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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Sie sich vor?«
    »Lenkt die Wachposten von mir ab.«
    Seufzend verdrehte er die Augen. »Und was dann? Haben Sie sich das Ganze wirklich gut überlegt? Ich und Clapper können die Wächter zum Narren halten. Aber wie wollen Sie an Bord kommen? Wandern Sie einfach die Laufplanke rauf?«
    Clapper kicherte, verstummte aber sofort, als Noggin ihn anstieß. Schweigend warteten sie auf Joannas Antwort.
    »Ist da - eh - stimmt was nicht mit der Laufplanke?«
    Noggin seufzte tief auf. »Hören Sie. Wir kennen diese Leute. Zumindest einigermaßen. Wie gesagt, alle paar Monate sind sie da. Sie riskieren nichts. Tag und Nacht wird das Schiff bewacht. An Deck und auf dem Pier. Wenn wir einen Wirbel machen, werden ein paar Männer nachschauen, was los ist. Aber die sind nicht blöd, sondern erfahrene Soldaten. Ziemlich hartgesotten, sagt mein Alter. Und der muss es wissen, weil er fünfzehn Jahre auf See war. Einige von diesen Akoranern bleiben immer an Deck, falls irgend-ein leichtsinniger Schwachkopf seine Neugier nicht bezähmen kann und auf dem Kahn herumschnüffeln will. Also klappt’s nicht mit der Laufplanke, und Sie müssen einen anderen Weg finden.«
    »Am Bug und am Heck gibt’s Bullaugen«, bemerkte Clapper. »In dieser warmen Nacht sind sie sicher geöffnet.«
    »Gehen Sie zum Bug«, schlug Noggin vor. »Ich hab gesehen, wie sie da irgendwas verladen haben. Dort werden sie sich heute Nacht schätzungsweise nicht mehr rumtreiben.« Mit schmalen Augen taxierte er Joanna. »Können Sie schwimmen?«
    »Ja, gewiss - vielen Dank für den guten Rat.« In aller Eile gab sie den Jungen die Münzen - bevor sie der Mut verlassen würde. »Und vergesst nicht, seid vorsichtig!«
    Die Guineen verschwanden in schmutzigen Händen. Sekunden später verschmolzen Noggin und Clapper mit der nächtlichen Finsternis.

3
    Joanna wartete, den Rücken an die Wand eines Lagerhauses gepresst, und wagte kaum, Luft zu holen. Hatte sie das Geld umsonst ausgegeben? Oder würde sie über einen Abgrund springen, der tödlich wäre - selbst wenn sie den anderen Rand erreichte? Ihr wurde ganz heiß. Krampfhaft schluckte sie und zwang sich, tief durchzuatmen. Die Minuten verstrichen, und sie lauschte angespannt. Doch sie hörte nur die Wellen, die plätschernd gegen die Pfeiler der Piers schlugen, die knarrende Takelage, die fernen Geräusche der Wirtshäuser und über allem das gedämpfte Murmeln der großen Stadt.
    In die Salzluft mischte sich der Geruch des Hafenbodens, der allmählich von der Ebbe enthüllt wurde. Jeden Moment fürchtete Joanna, das Klirren der Ankerkette zu hören, die hochgezogen wurde.
    Was würde sie tun, wenn die Jungen davongelaufen waren? Sollte sie versuchen, ohne ihre Hilfe unbemerkt an Bord zu gelangen? Oder sollte sie einfach an Deck stürmen und erklären, sie müsse mit Darcourt sprechen? Würde er ihr diesmal zuhören?
    Keiner dieser Pläne erschien ihr aussichtsreich. Aber sie dachte, es würde ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als diesen oder jenen durchzuführen. Während sie einen Entschluss zu fassen suchte, vernahm sie plötzlich einen schrillen Pfiff, der die nächtliche Stille zerriss. Hastig wandte sie sich in die Richtung des Lärms und schaute zum Dach des gegenüberliegenden Lagerhauses. Dort tanzten zu ihrer Verblüffung zwei Gestalten - Silhouetten im Mondlicht, die fröhlich ihre Arme schwenkten, umherhüpften und lauthals schrien.
    »He, schaut her, ihr hochnäsigen Kerle auf diesem verrückten Schiff! Wir haben euer Lagerhaus besetzt! Jetzt gehört’s uns! Wenn ihr’s wiederhaben wollt, kommt her und versucht, es uns zu entreißen!«
    Als Joanna das tollkühne Paar beobachtete, kämpfte ihr Entsetzen mit ihrer Belustigung. Wenn auch die Gefahr bestand, dass die Burschen vom Dach stürzen würden, musste sie den Einfallsreichtum der beiden doch bewundern. Deutlich sichtbar, erregten sie die Aufmerksamkeit der Wachposten, waren aber weit genug entfernt, sodass ihnen keine unmittelbare Gefahr drohte.
    Einige Akoraner spähten zu ihrer Lagerhalle hinüber, und Joanna hörte sie miteinander reden.
    Wenig später eilten vier Wächter zum Schauplatz des Geschehens. Zu beiden Seiten des Gebäudes gingen sie paarweise in Stellung, was wie ein militärisches Manöver wirkte. Allerdings verstand sie nicht viel von solchen Dingen. Die anderen Männer blieben auf ihren Posten, aber ihr Interesse galt offensichtlich den tanzenden Kindern.
    Nun war Joannas großer Augenblick gekommen. Das Herz schlug ihr

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