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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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nächsten Morgen auf das Binnenmeer hinaus, nicht allein, denn das wäre leichtfertig gewesen, sondern mit einer kleinen Kriegerschar. Ein größerer Trupp würde Deilos' Aufmerksamkeit erregen, falls er Ausschau hielt. Daran zweifelte Kassandra. Sie hatte seine kalte Angst gespürt, fast gerochen, als Lord Hawk wie aus dem Nichts aufgetaucht war, um all die grandiosen, visionären Pläne zu zerschmettern wie minderwertiges Glas. Vermutlich würde er sich irgendwo verkriechen, seine Getreuen und seine tödlichen Waffen um sich versammeln und die weiteren Ereignisse abwarten.
    An Bord des kleinen Schiffs breitete Royce eine Landkarte aus und studierte sie im Kreis seiner Krieger. Wieder einmal fühlte sich Kassandra ausgeschlossen. Breite Schultern versperrten ihr die Sicht, und was die Männer murmelten, verstand sie nicht.
    Schließlich kletterte sie auf ein zusammengerolltes Tau und spähte zwischen ihren Köpfen hindurch. Obwohl die Karte eher primitiv wirkte, enthielt sie viele Einzelheiten. Kassandra glaubte, sie zu kennen, war sich aber nicht sicher.
    Falls Royce ihr Interesse wahrnahm, ließ er sich nichts anmerken. Nach einer Weile faltete er die Karte zusammen, und die Männer teilten sich in kleine, zumeist schweigende Gruppen. Sie setzten sich, streckten sich an Deck aus oder blickten mit schmalen Augen über das Wasser hinweg.
    »Woher hast du die Karte?«, fragte Kassandra. In dieser rein männlichen Umgebung erschien ihr die eigene Stimme fremd. Royce schaute sie schweigend an.
    Herausfordernd erwiderte sie seinen Blick, und schließlich antwortete er: »Von Joanna.« Mit einem bedeutsamen Unterton fügte er hinzu. »Alex hat sie ihr anvertraut.«
    Natürlich tat es weh, an ihr eigenes mangelndes Vertrauen erinnert zu werden, aber das hielt sie nicht zurück. Wenigstens redete er mit ihr. Wenn es dabei blieb, konnte er sie nicht mehr ausschließen.
    »Und woher hat Alex die Karte?«
    Wieder zögerte er. »Entweder er hat sie gezeichnet, oder es war Atreus.«
    »Moment mal … Jetzt erinnere ich mich. Als die beiden noch kleine Jungen waren, hatten sie gewaltigen Ärger mit unserem Vater, weil sie allein nach Deimatos fuhren. Dabei kamen sie fast ums Leben. Aber sie hatten einen Riesenspaß.«
    Ja, gewiss, das verstand Royce nur zu gut. Hätte sich die Gelegenheit ergeben, wäre er liebend gern mit Atreus und Alex zu der Insel gesegelt.
    »Wozu brauchst du die Karte?«
    Immer noch widerstrebend erklärte er: »Darauf sind die Höhlen eingezeichnet.«
    »Dann hätte Marcellus sie den Männern geben sollen, die sich auf Deimatos umsahen.«
    »Das tat er, aber sie fanden keine Zeit, um jeden Winkel abzusuchen.«
    »Und das hast du vor?« Kassandras Magen drohte, sich umzudrehen. Noch nie in ihrem Leben war sie seekrank gewesen. Und nun fürchtete sie, das würde sich ändern.
    »Soviel ich weiß, haben deine Brüder diese Höhlen monatelang erforscht. Wahrscheinlich sind sie bis in entlegene, schwer zugängliche Regionen vorgedrungen. Sonst hätte sich die Mühe nicht gelohnt.«
    »Kein Wunder, dass Vater so wütend war! Immerhin hätten sie sich verirren oder ernsthaft verletzen können.«
    Royce zuckte die Achseln. »Durch einige Höhlen strömen lange unterirdische Flüsse.«
    »Davon hat mir Joanna erzählt. Du weißt es doch – vor dem Griechischen Feuer kann dich dieses Wasser nicht schützen.«
    »Ja, das stimmt.« Ohne ein weiteres Wort faltete er die Karte wieder auseinander.

19
    Kurz nach Mittag erhob sich die zerklüftete Küste von Deimatos aus dem Meer. Bei diesem Anblick empfand Kassandra wachsende Angst. Doch sie zwang sich zur Ruhe, weil ihr nichts anderes übrig blieb. Einige Akoraner sprachen leise miteinander, ein paar schliefen. Wegen des Kampfes, der bald beginnen würde, schien sich keiner zu sorgen. Echte Kriegernaturen, dachte sie. Schon in der Kindheit hatte die umfassende militärische Ausbildung begonnen, und das kam ihnen zugute.
    Da sie die Furcht erregende Insel nicht länger betrachten wollte, wandte sie sich zu Royce. Er stand in der Nähe des Bugs und sah die Küste näher rücken. So wie die Männer wirkte er unerschütterlich – mit harten Zügen, die Augen zusammengekniffen, um sie vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Während Kassandra ihn beobachtete, bewegte sich seine rechte Hand. Fast liebevoll strich sie über den Griff seines Schwerts.
    Neun Monate lang hatte er da drüben in einer Zelle mit steinernen Wänden geschmachtet, halb unter der Erde. Neun Monate

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