Insel meines Herzens
zu.
»Jetzt stehe ich vor euch, ein Angeklagter«, fuhr Deilos fort. »Und vor euch – meinem Volk – will ich ein Geständnis ablegen. Bin ich schuldig im Sinne der Anklage? Ja! Schuldig, weil ich Akora liebe, weil ich Akora diente und bereit war, mein Blut zu vergießen, um Akora zu retten!«
Nun ertönten nur Jubelrufe, nicht viele, aber etwas mehr als zuvor.
»Nahm ich den Xenos -Lord gefangen? Ja! Wer ist dieser Mann, der inzwischen in die Atreiden-Familie eingeheiratet hat? In seinem eigenen Land ist er ein hoch geschätzter Berater des Königs. Von diesem Regenten erhielt Lord Hawk den Auftrag, Missionen zu erfüllen, die Großbritanniens Macht stärken sollten. Heute sitzt er hier, nahe dem Ohr seines Schwagers. Zweifellos wird er seinen beträchtlichen Einfluss auf den Vanax nutzen, um Akora zu schaden!«
Kassandra sprang auf und hob die Hände, als wollte sie Deilos erwürgen. Aber Royce drückte sie mit sanfter Gewalt auf ihren Sitz zurück und hielt sie fest.
»Warum übergab ich ihn nicht sofort unseren Behörden?«, lautete die nächste rhetorische Frage des Gefangenen. »Sosehr es mich auch betrübt, das zu sagen – ich traute ihnen nicht mehr zu, richtig zu handeln. Der Xenos hätte mir einfach erklären können, warum er nach Akora gekommen war. Doch er weigerte sich.«
»Deilos lügt!«, stieß Brianna hervor. »Niemals wollte Royce den Akoranern Schaden zufügen.«
»Das haben dir die Atreiden eingeredet«, entgegnete Polonus.
Voller Zorn starrte sie ihn an, während Deilos weitersprach.
»Angeblich wollte ich eine ausländische Macht zum Einmarsch in unsere Heimat provozieren. Ich sage euch – die Atreiden wussten Bescheid über die Angriffspläne der Engländer. Trotzdem taten sie nichts, um eine Invasion zu verhindern. Aber ich fuhr nach Großbritannien, und die Wahrheit, die ich dort herausfand, erschütterte mich. Als ich hierher zurückkehrte, musste ich drastische Maßnahmen ergreifen. Sonst wäre Akora in die Hände der Xenos-Eindringlinge gefallen.«
»Lauter Lügen«, wisperte Brianna. Diesmal beachtete Polonus ihren Einwand nicht.
»Denkt nach, meine akoranischen Mitbürger!«, verlangte Deilos. »Jetzt, an diesem Tag, könnten wir bereits in einem Akora leben, das unter der Stiefelsohle einer fremden Nation leidet. Zumindest jene von uns, die nicht den Tod gefunden hätten... Wie viele würden das sein? Wäre nicht jeder aufrechte Akoraner im Kampf um die Freiheit unseres Landes gefallen? Und unsere Kinder? Wie viele wären gestorben? Wie viele müssten ein Sklavendasein führen, zwischen niedergebrannten Tempeln und zerstörten Häusern? Unser ehrwürdiges Erbe wäre vernichtet worden, ohne die leiseste Hoffnung, jemals wieder seine einstige Geltung zu erreichen!«
Eine Zeit lang schwieg er und schaute in alle Richtungen. Ein hervorragender Redner, verstand er es, die Leute mitzureißen. Unwillkürlich ließen sie sich von dem Bild des Grauens beeindrucken, das er so meisterhaft gezeichnet hatte.
»Nun könnte ich euch erzählen, wie redlich ich mich bemühte, auf den Vanax einzuwirken und ihm klar zu machen, welch schrecklich falschen Weg er eingeschlagen hatte. Doch das würde euch nur erzürnen und bekümmern. Immer wieder wurde ich zurückgewiesen. Ich erhielt nicht einmal eine Gelegenheit, mit dem Vanax persönlich zu sprechen. Stattdessen beriet er sich lieber mit seinem Halbbruder, dem Kyril Alexandros, der – wie ihr alle wisst – mit einer Engländerin verheiratet ist. Und diese Frau entstammt derselben Familie wie Lord Hawk – jener Dynastie, die den britischen Interessen so übereifrig dient.«
Nach einer kurzen Pause seufzte Deilos tief auf.
»Glaubt mir, Akoraner und Akoranerinnen, ich war verzweifelt. Darauf bin ich wahrlich nicht stolz. Aber es ist die reine Wahrheit. Und in meiner Verzweiflung schmiedete ich einen kühnen Plan. Ich hoffte dem Vanax Angst einzujagen und vor Augen zu führen, welch unermessliches Leid die drohende Invasion über Akora bringen würde. Niemals wollte ich ihn töten. Aber auch ich bin nur ein Mensch, der Irrtümern unterliegen kann, so wie jeder andere. Was als geringfügiger Krach gedacht war, steigerte sich bedauerlicherweise zu einer gewaltigen Explosion, bei der unschuldige Bürger starben. Vielleicht sollte man den Standpunkt vertreten, sie wären die Opfer eines Krieges, der Akora vor einer schlimmeren Katastrophe bewahrt hat.«
»Oh, wie niederträchtig!«, beschwerte sich Brianna. »Wie kann er es wagen, den
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