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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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den Sattel quoll. Die Luft war erfüllt von Salz und vom Duft frisch gemähten Rasens. Als sie parkte, hörte sie das Gekreische von Kindern, die auf einem Schulhof in der Nähe spielten. Sie konnte sich vorstellen, dass der Sommer für die Kleinen gar nicht schnell genug kommen konnte.
    Sie hatte einen ganzen Tag voller Aufgaben und Termine vor sich. Auf dem Nachhauseweg wollte sie die restlichen Kostenvoranschläge der Fliesenleger abholen. Dann wollte sie eine weitere Farbschicht auf die Wände bringen. Und sie wollte die Küchenschränke zum ersten Mal streichen. Wenn sie danach noch Zeit hätte, würde sie Lebensmittel einkaufen gehen. Sie wollte etwas im Haus haben, das sie Lee anbieten konnte, falls er vorbeikam, um sie zu sehen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie das alles schnell erledigen.
    Sie eilte an den Empfangstresen und stellte fest, dass dieselbe Rezeptionistin, die auch sonst immer da war, sich auf den Tag vorzubereiten schien. Die Frau hatte kurzes Haar und war mittleren Alters. Sie trug eine weiße Bluse und keinen Schmuck. Sie sieht aus wie jemand, der in einer Schulcafeteria arbeiten sollte, dachte Tracy. Es fehlte nur noch das Haarnetz.
    „Guten Morgen.“ Tracy wollte weder ihre Zeit noch die Zeit der Dame vergeuden. „Ich wollte mich für die Stelle als Schwimmlehrerin bewerben. Könnten Sie mir wohl den Weg zum Büro des Direktors zeigen, damit ich ihm meinen Lebenslauf geben kann?“
    „Warum lassen Sie mich nicht zuerst einen Blick darauf werfen? Dann kann ich sehen, ob Sie alle Informationen aufgelistet haben, die wir benötigen.“
    Tracy nahm an, dass sie Glück hatte. Offenbar war die Stelle noch zu haben. Sie schlug den Vorschlag mit einem Lächeln aus. „Da mache ich mir keine Sorgen. Gibt es einen Bewerbungsbogen, den ich noch ausfüllen muss?“
    „Nein, Mr Woodley sieht sich zuerst den Lebenslauf an, um Papierkram zu sparen.“ Die Frau hielt kurz inne. „Für gewöhnlich sehe ich mir die Unterlagen aber zuerst an.“
    Tracy hatte einem der Handwerker versprochen, dass sie bis um spätestens halb zehn bei ihm im Geschäft sein würde. Sie wollte nicht, dass er zu seinen Kunden für den Tag fuhr, ohne ihr vorher seinen Kostenvoranschlag gegeben zu haben. Ungeduldig warf sie einen Blick auf ihre Uhr.
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mein Glück einfach gern versuchen. Ich habe nicht viel Zeit. Wenn Sie mir also einfach sagen, wo ich das Büro finde?“
    „Tja, das könnte ich machen.“
    Tracy wurde allmählich wütend, doch sie bemühte sich, freundlich zu klingen. „Gut.“
    Die Frau sah noch immer ruhig aus, doch sie lächelte nicht mehr. „Haben Sie schon Erfahrungen in dem Bereich?“
    „Das steht alles hier drin.“ Tracy hob die Mappe hoch. „Können Sie mir verraten, in welchem Flur er sitzt?“
    „Glauben Sie, dass Sie bei der Arbeit mit den Kindern auch so ungeduldig sind? Viele von ihnen haben Angst im Wasser, und es wäre nicht gut, wenn jemand sie dann drängt.“
    Tracy starrte sie an. „Tut mir leid. Wie bitte?“
    „Die Kinder drängen. Das ist noch schlimmer, als würde man Menschen drängen, die Ihnen nur helfen wollen. Ungeduld ist kein guter Charakterzug an einem Schwimmlehrer.“
    „Hören Sie, ich möchte doch nur herausfinden, wo ich meinen Lebenslauf abgeben kann. Es ist eigentlich ganz einfach. Ich gehe den richtigen Flur entlang und klopfe an die entsprechende Tür. Wenn Mr Woodley Zeit hat, bittet er mich, einen Bewerbungsbogen auszufüllen. Wenn ihm gefällt, was er sieht, bietet er mir die Stelle an.“ Ihre Stimme war mit jedem Wort lauter geworden. Am Ende schrie sie zwar nicht, aber sie klang überraschend schrill.
    „Kinder kommen übrigens auch am besten mit Lehrern zurecht, die nicht wütend werden und auch nicht die Stimme erheben.“
    Tracy nahm sich einen Moment, um durchzuatmen. „Hören Sie, ich will keine Szene veranstalten. Aber weiß Mr Woodley, dass Sie qualifizierte Bewerber davon abhalten, ihm ihren Lebenslauf zu übergeben? Würde er das wollen?“
    „Das kann ich ihn heute Abend beim Essen mal fragen.“
    Für Tracy war es ein Moment der Klarheit. Beinahe hätte sie abwehrend die Hände gehoben, um die nächsten Worte dieser Frau nicht hören zu müssen. Sie wollte sie nicht hören. Sie wollte nicht wissen, dass sie es wieder einmal vermasselt hatte. Sie fürchtete, dass sie, wenn sie jetzt die Augen schloss, wieder die drei alten Männer sehen würde, die im Gras herumkrochen und ihre Schachfiguren

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