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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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Ermordung von acht Menschen verzeihlich. Er behauptete, es wäre ihm nur um Akoras Sicherheit gegangen. In Wirklichkeit hat er gegen die Gesetze verstoßen, die Stabilität bedroht und uns alle in Gefahr gebracht.«
    »Glaubst du, die Leute werden das merken?«
    »Damit rechne ich.«
    »Also setzt du großes Vertrauen in die Durchschnittsbürger und -bürgerinnen.«
    »Das muss ich«, erwiderte er schlicht. »Anders kann ich nicht handeln. Ohne den festen Glauben an den inneren Anstand gewöhnlicher Menschen gibt es nur einen einzigen Weg, ihre Denkweise in die richtigen Bahnen zu lenken – die Tyrannei. Diese Methode haben die Atreiden niemals angewandt.«
    Brianna warf den Vögeln die letzten Krümel hin und wischte ihre Hände ab. »Heute wurde Deilos von mehreren Anhängern bejubelt.«
    »Ja, ich weiß. Vielleicht hat er inzwischen noch einige Bewunderer hinzugewonnen, die das Trugbild seiner Worte nicht durchschauen.«
    »Sie könnten gefährlich werden.«
    »Sorgst du dich um mich, Brianna?«
    »Nun, ich...« Durch gesenkte Wimpern schaute sie ihn an. »Natürlich sorge ich mich. In einer solchen Situation hätte ich um jeden Angst. Eins musst du verstehen, Atreus – ich ging nach England, um das Kind zu finden, das ich einmal war. Deshalb verleugne ich keineswegs, was seither aus mir geworden ist. Hier bin ich glücklich – und stolz, weil ich eine Akoranerin bin. Daran hat mein Name ›Lady Brianna Wilcox‹ nichts geändert. Nur die Wahrheit über den Tod meiner Eltern gibt mir zu denken.«
    »Davon habe ich dir nur erzählt, weil ich dachte, es würde dich von deinen Gewissensqualen befreien.«
    »Vermutlich werde ich mich eines Tages erleichtert fühlen. Aber jetzt sehe ich nur die sechzehn Jahre, die ich in einer Lügenwelt verbracht habe. Die Menschen, die ich so vertrauensvoll liebte, erscheinen mir fremd – so als hätte ich sie gar nicht gekannt.«
    »Verstehst du nicht, dass sie schwiegen, weil sie es gut mit dir meinten?«
    »Gibt es denn gute Lügen? Vielleicht fügen sie einem Herzen tiefe Wunden zu, die niemals heilen.«
    Die Sonne neigte sich nach Westen. In ihrem Widerschein glühten die feurigen Lichter in Briannas Haar. Atreus stand auf und betrachtete das schöne Gesicht, das er aus Marmor gemeißelt hatte, als diese Frau noch eine Vision gewesen war – keine Realität. So inbrünstig er sich auch wünschte, sie zu umarmen – er versuchte sie nur mit seiner Stimme zu erreichen.
    »Nicht die Lüge bereitet dir Kummer, Brianna, sondern die Wahrheit. Damit meine ich die Macht Akoras, die tatsächlich existiert, die geschützt werden muss, weil sie uns schützt. Die Wahrheit, dass wir beide zusammengehören, als Mann und Frau. Und die Wahrheit, dass in dir kein Schatten lauert, kein Albtraum einer Schuld, der dich mit der unseligen Angst verfolgt, du wärst wertlos.«
    Auch Brianna erhob sich. Herausfordernd warf sie den Kopf in den Nacken. »Da wir gerade von Wahrheiten sprechen... Erwartest du von mir zu vergessen, wie und warum meine Eltern starben? Soll ich das verdrängen und dem Land dienen, das die beiden in den Tod trieb? Wärst du dazu fähig, Atreus? Würdest du an meine Stelle treten, hätten die Briten zwei Menschen getötet, die du liebtest – könntest du darüber hinwegsehen und England dienen?«
    Er zögerte, und seinem Schweigen entnahm sie, was er nicht verhehlen konnte.
    »Nein, das kannst du dir nicht vorstellen, Atreus. Dazu wärst du niemals imstande. Trotzdem erwartest du es von  mir .«
    »Darum bitte ich dich«, verbesserte er sie in sanftem Ton und berührte ihre Wange. »Vielleicht ist es zu viel verlangt...«
    Von jeder Frau mochte es zu viel verlangt sein, ein Leben zu teilen, das er nicht selbst gewählt hatte... Und ganz besonders von Brianna, mit der ihn immer noch unausgesprochene Wahrheiten verbanden...
    Er senkte seine Hand und verließ den Garten, den die untergehende Sonne füllte, kehrte zurück in den labyrinthischen Palast, in die gnadenlose Umarmung der uralten Mauern.

Kapitel 17
    W ie lange sie noch in dem kleinen Garten blieb, nachdem Atreus sie allein gelassen hatte, wusste Brianna später nicht. Kraftlos war sie auf die steinerne Bank gesunken, die bebenden Hände geballt. Wie aus weiter Ferne hörte sie den Brunnen plätschern, das leise Abendlied der Vögel. Diese Geräusche nahm sie kaum wahr.
    Einen umso nachhaltigeren Eindruck hatte Atreus auf Brianna gemacht. Das gelang ihm immer wieder, seit er im Londoner Hafen von Bord gegangen war,

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