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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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ungetrübten Verstand.
    Bedauerlicherweise fiel es ihr immer schwerer, klar zu denken. Während sich die Stunden dahinschleppten, verstärkte sich der Schmerz in ihrem Arm. Dann verebbte er, zog sich an irgendeinen Ort zurück, wo sie ihn zwar immer noch spürte, aber erträglich fand. Sie lag am Boden des Laderaums, ohne sich zu entsinnen, wie sie dahingelangt war. Wenigstens fror sie nicht, und es war sogar ungewöhn-lich warm, selbst für diese sommerliche Jahreszeit, noch dazu auf dem Meer. Sie hatte geglaubt, es würde viel kälter sein, und eine dünne Wolldecke eingepackt. Die benötigte sie nicht. Stattdessen sehnte sie sich nach den Teichen rings um Hawkforte, die im Winter von dicken Eisschichten überzogen wurden, sodass man darauf Schlittschuh laufen konnte. Wie schön es war, dieses weiße Eis, das die Dienstboten ins Kühlhaus brachten... Im Sommer schwammen köstliche Eiswürfel in Obstsäften oder lagen unter Früchten, zerschmolzen verlockend auf der Zunge und milderten die Hitze.
    So schrecklich heiß und stickig war die Luft. Joanna zerrte stöhnend an ihrem Hemdkragen, um etwas freier zu atmen. Befand sich das Schiff viel tiefer im Süden, als sie es angenommen hatte? Vielleicht dauerte die Reise schon sehr lange, und sie hatte es nicht bemerkt. Auf Akora musste es sehr warm sein. Wie in Griechenland, aus dem die Akoraner angeblich stammten... Aus der griechischen Antike...
    War das möglich? Konnte ein so altes Volk überleben? Royce glaubte, diese Legende würde der Wahrheit entsprechen. Neben anderen Gründen hatte er die Reise angetreten, weil er sicher gewesen war, Antworten auf seine zahlreichen Fragen zu erhalten, die das griechische Altertum betrafen.
    Lieber Royce, so ein wunderbarer Bruder, so ein guter Mann... Wie ungerecht wäre das Schicksal, hätte er irgendein schlimmes Leid erdulden müssen... Dieser Gedanke erschien ihr unerträglich.
    Unerträglich... Kurzfristig schreckte Joanna aus ihrem fiebrigen Nebel hoch und rang nach Atem, als ein stechender Schmerz ihren Arm durchfuhr. Sie tastete nach ihrer Feldflasche und trank das restliche Wasser. Erschöpft versank sie in einem rastlosen Schlaf. Irgendwann erwachte sie in pechschwarzer Nacht.
    Im Schutz der Dunkelheit musste sie auf Wassersuche gehen und ihre Flasche füllen. Sie versuchte aufzustehen. Plötzlich ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. War es in einen Sturm geraten? Trotz der heftigen Schwankungen kam sie auf die Beine und stolperte zur Leiter unter der Falltür. Einen Fuß auf der untersten Sprosse, verlor sie das Gleichgewicht, stürzte und prallte gegen eine Kiste, die krachend an die Wand stieß.
    Alex stellte den Bierkrug ab, aus dem er soeben getrunken hatte, und schaute zur Tür des Mannschaftsquartiers hinüber. Wie gewohnt nahm er das Abendessen gemeinsam mit seiner Besatzung ein. Akoranische Kommandanten teilten viel mehr mit ihren Soldaten, als es in England oder auf dem europäischen Kontinent üblich war. Diesen Brauch pflegte er nur zu gern. Er schätzte die Kameradschaft seiner Leute, und die enge Verbundenheit konnte bei heiklen Missionen wie dieser den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Nach seiner Ansicht trugen Offiziere, die sich von ihren Truppen fern hielten, die Schuld, wenn sich ein Krieg völlig überflüssigerweise in die Länge zog. Es war viel besser, eine verschworene Einheit zu bilden, den Feind vernichtend zu schlagen und dank eines schnell errungenen Sieges Menschenleben zu retten.
    In seiner karg bemessenen Freizeit schrieb er eine Abhandlung über dieses Thema, in der er auf die Diskrepanzen zwischen den Führungsstilen britischer und akoranischer Kommandeure hinwies. Vielleicht konnte er sich an diesem Abend wieder seiner schriftstellerischen Tätigkeit widmen.
    Vorausgesetzt, er würde herausfinden, was den sonderbaren Krach im Laderaum verursacht hatte.
    »Stimmt was nicht, Archos?«, fragte der Mann an seiner Seite. Er sprach mit leiser Stimme. Aber da er Alex in dieser informellen Situation mit seinem Titel anredete, erregte er die Aufmerksamkeit der zwanzig anderen Akoraner, die am Tisch saßen. Sofort verstummten die Gespräche, und alle wandten sich ihrem Kommandanten zu.
    »Ich habe ein Geräusch im Laderaum gehört. Vielleicht hat sich ein Teil der Fracht verschoben.«
    Noch bevor er seine Erklärung beendete, stand er auf, und die Männer folgten seinem Beispiel. Was er vermutete, war unwahrscheinlich, aber sie wussten, dass sie der Sache auf den Grund gehen

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