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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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blieb stehen und betrachtete das Meer. Seit der Mond schlummerte, glänzte das Wasser fast schwarz. Bald würde der neue Tag anbrechen.
    Sie schlief vermutlich tief und fest, und es gab keinen Grund, warum er sie wecken sollte. Ganz im Gegenteil, es wäre sogar unfreundlich, sie zu stören. Ein Mann musste die Frauen gut behandeln, das gehörte zu seinen Pflichten. Aber in Joannas Fall drängte ihn etwas anderes zur Sanftmut. Ihr Kummer und ihre Angst appellierten an seinen Beschützerinstinkt - und berührten sein Herz.
    Direkt daneben lauerte das Verlangen, das sie entfachte. Diese beiden Wünsche, eine Frau zu besitzen und zu schützen, konnten einen Mann in Schwierigkeiten bringen. Das wusste man auf Akora. Hier wuchs kein Junge heran, ohne von erfahrenen Männern zu lernen, wie man solche Konflikte bewältigte. Mit eiserner Disziplin. Ein Krieger beherrschte sich. Ein Krieger hatte seine Gefühle stets in der Gewalt. Ein Krieger war klug genug, um den Pfad der Versuchung zu meiden.
    Und ein Krieger drückte sich vor nichts und niemandem.
    Ja, sie würde schlafen. Bis zum Morgen.
    Am nächsten Tag erwarteten ihn wichtige Aufgaben, die seine uneingeschränkte Konzentration erforderten. Viel zu lange war er mit seiner Truppe dem Exerzierplatz fern geblieben. Es würde ihm gut tun, dort zu schwitzen und sich anzustrengen, seine Fähigkeiten zu erproben. Außerdem wollte er jedem, der daran erinnert werden musste, vor Augen führen, dass der Prinz von Akora, der starke rechte Arm des Vanax’, nach Hause zurückgekehrt war.
    Im Palast herrschte tiefe Stille. Die Dienstboten lagen längst in ihren Betten, die Höflinge hatten sich glücklicherweise entfernt. Trotzdem wich er den öffentlichen Sälen aus, stieg die Privattreppe hinauf und folgte dem Korridor, der die Familienräume miteinander verband. An den beiden Enden lagen die Suiten der königlichen Brüder, dazwischen wohnte Kassandra.
    Beim Gedanken an seine Schwester lächelte Alex. Am nächsten Morgen würde er sie Wiedersehen und ihre unzähligen Fragen geduldig beantworten. Auf das Thema ihres lang ersehnten Besuchs in England würde er nicht eingehen - was dankenswerterweise Atreus’ Entscheidung war.
    Sie würde von Joanna hören und sie kennen lernen wollen. Vielleicht eine brauchbare Methode, beide Frauen zu beschäftigen, überlegte er, wenn auch etwas riskant. In letzter Zeit würde Kassandra etwas unzufrieden wirken, hatte sein Bruder erklärt. Langweilte sie sich einfach nur? Oder steckte mehr dahinter? Für ihre offiziellen Pflichten zeigte sie nur geringes Interesse, für eine Heirat überhaupt keines. Manchmal ritt sie stundenlang aus und galoppierte ihrer Eskorte davon, als wollte sie einem zu beengten Leben entfliehen. Das verstand Alex nur zu gut, fürchtete aber, dieses Problem würde sich nicht lösen lassen - weil sie eine Frau war.
    So wie Joanna - eine Frau, die das Landgut ihrer Familie verwaltete und eine abenteuerliche Reise unternahm, um ihren vermissten Bruder zu suchen. Das würde Kassandras Freiheitsdrang noch schüren. Sobald sie der Engländerin begegnet war, würde man die beiden nicht mehr trennen können. Oder man sperrte sie ein, was grausam wäre und deshalb gegen die akoranischen Gesetze verstieße.
    So sieht das »kriegerische Regiment« auf Akora aus, dachte Alex und schnitt eine Grimasse. Eine nützliche Legende in der Außenwelt, die dadurch fern gehalten wurde, aber wenn es um das tägliche Leben ging...
    Und um diese Nacht. Inzwischen hatte er seine Suite erreicht. So leise wie möglich schob er den Vorhang des Torbogens beiseite und spähte hindurch. Ich bin nur so vorsichtig, weil ich Joanna nicht wecken will, redete er sich ein. Dann schaute er zum Bett hinüber und runzelte die Stirn.
    Es war leer.
    Hölle und Verdammnis!
    Mit langen Schritten stürmte er ins Zimmer. Wenn sie beschlossen hatte, auf eigene Faust zu handeln, und davongelaufen war...
    Kalte Angst verscheuchte seinen Zorn, der nur allzu berechtigt war. Für einen qualvollen Moment, der kein Ende zu nehmen schien, wandte er sich dahin und dorthin. Sein Blick suchte den ganzen Raum ab. Von seiner beklemmenden Furcht zutiefst verstört, übersah er beinahe die Umrisse einer schmalen Gestalt, im Schatten unterhalb des Fensters.
    Erleichtert stieß er den Atem aus, den er unwillkürlich angehalten hatte, eilte hinüber und betrachtete die schlafende Frau auf der Bank.
    Obwohl sie sich in einem breiten Bett ausstrecken könnte, zog sie die schmale Bank

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