Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
offene Tor in den Garten ging. „In ein paar Tagen wären sie mit Sicherheit eingegangen.“
Janya sah mit dem Schlauch in der Hand auf. Das Rinnsal war auf einen von Herbs Übertöpfen mit Hibiskus gerichtet. „Hallo, Mrs Gray.“
„Sie können Wanda zu mir sagen. Und Ihr Name war Tanya? Ich kann mir Namen nicht besonders gut merken.“
„Fast richtig. Janya, mit einem J.“
„Die Leute denken sich immer neue Namen aus. Ich komme da nicht mehr mit.“
„Mein Name ist in meinem Land weit verbreitet.“
„Und bei uns scheinen die Mamas und Daddys einfach Silben aneinanderzureihen, die ihnen gefallen. Ganz egal, was dabei herauskommt. Und so nennen sie dann ihre armen kleinen Kinder. Als wären die christlichen Namen, die die Leute jahrhundertelang verwendet haben, plötzlich nicht mehr gut genug für sie.“
„In vielen Kulturen macht es ein Kind zu einem Individuum, wenn man ihm einen neuen Namen erschafft.“
„Ich persönlich hänge an Altbewährtem.“ Wanda betrachtete die Frau, die vorsichtig mit dem Schlauch arbeitete, sodass die Blumenerde sich vollkommen mit Wasser vollsaugen konnte. „Wie sind Sie darauf gekommen, die Blumen zu wässern? Hat die Deloche Sie darum gebeten?“
„Nein, ich dachte nur, ich könnte es für Mr Krause tun.“
„Er wird es allerdings nicht mehr würdigen können.“
„Er hat sich viel Mühe mit den Pflanzen gegeben. Es könnte doch sein, dass seine Familie sie haben möchte. In dieser Größe sind sie ziemlich wertvoll. Ich habe sie in Gärtnereien gesehen. Die Preise dafür sind enorm.“
„Ja, das kann sein. Meine Pflanzen brauchen kein Wasser. Ich stelle sie auf ein Regal, und dort bleiben sie, bis sie staubig sind und ich sie wegwerfe.“
„Ich mag es, Pflanzen großzuziehen. Wenigstens kann ich verhindern, dass diese hier sterben.“
Wanda war beinahe neidisch. Janya mit J hatte etwas gefunden, um ihr Gewissen zu beruhigen. Sie musterte die junge Frau – jünger als ihre eigene Tochter –, die den Schlauch zur nächsten Pflanze zog. Es war eine Art Baum mit großen runden Blättern.
„Leben Sie gern hier?“, fragte Wanda, die noch immer nach etwas suchte, das sie als Wiedergutmachung tun konnte. „Oder haben Sie vor, etwas Geld zu verdienen und dann nach Hause zu fahren, um es auszugeben, wie so viele andere Ausländer?“
Janya schien darüber nachzudenken. „Ich denke nicht. Ich glaube, dass ich für immer hierbleiben werde. Aber ist es denn ein Problem, wenn Menschen das tun? Ich meine, das Geld, das sie verdienen, woanders auszugeben? Einige Menschen können das Geld, das sie benötigen, um ihre Familien durchzubringen, eben nicht im eigenen Land verdienen. Also verdienen sie es hier – durch harte Arbeit.“
„Wir sind eine Welt, richtig? Ich kenne dieses Gerede. Ich weiß nicht, aber mir kommt es einfach nicht richtig vor. Es kann doch nicht gut sein, dass unser amerikanisches Geld das Land verlässt.“
Janya lächelte leicht. „Es ist ganz sicher gut für die Menschen, die hart arbeiten und ihre Familien ernähren können.“
Wanda nahm an, dass die junge Frau recht hatte, obwohl die Vorstellung sie noch immer störte.
„Hat Herb je mit Ihnen über seine Familie gesprochen? Denn ich weiß, dass Ms Deloche sie finden möchte.“
„Er hat nur wenig mit mir geredet. Und wenn, ging es nicht um persönliche Dinge.“
Als hätten sie Tracy Deloche heraufbeschworen, sah Wanda, wie die Frau auf sie zugeeilt kam. Sie wich nicht zurück, obwohl sie sich alles andere als wohlfühlte, wenn man bedachte, dass sie am vergangenen Arbeit nicht ihre Hilfe angeboten hatte, als es um die Matratze ging.
Tracy blieb vor Janya stehen. „Vielen Dank, dass Sie das machen“, sagte sie. „Es ist wirklich nett von Ihnen, Ihre Hilfe anzubieten, wenn sie gebraucht wird.“
Wanda erkannte eine Kränkung, wenn sie eine hörte. Janya nickte höflich. Dann wandte Tracy sich Wanda zu. Ihr Ton wurde einige Grad kälter. „Wie geht es Ihnen, Wanda?“
„Nicht schlecht. Und selbst?“
„Ich versuche noch immer, Herbs Familie ausfindig zu machen. Leider läuft es nicht so gut. Lee hat erzählt, dass Alices Gedächtnis nicht mehr so gut ist, also kann ich nicht auf sie zählen. Und mir gefällt die Vorstellung nicht, seine Sachen durchwühlen zu müssen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Ich habe mich gefragt, ob Sie die Männer beschreiben könnten, mit denen Herb Schach gespielt hat. Ich bin an dem Park vorbeigefahren, den Sie vermutlich
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