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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Er küsste sie noch einmal. Voller Glut. Dann eilte er durch den Torbogen davon.
    Joanna beobachtete den Vorhang, bis er hinter Alex zu flattern aufhörte, und zwang sich, langsamer zu atmen. In ihrem Mund spürte sie immer noch die Hitze, die er entzündet hatte. Und ihre Knie waren unerklärlich weich. Oder verständlicherweise. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ereignisreich gewesen. Welch eine Untertreibung... Sie schnitt eine Grimasse und ging in die Badekammer. Nach einem sehnsüchtigen Blick auf die Wanne entschied sie sich für die Dusche. Der Wasserstrahl weckte ihre Lebensgeister.
    Während sie den Hahn zudrehte und sich abtrocknete, fühlte sie sich nicht mehr so verwirrt, in einem Wirbelsturm
    Schwindel erregender Emotionen gefangen, die jeden Moment außer Kontrolle zu geraten drohten. Trotzdem zuckte sie zusammen, als sie ins Schlafzimmer zurückkehrte und von Kassandra erwartet wurde.
    Die Prinzessin wirkte beunruhigt, aber fest entschlossen, ihre Sorge zu verbergen. »Vor einer kleinen Weile erzählte mir Alexandros, Sie seien erwacht, Lady. Und er meinte, vielleicht würden Sie gern etwas mehr von der Stadt besichtigen.«
    »Bevor oder nachdem er Sie gebeten hat, meine Aufpasserin zu spielen?«
    »Wie bitte?«
    Seufzend gab sich Joanna geschlagen. Von Natur aus neigte sie nicht zu bissigen Bemerkungen. Außerdem durfte sie ihren Ärger nicht an Kassandra auslassen. »Tut mir Leid, es ist nur - ich hasse es, wenn jemand anderer die Dinge tut, die ich lieber selbst erledigen möchte.«
    Kassandra lächelte verständnisvoll. »So denke ich auch. Aber manchmal müssen wir Frauen uns in dieses Schicksal fügen. Sagen Sie mir doch - was wird Alex unternehmen?«
    »Hoffentlich sucht er Royce.«
    »Haben Sie Ihren Bruder gesehen?«
    Joanna nickte bedrückt. »Endlich... Zu meinem Bedauern war die Vision nicht besonders aufschlussreich. Kein Wunder... Konnte ich denn mit einem Wegweiser rechnen, der mich zu Royce führen würde?« Ihre Stimme brach, und sie schaute rasch weg.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte Kassandra und legte besänftigend eine Hand auf ihren Arm.
    In knappen Sätzen beschrieb Joanna die Vision. »Kommt Ihnen das bekannt vor, Prinzessin? Die Wiese, das Wasser, der hohe weiße Turm?«
    »Leider nicht. Verlieren Sie nicht den Mut. Alexandros kennt diese Insel viel besser als ich, und er wird keine Mühe scheuen, um Ihren Bruder zu finden.«
    »Ja, sicher«, stimmte Joanna zu. Doch es fiel ihr sehr schwer, Geduld zu üben, und sie fühlte sich schrecklich hilflos.
    »Kommen Sie, suchen wir was für Sie zum Anziehen, Lady«, schlug Kassandra in fröhlichem Ton vor. »Da gibt es so viel, was Sie noch nicht gesehen haben.«
    Obwohl Joanna keine Begeisterung aufbringen konnte, willigte sie ein. Es war Kassandra, die eine braune, seidene Tunika aus einer Truhe nahm, über Joannas Kopf zog und passende Bänder in ihr Haar flocht, die sich zwar nicht eigneten, um die wirre Lockenpracht zu zähmen, aber hübsch aussahen.
    Als Joanna vor dem Spiegel stand, erkannte sie sich kaum wieder. Ganze Welten schienen sie von dem vernünftigen Mädchen zu trennen, das über schlammige Felder gestapft war, bei der Geburt von Fohlen geholfen und Apfelwein mit Bäuerinnen geteilt hatte - und zufrieden wäre, könnte es das restliche Leben innerhalb der stolzen Mauern von Hawkforte verbringen. Oder nicht?
    Schon in der Kindheit hatte sie von Reisen in ferne Regionen geträumt, besonders vom legendären Akora. Erst nach dem plötzlichen Tod der Eltern hatte sie die Sicherheit der vertrauten ländlichen Heimat schätzen gelernt und sie nur selten verlassen, um mit Royce Frankreich oder die östlichen Mittelmeerländer zu erforschen. Hawkforte war ihre Zuflucht gewesen. Auch ihr Gefängnis?
    Kassandra musterte sie neugierig.
    Mit einiger Mühe verdrängte Joanna eine erschütternde neue Erkenntnis und zeigte zum Torbogen. »Gehen wir?« Nachdem sie den Palast verlassen hatten, fragte sie: »Wohin führen Sie mich jetzt?«
    Geheimnisvoll schwieg Kassandra. Sie passierten das Tor zwischen den steinernen Löwinnen und wanderten die Straße zur Stadt hinab. Bald folgten sie einem anderen Weg und stiegen den Hang eines Hügels hinauf, dessen Gipfel etwas unterhalb der Vanax-Residenz lag.
    »Da sind wir.« Kassandra zeigte auf einen schönen Säulengang, der blütenweiß im Sonnenschein erstrahlte. »Heute Vormittag proben die Schauspieler der königlichen Truppe, und ich dachte, vielleicht möchten Sie gern

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