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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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»Obwohl er sich nur ein paar Tage auf das Rennen vorbereiten konnte …«
    »Ja, er war fabelhaft«, stimmte Joanna zu. »Früher ist er oft den Strand von Hawkforte entlanggelaufen. Neben dem Segeln war das sein liebstes Freizeitvergnügen. Aber soviel ich weiß, hat er nie zuvor an einem Wettrennen teilgenommen.«
    »Beim Diskus- und Speerwerfen und bei den Ringkämpfen will er ebenfalls antreten«, sprudelte Kassandra hervor, immer noch unfähig, ihren Enthusiasmus zu bezähmen.
    »Ja, ich weiß.« Joanna lächelte sanft. »Und da wird er sich sicher genauso gut schlagen. Das Publikum hat ihn schon jetzt ins Herz geschlossen.«
    Nicht nur das Publikum, dachte Kassandra. Doch die Sorge um diese unpassenden Gefühle konnte ihre Freude nicht trüben. Außerdem – was machte es schon aus, wenn sie sich in Royce verliebte? Solange sie ihre Pflicht erfüllen würde, und das hatte sie sich fest vorgenommen, war es keine Sünde, das Leben ein bisschen zu genießen.
    Und so beruhigte sie ihr Gewissen, dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf das nächste Ereignis. Aber da Royce sich nicht dafür gemeldet hatte, ließ ihr Interesse bald nach – um sofort wieder zu erwachen, als er zum Speerwerfen erschien. Hingerissen sah sie ihn auf einem Pferd sitzen, nur mit dem kurzen, in der Taille gegürteten weißen Leinenrock bekleidet, der traditionellen Uniform akoranischer Krieger. Seine nackte Brust und die Arme glänzten in der Sonne, während er sein Pferd antrieb und den ersten Speer aus schimmerndem Teakholz ergriff. Die rechte Schulter zurück, die linke leicht nach vorn geneigt, richtete er sich im Sattel auf, nutzte die kraftvollen Muskeln seiner Schenkel und schleuderte die Waffe in einer fließenden Bewegung zur Zielscheibe. Nahe dem Mittelpunkt bohrte sich die Spitze des Speers ins Holz, und die Menge jubelte.
    Blitzschnell schwang Royce das Pferd herum und umfasste den zweiten Speer, mit dem er einen ähnlichen Erfolg erzielte. Voller Stolz nahm er den Beifall der Zuschauer entgegen.
    »Wieso kann er so geschickt mit dieser Waffe umgehen?«, fragte Kassandra erstaunt.
    »Weil er Xenophon gelesen – und offenbar sogar auswendig gelernt hat«, erklärte Joanna. Als ihre Schwägerin verständnislos die Stirn runzelte, fügte sie hinzu: »Xenophon schrieb eine hervorragende Abhandlung über die Kunst der Kriegführung hoch zu Ross. Darin gab er präzise Anweisungen für alle damit verbundenen Aktivitäten.«
    »Sieht so aus … Vielleicht wird Royce nicht gewinnen, aber gewiss ehrenwert abschneiden.«
    Kassandra sollte Recht behalten. Hinter den riesengroßen Zwillingen von der Insel Leios, die bereits legendären Ruhm im Speerwerfen erlangt hatten, belegte er den dritten Platz. Triumphierend ließ sich das Trio auf den Schultern seiner Bewunderer durch die Arena tragen.
    Nun folgte der älteste und härteste Wettkampf. In voller Rüstung, die Waffen in den Händen, mussten die Teilnehmer eine Rennstrecke bewältigen. Dafür brauchten sie nicht nur immense Körperkräfte, sondern auch ein außerordentliches Durchhaltevermögen. Wie sich Kassandra erinnerte, war das Alex' Lieblingsdisziplin. In den letzten fünf Jahren hatte er dreimal den Sieg errungen. Wäre er nicht in England geblieben, würde er sich auch jetzt mit tüchtigen Rivalen messen.
    Joanna seufzte leise, und Kassandra legte tröstend einen Arm um ihre Schultern. »Nächstes Jahr, wenn Amelia schon laufen kann, wirst du wieder hier sitzen und mit ansehen, wie sich dein Mann unter der Last von hundert Pfund Metall in der Mittagshitze abplagt.«
    »Versprichst du's mir?«, fragte Joanna lächelnd.
    »Oh ja.« Das meinte Kassandra ernst. Alles wollte sie tun, damit sich ihre Prophezeiung erfüllen würde.
    »Wenn das so ist – Limonade für alle!«, rief Joanna und winkte einen Verkäufer heran.«
    Kurz danach begannen die Ringkämpfe. Kassandra schaute immer wieder weg. Doch ihr Blick wurde jedes Mal erneut von dem qualvollen Spektakel angezogen. Im Großen und Ganzen hielt sich Royce recht wacker, wurde aber mehrmals zu Boden gedrückt. Auch er erzielte einige Erfolge. Allerdings mussten die Ringer diese Kunst schon in der Kindheit üben, um als erwachsene Männer ihre Gegner zu besiegen. Guten Mutes nahm er seine Niederlagen hin – eine Geisteshaltung, die Kassandra nicht teilte, denn sie zuckte stets zusammen, wenn er im Staub landete.
    »Es ist vorbei«, seufzte Joanna. »Zum Glück ist er nicht ernsthaft verletzt. Nur ein paar blaue

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