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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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fließenden weißen Stoff, der die Arme frei ließ. In der Taille gegürtet, fiel er in weichen Falten bis zu den Fußknöcheln hinunter.
    Schmucklos hing das Haar in dichten, ebenholzschwarzen Wellen auf den Rücken hinab und schien den Glanz von Mondlicht auszustrahlen, das sich im dunklen Wasser spiegelte. Und wie gut sie roch, nach Jasmin und etwas anderem, das er nicht definieren konnte … Jedenfalls gefiel ihm dieser Duft viel besser als die süßlichen Parfüms der Londoner Gesellschaftslöwinnen.
    »Royce?« Belustigt zog Joana die Brauen hoch.
    »Was? Oh – verzeiht mir, ihr beide habt euch völlig verändert. Aber ihr seht bildschön aus.«
    »Das ist der akoranische Stil«, erklärte Joanna, »sehr bequem, im Gegensatz zu unserer englischen Mode.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.« Vor allem wegen der geringen Stoffmenge, dachte er. Doch dann bemerkte er seinen Irrtum. So hauchzart die Kleider auch erscheinen mochten, sie wirkten viel züchtiger als die durchsichtigen Kreationen, die manche Londoner Damen trugen.
    »Hoffentlich hast du eine komfortable Unterkunft, Royce«, sagte Kassandra und bemühte sich vergeblich, ihn nicht anzustarren. Er hatte den Gehrock abgelegt, in dem er an Bord gekommen war. Jetzt trug er nur eine enge Kniehose, ein weit geschnittenes Hemd und Stiefel. Vom Wind zerzaust, fiel sein goldblondes Haar auf die Schultern. In seinem sommerlich gebräunten Gesicht leuchteten die grünen Augen intensiver denn je, umrahmt von Wimpern, die der Sonnenschein geküsst hatte. So umwerfend männlich sah er aus, so attraktiv …
    »Ja, der Kapitän war sehr fürsorglich«, antwortete er, »und die Besatzung nahm mich freundlich auf. »Jetzt verstehe ich, warum du dich über die vorsintflutlichen Waschgestelle in England beklagt hast, Joanna. Wenn ich wieder in Hawkforte bin, werde ich diese Kabinen einbauen lassen, in denen man aufrecht stehen und sich berieseln lassen kann.«
    »Die nennt man Duschen«, erwiderte Joanna. »Und warte nur, bis du die Badewannen siehst.«
    »Darauf freue ich mich schon.« Grinsend beugte er sich über Amelias Wiege.
    Am nächsten Tag verließen sie den Kanal und segelten südwärts aufs offene Meer. Wenn sie an Spanien und Portugal vorbeigefahren waren, würden sie die Straße von Gibraltar erreichen. Aber statt wie die meisten Schiffe das östliche Mittelmeer anzusteuern, würden sie sich nach Westen wenden, zum legendären Inselreich jenseits der Herkulessäulen.
    Unter einer strahlenden Sonne aßen sie an Deck zu Mittag. Dann breitete Royce eine Seekarte aus und begann, sie zu studieren. Den Vormittag hatte er im Kreis der Männer verbracht und ihnen geholfen, die Segel zu setzen. Zwischendurch hatte er im Ausguck hoch oben am Großmast Wache gehalten. Der Wind wehte gleichmäßig, der Himmel war klar bis auf ein paar schneeweiße Wölkchen, die das tiefe Blau noch betonten. Entzückt lauschte er dem rhythmischen Klirren der Takelage, dem gelegentlichen Knarren des Schiffsrumpfs, und diese Geräusche erinnerten ihn daran, dass er viel zu lange festen Boden unter den Füßen gespürt hatte. Da er ein leidenschaftlicher Seefahrer war, genoss er die Reise in vollen Zügen.
    »Seltsam«, bemerkte er, »bis zum vergangenen Jahr hatten wir nur vage Vorstellungen von Akora. Und es gibt immer noch sehr wenige Engländer, die etwas genauer Bescheid wissen.«
    »Warum?«, fragte Brianna, die mit ihrer Tante ebenfalls am Mittagstisch saß. Amelia lag im Arm ihrer Mutter. Hellwach und zufrieden schaute sie sich um.
    »Sehen Sie …« Royce schob die Karte zu Brianna hinüber. »Malen Sie sich aus, Sie wären auf einem britischen Schiff, irgendwo in den Gewässern rings um Akora. Sie kommen nicht näher heran, weil das die akoranische Marine verhindert. Bestenfalls können Sie versuchen, die Küstenlinie durch ein Fernglas zu erforschen. Hier, an der Nordküste, entdecken Sie einen vermeintlichen Meeresarm – und einen ähnlichen, wenn Sie zur Südseite fahren. Das ist auch schon alles, was Sie sehen. Nach Ihren bisherigen Erkenntnissen halten Sie Akora für eine große Insel ohne Häfen. Nirgendwo ist es möglich, sicher zu ankern. Höchstens in den Meeresarmen, die Ihnen eher ungünstig erscheinen. Also nehmen Sie an, Akora müsste seine Flotte auf dem Meer kreuzen lassen und regelmäßig mit kleineren Booten für Nachschub sorgen. Wie das funktionieren soll, verste hen Sie nicht, und deshalb finden Sie das Inselreich umso mysteriöser. Da man entlang der ganzen

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