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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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auszusprechen. Doch sie wusste zugleich, dass ihre Mutter die Gefühle dahinter niemals würdigen würde. „Ich vermisse alles an Indien. Sogar die Dinge, die mir früher nicht gefallen haben.“
    „Es ist nicht gut für dich, das Vergangene zu vermissen. Du bist doch alt genug, um das einzusehen, oder?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Dann musst du es eben lernen.“
    „Ich hoffe, du und Baba kommt mal zu Besuch. Ich hoffe, ihr spart darauf.“
    „Wir sparen darauf, deinem Bruder zu ermöglichen, seinen Weg zu machen. Wir sparen auch für unseren Anteil an seiner Hochzeit. Für seine Ausbildung und für seine Kinder. Das ist unsere Pflicht.“
    „Ich bin aber auch wichtig“, entgegnete Janya. Unter der lange genährten Trauer begann Wut in ihr hochzukochen. „Ich bin eure Tochter, und ich bin es auch wert, für mich zu sparen. Florida wird euch gefallen.“
    „Blicke nach vorne, Janya, nicht zurück. Deine Vergangenheit solltest du besser vergessen.“
    Einen Augenblick später beendete Janya das Gespräch. Sie hörte, wie draußen jemand vorbeiging. Durch das Fenster erblickte sie Tracy Deloche, die die Hände in die Hüften gestemmt hatte und an ihrem Haus vorbeimarschierte, als hätte sie ein bestimmtes Ziel.
    Janya fürchtete, dass sie niemals einen solchen Ort haben würde, einen Ort, an den sie gehen musste und konnte. Niemals mehr.
    Tracy war noch immer wütend. Natürlich hatte sie gewusst, dass Wild Florida entschlossen war, Happiness Key vor der Erschließung zu retten. Man hatte ihr erzählt, dass Marsh Egan ein hartnäckiger Anwalt mit dem Charme eines Jagdhundes war und dass er imstande war, alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen.
    Der Mann war legendär. Einmal hatten er und ein paar andere fanatische Umweltschützer sich in einer über neunzig Meter langen Reihe aneinandergekettet. Damit hatten sie eine Flotte von Bulldozern daran zu hindern versucht, Zufahrt zu einer Fläche zu bekommen, die zu schützen sie geschworen hatten. Als die Leute des Sheriffs schließlich mit geeigneten Bolzenschneidern gekommen waren, hatte ein Richter in Tallahassee bereits eine Entscheidung gefällt: Die Genehmigungen des Bauträgers waren nicht in Ordnung gewesen, und das Wohnungsunternehmen, das er vertreten hatte, hatte nicht alle erforderlichen Papiere erbracht, um mit der Arbeit beginnen zu können. Wild Florida hatte anschließend die Zeit genutzt, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Als schließlich wieder Ruhe eingekehrt war, hatte das Unternehmen praktisch darum gebettelt, ihnen das Land überschreiben zu dürfen, auch wenn sie am Ende für jeden Dollar, den sie gezahlt hatten, nur zehn Cent zurückbekommen hatten.
    Tracy kochte vor Wut, als sie darüber nachdachte. Sie war eine alleinstehende Frau. Sie hatte keine Mittel, um jemanden zu bekämpfen. Das Beste, was sie tun konnte, war zu warten, bis jemand bereit war, gegen Wild Florida anzutreten. Jemand, der das Land kaufen und die Sache vor Gericht bereinigen konnte.
    Doch sie besaß etwas, das nur begrenzt vorhanden war – außer man zählte die künstliche Landgewinnung durch Aufschüttung dazu –, und nicht ohne Grund war Land am Meer so wertvoll. Marsh Egan mochte die Angelegenheit bremsen, aber auf lange Sicht würde sie gewinnen. In ihrer Vorstellung hielt sie Geldbündel in den Händen, und Marsh Egan schüttelte traurig den Kopf, während auf Happiness Key englischer Rasen angelegt, blühender Hibiskus gepflanzt und hoch aufragende Eigentumswohnungen errichtet wurden.
    Sie ging die Straße auf und ab, um sich zu beruhigen. Auf dem Rückweg kam sie an Alices Haus vorbei und erblickte Lee Symington, der zu seinem dunkelblauen Saab in Alices Einfahrt ging. Ihr lief fast das Wasser im Mund zusammen. Mr Symington trug keine alten Band-T-Shirts. Er war gekleidet, wie Tracy es mochte. Maßgeschneiderter Anzug, frisch gebügeltes graues Hemd und eine dezent gestreifte Krawatte, die so seidig weich wirkte, dass Tracy unwillkürlich an eine Frühlingsbrise erinnert wurde.
    Das kleine Mädchen, das ihr nie offiziell vorgestellt worden war, folgte ihm mit seiner Aktentasche.
    „Sie sehen dienstbereit aus“, rief sie.
    „Das will ich hoffen. Ich habe eine Familie an der Hand, die ein Angebot für ein Haus machen will, wenn ich noch einige Details ausbügeln kann.“ Er legte seinen Aktenkoffer in das Auto, legte dann seine Arme um die Schultern des kleinen Mädchens und führte sie zu Tracy.
    „Das ist meine Tochter Olivia. Sie haben sie schon

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