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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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leicht benommen, hatte sie die Wunde nicht bemerkt. Während der Nacht war das Blut verkrustet, jetzt quoll es wieder hervor.
    Die Zähne zusammengebissen, wappnete sie sich gegen den Schmerz und dieses zusätzliche Problem. Vorsichtig löste sie den klebrigen Stoff von der Wunde und zog ihren Arm aus dem Hemdsärmel. Was sie sah, schürte ihre Sorge. Ein tiefer Schnitt reichte von der Schulter beinahe bis zum Ellbogen. In Hawkforte würde sie keine Zeit verschwenden, die Wunde gründlich säubern, nähen und verbinden lassen, um eine Infektion zu verhindern. Aber hier, im Frachtraum des akoranischen Schiffs, musste sie sich mit der Wasserflasche und dem kleinen Erste-Hilfe-Kästchen begnügen, das sie in ihren Beutel gepackt hatte. Niemand würde ihr helfen, und sie konnte nicht viel unternehmen. Trotzdem musste sie ihr Bestes tun.
    Sie hatte beabsichtigt, ihr Wasser möglichst sparsam zu verbrauchen, damit es für zwei Tage reichen würde. Dann wäre das Schiff weit genug draußen auf dem Meer, und sie könnte es wagen, aus ihrem Versteck zu schleichen und neue Vorräte zu beschaffen. Wenn man sie dabei erwischte, würde Darcourt wohl kaum umkehren. Und mochte er auch in helle Wut geraten, womit sie rechnete, wäre er sicher nicht so skrupellos, den blinden Passagier über Bord zu werfen.
    Doch nun würde ihr Wasser viel früher zur Neige gehen. Also musste sie ihren Durst ertragen, bis sie es riskieren durfte, die Flasche zu füllen.
    Lange, leidvolle Minuten verstrichen, während sie die Wunde reinigte und ihren Arm mit Leinenstreifen aus dem Hemd bandagierte, das sie zum Wechseln mitgenommen hatte. Von der Anstrengung ermattet, lehnte sie sich an die Wand. In ihrem Beutel steckten Biskuits und Dörrfleisch. Aber sie fühlte sich zu schwach, um zu essen. Die Augen halb geschlossen, versuchte sie, den brennenden Schmerz unterhalb ihrer Schulter zu ignorieren.
    Wie viel Zeit verging, wusste sie nicht. Über ihrem Kopf hörte sie die Stimmen und Bewegungen der Besatzung. Mittlerweile musste das Schiff die Küste Frankreichs entlangsegeln. In diesen Gewässern würde die französische Flotte patrouillieren.
    Aber Joanna bezweifelte, dass ein französischer Kapitän leichtsinnig genug wäre, um ein akoranisches Schiff anzugreifen - selbst wenn es ganz offensichtlich aus der Richtung Englands kam.
    Immer noch erschöpft, döste sie, bis sie von quälendem Durst geweckt wurde. Obwohl sie sich zu beherrschen suchte, hatte sie fast den halben Inhalt ihrer Feldflasche getrunken, ehe sie wusste, wie ihr geschah. Sie verspürte zwar noch immer keinen Appetit, würgte aber trotzdem ein Stück Biskuit und ein paar Bissen Dörrfleisch hinunter. Diese karge Mahlzeit würde sie kaum stärken. Aber danach konnte sie nichts mehr essen.
    Alle Knochen und Muskeln taten ihr weh. Trotzdem stand sie auf und wanderte durch den Laderaum, weil sie das Tageslicht nutzen wollte, um sich zurechtzufinden. Außer den drei Kanonen, die sie in der Nacht ertastet hatte, entdeckte sie drei weitere, alle gleich groß. Sie fand auch einige Dutzend Holzkisten, die vermutlich Munition enthielten. Doch diese Fracht füllte den riesigen Raum nicht aus. Hier konnte man noch viel mehr unterbringen. Akoras
    Reichtum war ebenso legendär wie das mustergültig befestigte Königreich selbst, und die Kanonen schienen die Gerüchte zu bestätigen. Also wies der relativ leere Laderaum nicht auf Geldmangel hin, sondern auf die Aversion der Akoraner gegen ausländische Waren.
    Und deshalb nahmen sie nur Waffen in ihre Heimat mit, um die ohnehin schon unbesiegbaren Verteidigungsbastionen zusätzlich zu stärken.
    Hatte Royce diesen Aspekt bedacht und zu Beginn seiner Reise überlegt, welch ein enormes Risiko er eingehen würde?
    Ja, wahrscheinlich, denn er war ein vernünftiger Mann, der nicht zu selbstsüchtigem oder impulsivem Verhalten neigte.
    »Zu Weihnachten bin ich wieder bei dir«, hatte er seiner Schwester versichert, als er kurz vor seiner Abfahrt nach Hawkforte gekommen war. Lebhaft erinnerte sie sich an das Lächeln, mit dem er hinzugefügt hatte: »Sorg dich nicht, ich werde gut auf mich aufpassen.«
    Aber seit dem Weihnachtsfest waren sechs Monate vergangen, und Royce blieb spurlos verschwunden. Hatte er nicht gut genug auf sich geachtet? Was mochte ihm zugestoßen sein?
    Ungeduldig schüttelte sie den Kopf. Sie durfte sich nicht von ihrer Angst entmutigen lassen. Um alle Schwierigkeiten zu meistern, die sie zweifellos erwarteten, brauchte sie einen

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