Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
Gericht stellen und ihm erlauben, sich zu verteidigen.«
    »Sehr lobenswert. Bedenk bitte – wäre das Ritual, bei dem der Vanax gewählt wird, genauso öffentlich wie eine solche Gerichtsverhandlung – wenn mehr als zwanzig oder dreißig Leute die Wahl für gültig erklären würden, könnte sich niemand widerrechtlich der Position des Vanax bemächtigen.«
    »Heißt das, du findest die Forderung der Helios-Anhänger nach schnelleren Änderungen verständlich?«, fragte Kassandra herausfordernd.
    »Nein – wenn sie für die Gewalttaten verantwortlich sind. Aber wenn ihnen jemand anderer die Schuld anlastet – ja, dann gebe ich ihnen Recht.« Royce erwartete, sie würde empört protestieren. Doch sie seufzte nur.
    »Vielleicht müsste ich dir zustimmen. Ich weiß es nicht. Womöglich braucht Akora viel mehr Reformen, als ich dachte. Mit dieser Frage sollten wir uns ein andermal befassen.« Sie blickte zum Himmel auf und prüfte den Sonnenstand. »Inzwischen wird Elena meinen Bruder schon operieren.«
    »Dann gehen wir hinein – leisten wir unserer Familie Gesellschaft.«
    Im Palast sahen sie sich vergeblich nach Kassandras Eltern und Joanna um. Sie warteten nicht im Flur vor dem Operationsraum, auch nicht in einem der Zimmer, die in der Nähe lagen. »Wahrscheinlich sind sie weggegangen, um sich nach der Ursache des Feuers zu erkundigen«, bemerkte Kassandra. »Oder sie suchen uns.«
    »Mag sein …«, begann Royce und unterbrach sich, denn er entdeckte seine Schwester, die zu ihm lief.
    »Da seid ihr ja endlich!«, rief sie. »Ich habe einige Dienstboten angewiesen, euch zu holen. Aber in der allgemeinen Aufregung …«
    Angstvoll presste Kassandra die Hände zusammen. »Ist – Atreus …?«
    »Sein Zustand ist unverändert.« Verwirrt hob Kassandra die Brauen, und Joanna zeigte zu einer Bank an der Wand des Korridors. »Komm, setz dich.«
    »Nein, sag es mir, was ist geschehen?«
    Die Geschwister wechselten einen kurzen Blick, und Joanna erwiderte in sanftem Ton: »Beim Ausbruch des Feuers hatte Elena noch nicht mit der Operation begonnen. Weil sie annahm, einige Verwundete würden ihre Hilfe brauchen, verschob sie den Eingriff.« Sie schaute wieder ihren Bruder an, der näher zu Kassandra trat. »Auf den Weg in den Hof stolperte sie und stürzte eine Treppenflucht hinab.«
    »Oh nein … Wäre sie bloß bei Atreus geblieben! Wir brauchen sie so dringend.«
    »Leider hat sie sich den Arm gebrochen. Den Umständen entsprechend geht es ihr gut. Aber sie kann Atreus nicht operieren.«
    Hätte ich mich doch gesetzt, dachte Kassandra verspätet. Mit den schlimmsten Möglichkeiten hatte sie gerechnet – nur damit nicht.
    »Gibt es andere Heilkundige, die den Eingriff vornehmen könnten?«, fragte Royce.
    Wem würde sie das kostbare Leben des Vanax anvertrauen? Wer könnte eine so heikle Operation durchführen?
    »Da wäre der Mann, der Elena ausbildet hat«, antwortete Joanna. »Unglücklicherweise ist er schon achtzig Jahre alt, und er hat seit einem Jahrzehnt keinen Eingriff mehr vorgenommen – geschweige denn einen so schwierigen.«
    »Und wer käme sonst noch in Frage?«, beharrte Royce. »Sicher hat Elena mehrere Schüler.«
    »Oh ja. Aber keiner hat seine Fähigkeiten an lebenden Menschen erprobt. Nur an Leichen oder Tieren.«
    Es war Kassandra, die den unvermeidlichen Schluss zog: »Dann müssen wir auf die Operation verzichten.«
    »Vielleicht ist es so am besten«, meinte Joanna. »Die Prozedur wäre sehr schwierig gewesen. Dabei hätte Atreus sterben können.«
    »Auch wenn wir nichts unternehmen, besteht diese Gefahr.« Beklommen starrte Kassandra vor sich hin. In ihren Visionen hatte sie das Attentat auf den Bruder nicht vorausgesehen und demzufolge auch nicht beobachtet, wie sich die Dinge weiterentwickeln würden. Und was das betraf, wusste sie genauso wenig wie jeder normale Sterbliche.
    Trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf.
    Und sie war sogar zu einem Anflug von Galgenhumor fähig. Während sie zum Schlafzimmer des Vanax gingen, in das ihn die Dienstboten zurückgetragen hatten, bemerkte sie: »Möglicherweise hat Deilos das Leben meines Bruders gerettet.«
    »Falls das stimmt«, entgegnete Royce leichthin, werde ich ihm danken, bevor er stirbt.«

17
    »Er war hier«, stieß Royce hervor. »In dieser Stadt. Vielleicht sogar im Palast.«
    »Das wissen Sie nicht.« Marcellus schnitt eine Grimasse. »Ich will noch einmal drauf hinweisen, Lord Hawk. Bitte, missverstehen Sie mich nicht. Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher