, von der jede andere Göttin nur ein Teil war und die das Individuum aufgezogen und ihm Macht verliehen hatte. Lakshmi, die Göttin des Schicksals. Janya hatte

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