Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
er lauerte unbemerkt hinter irgendwelchen Ecken.
    »Nicht weggehen!«, bettelte Joanna, Kind und Frau, eingeschlossen in Träumen und Erinnerungen. Beklommen streckte sie eine Hand aus und spürte warme Haut.
    »Natürlich gehe ich nicht weg«, murmelte Alex schläfrig, hielt ihre Finger fest und zog sie an die Lippen. Dann nahm er Joanna in die Arme. Aus unerklärlichen Gründen war er plötzlich erwacht, gerade rechtzeitig, um ihre Bitte zu hören und ihren Kummer nachzuempfinden.
    »Sei ganz ruhig, alles ist gut«, versuchte er, sie zu trösten. »Was bedrückt dich?«
    Hoffentlich nichts, was zwischen uns geschah, dachte er. Das würde er nicht ertragen.
    »Wahrscheinlich habe ich geträumt - und mir eingebildet, ich wäre wach.«
    Ein Traum von Verlust und Tod, wenn er die Dämonen, die sie verfolgten, richtig einschätzte.
    Ohne auf seine gewaltigen Körperkräfte zu achten, warf er sich auf Joanna und presste sie an sich, als könnte er auf diese Weise ihre Qualen in seiner eigenen Seele aufnehmen und zerstören. Sie lag auf dem Rücken und starrte ihn an. Wie leidenschaftlich er in diesem Moment aussah, wusste er nicht. Wie faszinierend... »Ich lebe, Joanna, und ich werde nicht sterben. Das versichere ich dir. Bald werden wir über die besiegte Angst lachen.«
    Trotz aller Verzweiflung zuckten ihre Mundwinkel. »Besitzt du Kassandras Gabe?«
    »Keine Gabe, zumindest nicht diese. Und dafür danke ich dem Himmel. Aber ich habe starke Arme und einen eisernen Willen. In deiner und meiner Zukunft warten mehrere Möglichkeiten. Wenn uns das Schicksal gewogen ist, suchen wir die aus, die uns am besten gefällt.«
    Und sie glaubte ihm, mochte ihr der Allmächtige helfen. Oder vielleicht war ihre Sehnsucht stark genug, um sich in Wirklichkeit zu verwandeln. Wie auch immer - sie umklammerte seine breiten, starken Schultern, die das Dunkel verdeckten. Instinktiv hob sie die Hüften.
    Als er nach Atem rang, beobachtete sie hingerissen den beschleunigten Puls in seinem Hals, spürte die Regung zwischen ihren Schenkeln. Wie einfach wäre es, wieder mit ihm zu verschmelzen, in süßem, heißem Genuss...
    »Zu früh«, mahnte er.
    »Da bin ich anderer Meinung«, erwiderte sie und bewegte sich aufreizend.
    In gespielter Empörung hob er die Brauen. »Schamlos, völlig schamlos.«
    »Oh, das will ich doch hoffen.«
    Da brach er in Gelächter aus. Froh und erleichtert drückte er sie noch fester an sich. Welch eine Frau! Schön, klug, provozierend, kühn... Auf ihren Wagemut musste er stets achten, sonst würde sie irgendwann eine große Dummheit begehen. Im Augenblick genügte es ihm, sie lächeln zu sehen.
    Nein, das genügte nicht einmal annähernd.
    Und wie sich herausstellte, war es gar nicht zu früh.

12
    Bleiches Licht, ein Geruch, den sie kannte, kalt und feucht, hart, Stein.
    Schmerz und Erschöpfung - so übergroß, dass es ihr fast den Atem nahm.
    Da war ein kleines Fenster, mit eisernen Stäben vergittert, durch die sie verschwommen sah, was sich dahinter befand. Ein Graben und ein steinerner Wall, dann eine Wiese, die sanft zu schimmerndem Wasser hin abfiel. Und jenseits des Wassers - Land und ein weißer Turm im Licht des neuen Tages, hoch und schlank.
    Noch ein endloser, hoffnungsloser Tag.
    Zorn - Bitterkeit - Verzweiflung... Aber eindeutig Leben.
    »Royce!«
    Qualvoll rang sich der Schrei aus Joannas Kehle, und sie setzte sich auf. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen, die sie hastig wegwischte. Mit einiger Mühe versuchte sie zu begreifen, wo sie war - wo sie gewesen war.
    Sie hörte die Schritte der Dienstboten, Besucher und Bittsteller, die bereits im Palast eintrafen, und weit entfernt die Geräusche der Stadt. Und sie roch das Meer, Töpfe voller blühendem Thymian vor den Fenstern, einen nahen Zitronenhain. Sie war in Seide gehüllt. Vage entsann sie sich, wie Alex sie beide zugedeckt hatte, bevor sie endlich müde und zufrieden in tiefem Schlaf versunken waren. Sie wäre in einem Paradies gelandet - hätte sie nicht Asche auf der Zunge geschmeckt, das grausame Wissen um brutale Gefangenschaft.
    In der Badekammer plätscherte Wasser.
    Entschlossen sprang Joanna aus dem Bett, das seidene Laken an sich gepresst, rannte hinüber und stieß die Tür auf. Alex stand vor der Waschschüssel und blickte in den silbernen Wandspiegel. Bis auf das Handtuch, das er um die Hüften geschlungen hatte, war er nackt. Auf seiner breiten bronzebraunen Brust funkelten Wassertropfen. Langsam rannen sie über starke, wie

Weitere Kostenlose Bücher